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DEUTSCHER FUSSBALL-BUND
2.3. DER VERMITTLUNGSANSATZ – TRAININGSMETHODIK UND -DIDAKTIK
2. TRAININGSPHILOSOPHIE
Wenn die Torhüterin das Zeitintervall verringern soll, das
sich vom ersten Sehen des Balles bis zur Einleitung der Be-
wegung erstreckt, sollte die Schärfe des Schusses kon-
stant bleiben, die Distanz der Trainerin/des Trainers zur
Torhüterin jedoch verringert werden.
Soll die motorische Komponente, also zum Beispiel der
explosive Abdruck, geschult werden, empfiehlt es sich, den
Ball schärfer und auch weiter in die Ecke des Tores zu ser-
vieren.
Blick zum Boden oder nicht?
Eine Übung lässt sich auch dahingehend variieren, ob die
Torhüterin den Blick auf die Trainerin/den Trainer und den
Ball gerichtet hat, oder ob sie den Blick erst in dem
Moment auf Trainerin/Trainer und Ball richtet, wenn der
Ball den Fuß/die Hand verlässt.
Die zweite Variante bietet folgende Vorteile:
•
Schulung der Reaktionsfähigkeit (auch wenn ein opti-
sches Signal zu bevorzugen wäre, weil es spielgemäßer
ist)
•
Erhöhte Aufmerksamkeit und Aktion aus einem „blank
mind“. Die Torhüterin sollte erst dann mit der Bewegung
beginnen, wenn der Ball den Fuß der Trainerin/des Trai-
ners verlassen hat. Dadurch, dass die Torhüterin zum Bo-
den blickt, kann die Trainerin/der Trainer den Beginn der
Torwartaktion selbst steuern. Dadurch wird verhindert,
dass die Torhüterin zu früh mit der Aktion beginnt und
dann anhand der Fußstellung/Körpersprache des Schüt-
zen auf eine Seite spekuliert. Dies macht vor allem dann
Sinn, wenn die Seite, auf die der Ball serviert wird, nicht
vorgegeben wird.
•
Verstärkte Schulung der Fähigkeit, Geschwindigkeit und
Richtung des Balles zu berechnen.
Die womöglich einfachste Methode dies zu erreichen, be-
steht darin, die Torhüterin auf den Boden vor sich blicken
zu lassen. Auf ein akustisches Signal hebt sie den Kopf und
sieht den Ball erst in dem Moment, in dem das Spielgerät
den Fuß der Trainerin/des Trainers verlässt (dieses Zeit-
fenster kann natürlich auch in die eine oder andere Rich-
tung verschoben werden).
Das Servieren des Balles mit oder ohne Vorgabe der Seite
Aus den oben genannten Gründen macht es grundsätzlich
immer Sinn, eine Übung mit anfänglichem Blick zum
Boden durchführen zu lassen, um einen Anstieg des
Schwierigkeitsgrades zu erreichen. Unabdingbar ist dieses
Verfahren jedoch, wenn die Seite, auf die der Ball serviert
wird, nicht vorgegeben wird. Wenn die Torhüterin also erst
erkennen muss, wohin der Ball gespielt wird.
Kündigt die Trainerin/der Trainer an, auf welche Seite
sie/er den Ball serviert, erschwert die Vorgabe, den Blick
zum Boden zu richten, die Übung nur leicht.
Fazit
Je nach Bewegungsgeschick, Bewegungserfahrung, Lern-
typ und Alter sprechen Torhüterinnen unterschiedlich auf
die Übungsvariationen und Steuerungselemente innerhalb
einer Übung an. Je mehr Erfahrung die Trainerin/der Trai-
ner auf diesem Gebiet gesammelt hat, desto besser und
schneller wird sie/er auf die unterschiedlichen Torhüterin-
nentypen eingehen können. Dementsprechend schneller
wird sich dann natürlich auch der Lernerfolg einstellen. Es
ist jedoch immer wichtig, nicht nur in eingefahrenen Mus-
tern zu denken, sondern in Zusammenarbeit mit der Tor-
hüterin neue Ideen zu entwickeln.
Diese Zusammenarbeit darf sich aber nicht nur auf den
kreativen Teil beschränken. Eine weitere wichtige Aufgabe
der Trainerin/des Trainers ist es, der Torhüterin die Fähig-
keit zu vermitteln, die Aktionen anderer Torhüterinnen,
vor allem aber auch die eigenen Aktionen kritisch zu be-
werten und daraus Schlüsse für das eigene Handeln zu zie-
hen.
Der Torhüterin die Fähigkeit zur Selbstreflexion und Selbstkorrek-
tur vermitteln
Ein übergeordnetes methodisches Lernziel besteht darin,
den Torhüterinnen die Bewegung ihres eigenen Körpers
(im Raum) bewusst zu machen. Weiterhin sie dahin zu füh-
ren, die Qualität ihrer eigenen Handlungen und die ande-
rer Torhüterinnen beurteilen zu können. Die Ergebnisse ih-
rer Beobachtungen sollen sie heranziehen, um ihre eige-
nen Handlungen zu verbessern.
Bei älteren Torhüterinnen, die die Bewegung ihres Körpers
im Raum schon gut einschätzen können, reicht es oft aus,
die richtige Bewegungsausführung durch verbale Erklä-
rung zu vermitteln und erst bei der Ausführung der Bewe-
gung die Körperwahrnehmung der Torhüterin durch ge-
zielte Korrekturen zu aktualisieren.
Ein weiteres probates Mittel ist die Demonstration des
technischen Ablaufs durch die Trainerin/den Trainer bzw.
eine gut geschulte Torhüterin. Hierbei sollten sowohl der
Ist-Zustand der zu trainierenden Torhüterin, also die feh-
lerhafte Ausführung, als auch die gewünschte Bewegungs-
ausführung aufgezeigt werden. In der Praxis geschieht
dies durch folgende Mittel: