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S C H I E D S R I C H T E R -Z E I T U N G 1 / 2 0 1 7

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Tagung

Mehr als 70 Teilnehmer trafen sich zum gemeinsamen Lehr-

gang in Frankfurt am Main.

Helmut Geyer trägt seit drei Jahren die Verantwortung für

den Amateur-Bereich der Schiedsrichter.

Betreuung junger Schiedsrichter

in der Anfangsphase, um den in

den Tagungs-Diskussionen viel-

fach genannten „Praxis-Schock“

abzumildern.

Auch wenn der Online-Spielbe-

richt kein klassisches Schiedsrich-

ter-Thema ist, spielte er bei der

Tagung in Frankfurt zumindest

eine Nebenrolle: „Schiedsrichter

sind stets hierbei eingebunden,

da sie den Spielbericht ausfüllen

und freigeben müssen“, erklärte

Geyer. Der DFB-Masterplan hat die

Zielvorgabe, dass Spielberichte

spätestens 60 Minuten nach

Spielende abgeschlossen sein

sollen. „Viele Landesverbände

haben verbandsweit eine Quote

von bereits mehr als 90 Prozent –

andere erreichen aber nur fünf

Prozent.“

Dies läge an den unterschiedli-

chen Vorgaben des jeweiligen

Verbandes. „Wenn ich vorgebe,

dass der Spielbericht erst bis

Dienstagabend fertig sein muss,

kann ich vom Schiedsrichter nicht

erwarten, dass er diesen direkt

nach Spielschluss bearbeitet“,

so der Vorsitzende. Also müssten

die Regularien in den Verbänden

entsprechend angepasst werden.

Auch müsse die notwendige

Infrastruktur bereitstehen und die

Technik vor Ort verfügbar sein.

In Arbeitsgruppen diskutierten

die Obleute weitere Themen: Beim

Punkt „Gewalt“ waren sich die Be-

teiligten einig, dass Schiedsrich-

ter in den Landesverbänden einen

Ansprechpartner benötigen, wenn

es zu entsprechenden Vorfällen

kommt. Eine psychologische und

rechtliche Unterstützung müsse

sichergestellt werden. „Gewalt

können wir letztlich nicht ver-

hindern, aber wir können unsere

Schiedsrichter besser auf solche

Vorfälle vorbereiten“, sagte

Geyer.

In den Anwärter-Lehrgängen

müsse konsequent Wert auf die

Einbindung der Gewaltprävention

gelegt werden. Junge Schieds-

richter müssten früh darauf

hingewiesen werden, dass so

etwas vorkommen kann. Dabei

sollten Lehrwarte auch mögliche

Handlungsmöglichkeiten auf-

zeigen: Wie gehe ich damit um?

Welche Möglichkeiten habe ich?

Wo bekomme ich Hilfe? „Um eine

gewisse Nachhaltigkeit zu erzie-

len, müssen diese Schulungsmaß-

nahmen auf Kreisebene in den

einzelnen Schiedsrichter-Gruppen

regelmäßig wiederholt werden“,

empfahl Geyer.

Wie lassen sich Schiedsrichter-

Leistungen am besten bewer-

ten? Diese Frage diskutierten

die Schiedsrichter-Chefs der

Landesverbände ebenfalls sehr

engagiert mit der Forderung

nach größtmöglicher Transpa-

renz. „Wo Menschen Menschen

beurteilen, gibt es gute und

weniger gute, richtige und falsche

Bewertungen“, stellte Geyer klar,

wie schwierig eine Schiedsrich-

ter-Leistung messbar sei.

Letztlich aber waren sich die

Obleute einig, dass es derzeit

kein besseres System als das

bestehende gäbe. Wichtig seien

weiter gezielte Schulungen der

Beobachter, die auch gemeinsam

mit aktiven Schiedsrichtern statt-

finden sollten.

Neues „Werkzeug“

für die Lehrwarte

Neben den Regeländerungen zur

Saison 2016/2017 waren natürlich

auch Fragen zur Regelauslegung

Thema bei den Schiedsrichter-

Lehrwarten. Dazu wurden Video-

Szenen mit „Vorbild-Charakter“

gemeinsam analysiert. Vor allem

Szenen, die von Spielern, Trainern

und Schiedsrichtern in den unte-

ren Spielklassen gern in ähnlicher

Form nachgeahmt werden. „Wich-

tig ist, dass wir unsere Schieds-

richter dafür sensibilisieren,

dass von solchem Spieler- oder

Trainerverhalten in den Profiligen

eine Signalwirkung auf die Basis

ausgeht und man sich davon

nicht überraschen lassen soll“,

sagte Schiedsrichter-Lehrwart

Lutz Wagner.

Und weiter: „Es gibt Entwicklun-

gen, die von den Schiedsrichter-

Lehrwarten erkannt werden

müssen. Nur dann können sie

ihre Schiedsrichter entsprechend

schulen“, sagte Wagner, „damit

sie auf taktische Veränderungen

oder sogenannte ‚Mode-Fouls’

vorbereitet sind.“

Für eine solche gezielte Vorbe-

reitung hatte Wagner viele neue

„Werkzeuge“ im Gepäck. „Ich

sehe diese Tagung auch immer

ein wenig als ‚Basar‘ für neue

Ideen“, sagte der Lehrwart. Bei

den Treffen sollte die Zeit genutzt

werden, um die Teilnehmer mit

neuen Dingen zu konfrontieren

und sich ein Feedback einzuholen.

„Dies hilft uns zu klären: Verfol-

gen wir eine Idee weiter? Macht

das Sinn? Ist das gewinnbringend

für die Schiedsrichter?“