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S C H I E D S R I C H T E R -Z E I T U N G 1 / 2 0 1 7

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Zimmermann

: Aktuell liegt diese

Angelegenheit noch bei den

Gerichten, um juristische Verstri-

ckungen zu klären. Wenn der DFB

die finale Freigabe erhält, werden

wir aber vorbereitet sein – wobei

einer der Schwerpunkte natürlich

der Umzug der DFB-Verwaltung ist,

weil die bisherigen Büros aus allen

Nähten platzen.

Wenn die DFB-Akademie einmal

gebaut ist, werden damit aber

auch die Schulungsmöglichkeiten

für die Schiedsrichter verbes-

sert. Alle Veranstaltungen – ob

Lehrgänge oder Tagungen – sollen

nach Möglichkeit dann dort statt-

finden.

Die Trennung zwischen Elite- und

Amateur-Bereich ist nun genau drei

Jahre her. Was hat diese Reform für

beide Bereiche gebracht?

Zimmermann

: Diese Reform war

auf jeden Fall notwendig, weil die

Inhalte beider Bereiche bisweilen

doch sehr unterschiedlich sind:

Die Welt des professionellen

Fußballs steht durch die mediale

Begleitung derart im Fokus, dass

man kurze und schnelle Entschei-

dungs-Prozesse braucht.

Die Welt der Amateure ist dagegen

eine ganz andere: Das sind die

anderen rund 74.000 Schiedsrich-

ter in Deutschland. Dieser Bereich

ist aufgrund seiner Größe zwar

wesentlich schwieriger zu steuern,

hat aber auch den Vorteil, dass er

außerhalb dieser extremen media-

len Betrachtung liegt. Themen aus

dem Elite-Bereich – wie die Tor-

linien-Technik – werden wir bei den

Amateuren niemals diskutieren.

Was vor drei Jahren übrigens

clever gemacht wurde, war die

Ausrichtung des Schiedsrichter-

ausschusses als Brücke zwischen

beiden Kommissionen.

Bereichs. Wie viel Potenzial steckt

hier noch für die Zukunft?

Zimmermann

: Ich glaube, dass uns

hier eine ähnliche Entwicklung wie

im Bereich der Trainer erwartet.

Vor 15 Jahren sprach noch kaum

jemand von einem Athletik-Coach

oder Psychologen. Wenn man sich

dagegen heute einen Trainerstab

anschaut, ist dieser – etwas über-

spitzt formuliert – genauso breit

besetzt wie die Mannschaft selbst.

Es gibt Offensiv- und Defensiv-

Spezialisten, einen Yoga-Trainer

und vieles mehr – weil es die

Mannschaft weiterbringt.

Die Schiedsrichter sind genauso

eine eigene Mannschaft, die sich

Schritt für Schritt weiterent-

wickeln möchte und muss. Ich

persönlich bin zum Beispiel ein

großer Fan der psychologischen

Aspekte – gerade in diesem

Bereich können wir die Schieds-

richter noch weit nach vorne

bringen.

Welche Rolle spielt die DFB-Aka-

demie, die derzeit in Frankfurt am

Main in der Planung ist, für den

Schiedsrichter-Bereich?

Solche Dinge wollen wir uns

anschauen und dann entscheiden,

ob sie für die deutschen Schieds-

richter übertragbar und bezahlbar

sind, und ob sie den gewünschten

Effekt haben.

An der Spitze der Elite hat Lutz

Michael Fröhlich von Herbert

Fandel den Posten des Sport-

lichen Leiters übernommen. Was

bedeutet dieser Schritt für das

Schiedsrichterwesen?

Zimmermann

: Jeder Mensch hat

seine eigenen Spezifika, aber

ich erwarte nicht, dass sich die

Dinge gravierend ändern werden.

Was Grundsätze und Philosophie

zur Schiedsrichterei betrifft, hat

zwischen Herbert Fandel und Lutz

Michael Fröhlich schon in der Ver-

gangenheit kaum ein Blatt Papier

gepasst. Folglich verlief der Wech-

sel geräusch- und schmerzlos. Im

Übrigen ist es zum Glück auch kein

richtiger Abschied von Herbert

Fandel, der als Vorsitzender des

DFB-Schiedsrichterausschusses

Bestandteil der Gruppe bleibt.

Im Sommer hat Fröhlich einen

„Zehn-Punkte-Plan“ vorgestellt

zur Weiterentwicklung des Elite-

ogien nutzen“

Wenige Tage nach dem DFB-Bundestag in Erfurt stellte sich

Ronny Zimmermann den Fragen von SRZ-Reporter David Bittner.

Verfolger-Rolle rausgegangen

und hat zur Führungsgruppe

aufgeschlossen.

Was kann der Video-Schiedsrichter

künftig leisten? Vorausgesetzt, die

Tests dazu verlaufen in den kom-

menden Monaten erfolgreich...

Zimmermann

: In der Öffentlichkeit

geht man bei dieser Thematik

leider oft noch von falschen

Erwartungen aus: Viele denken,

dass künftig jede Szene nach-

träglich aufgelöst wird, was aber

angesichts des Spieltempos – und

ohne den Charakter des Spiels zu

verändern – niemals funktionie-

ren wird. Es geht allein darum,

blitzschnell die wichtigsten

Entscheidungen eines Spiels zu

überprüfen und dabei klare Fehler

bei spielentscheidenden Situatio-

nen zu korrigieren, zum Beispiel

bei Elfmetern oder Platzverweisen.

Wir müssen uns auf das wirklich

Wichtige beschränken. Ein Fußball-

spiel muss weiterhin 90 und ein

paar Minuten lang dauern und darf

nicht ständig durch den Eingriff

eines Video-Schiedsrichters

unterbrochen und über Gebühr

verzögert werden.

Moderne Technik könnte vielleicht

künftig auch in der Schulung der

Assistenten eine Rolle spielen...

Zimmermann

: Schaut man sich

das Video-Material einmal an, mit

dem wir derzeit unsere Assisten-

ten fortbilden, ist dieses sicherlich

nicht perfekt – denn wir bräuchten

die Szenen eigentlich aus der

Assistenten-Perspektive.

In Amerika wird in anderen

Sportarten dagegen schon mit

Video-Brillen trainiert. Dabei

wird die spezielle Perspektive

des Assistenten extra kreiert und

anschließend geübt.