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DEUTSCHER FUSSBALL-BUND
2.2. FEHLERKORREKTUR
2. TRAININGSPHILOSOPHIE
Anforderungen an die Torwarttrainerin/den Torwarttrainer
Eine gute Trainerin/ein guter Trainer zeichnet sich vor al-
lem dadurch aus, dass sie/er die Fehler der Torhüterin er-
kennt, sie in Worte fassen kann und Hinweise bzw. Übun-
gen parat hat, mit denen sie abgestellt werden können. Da-
rüber hinaus muss sie/er die Ursache für den auftretenden
Fehler ermitteln.
Idealerweise geschieht all dies während der Durchführung
der Übung. Gerade zu Beginn der Tätigkeit als Torwarttrai-
nerin/Torwartrainer kommt damit jedoch eine Vielzahl an
Anforderungen zur gleichen Zeit auf einen zu:
Sie/er muss
•
den eigenen Rhythmus mit dem der Torhüterin abstim-
men (Timing!).
•
den Ball richtig werfen/schießen.
•
die Bewegungsausführung der Torhüterin beobachten
und abspeichern (Ist-Wert!).
•
die Bewegungsausführung mit dem Soll-Wert abgleichen.
•
etwaige Fehler erkennen, analysieren und dabei heraus-
finden, welcher der Hauptfehler ist.
•
erkennen, was die Torhüterin gut gemacht hat.
•
die eigene Kritik in Worte fassen.
•
Übungen finden, mit denen der Fehler korrigiert werden
kann.
Torwarttrainerinnen und Torwarttrainer wissen, dass es
außerordentlich schwierig ist, den Ball präzise in die Ecke
zu schießen und gleichzeitig die zentral stehende Torhüte-
rin im Blick zu haben. Meist wird der Ball dann dorthin
kommen, worauf das Auge gerichtet ist: in die Mitte des To-
res. Mit zunehmender Erfahrung lassen sich diese beiden
Vorgänge jedoch leichter separat steuern.
Ein weiteres Problem ist, dass der Trainerin/dem Trainer
immer ein Teil der Hauptphase der Bewegung durch den
Blick auf den Ball im Moment des Schießens entgehen wird.
Im Laufe der Zeit kann man jedoch lernen, aufgrund von
‘Schlüsselbildern’ im sichtbaren Teil des Bewegungsablau-
fes Rückschlüsse auf den entgangenen Teil zu ziehen.
Durch eine Videoaufzeichnung des gesamten Trainings,
oder auch ausgewählter Übungen, lässt sich diese Masse
an Anforderungen deutlich reduzieren. Die Trainerin kann
sich nun während des Trainings ganz darauf konzentrie-
ren, den Ball gut zu ‚servieren’, um im Anschluss zuhause
anhand von Zeitlupe und Einzelbildfortschaltung eine ge-
naue Analyse vorzunehmen. Man kann einen Fehler nur
dann gezielt eliminieren, wenn man weiß, wo er seinen Ur-
sprung hat!
Mit dem Positiven beginnen
In der Bewegung einer ungeschulten Torhüterin werden
sich in allen Techniken zahlreiche Fehler finden. Wie geht
man mit diesen Fehlern um? Eine Möglichkeit wäre sicher-
lich, der Torhüterin alle beobachteten Fehler aufzuzählen.
Dieses Vorgehen würde jedoch hervorrufen, dass sie frus-
triert oder sogar aggressiv reagiert und kaum bereit ist, an
ihren Fehlern zu arbeiten.
Jegliche Form der Kritik ist für das eigene Ego leichter ver-
daubar, wenn ein Lob, und sei es auch nur ein kleines, vo-
rausgeschickt wird. Und das Schöne ist, es lässt sich auch
in einer eher schlechten Bewegungsausführung immer et-
was Gelungenes finden. Genau jetzt kommt der entschei-
dende Moment, in dem Sie der Torhüterin ein erstes Gefühl
vermitteln, wie sich ‚richtige’ und wie ‚falsche’ Bewegun-
gen ‚anfühlen’. Sie schließen an ihre Kritik eine Übung an,
die so stark gelenkt ist, dass der angemahnte Fehler nicht
mehr auftreten kann, und lassen die Torhüterin, die die Be-
wegung ja jetzt zwangsweise richtig macht, ihre ersten ei-
genständigen Bewegungserfahrungen selber schildern.
Dabei unterstützen Sie sie noch zusätzlich in ihrer Eigen-
wahrnehmung und lenken sie so in die richtige Richtung.
Da der Fehler im nächsten Training mit sehr großer Wahr-
scheinlichkeit anfangs wieder auftreten wird, wäre jetzt
ein guter Zeitpunkt, die Videokamera zum Einsatz zu brin-
gen. Sie filmen die Torhüterin zuerst bei der falschen Be-
wegungsausführung, wiederholen dann die stark gelenk-
ten Übungen, die eine richtige Ausführung erzwingen, und
beenden die Sequenz mit weniger stark gelenkten Übun-
gen. Dadurch können Sie der Torhüterin zuerst die falsche,
dann die richtige Ausführung in bewegten Bildern zeigen.
Bei der abschließenden freieren Übung werden sie ge-
meinsam entweder einen echten Lernfortschritt konstatie-
ren können oder aber die Notwendigkeit feststellen, noch
weiter im stärker gelenkten Bereich arbeiten zu müssen.
Auf alle Fälle werden Sie Ihrer Torhüterin nachhaltig Ihre
eigene Sachkompetenz beweisen und damit ihr Vertrauen
in Ihren Wissensvorsprung gestärkt haben. Darüber hinaus
hat sie den ersten wichtigen Baustein in puncto Eigen-
wahrnehmung erworben.
Aus Fehlern lernen
Trainer im Jugendbereich beschweren sich gelegentlich,
dass ihre Torhüterin bei mehreren Flanken im Spiel nicht
an den Ball gekommen ist. Eines der „Lieblingsargumente“
lautet: ‚Wenn die Torhüterin rausgeht, dann muss sie doch
den Ball haben!’ Aber gilt das wirklich auch für den Ju-
gendbereich, den Lernbereich, den Entwicklungsbereich?