Präventive Maßnahmen
Viele Sportler klagen beim Treppauf- und Treppabgehen
sowie nach langen Autofahrten über plötzliche Schmer-
zen im Kniegelenk. Dies ist ein Zeichen einer biomecha-
nischen Dysfunktion, die vom Physiotherapeuten unter-
sucht und behoben werden muss. Häufig ist die femoro-
tibiale Achse durch die hohen sportlichen Anforderun-
gen verschoben, was zu einem Spannungsunterschied
auf den Kreuzbändern führt. Das Kreuzband ist nicht ge-
rissen, es hat nur eine abnormale Spannung. Zum
Schutz des Kniegelenkes ist es daher erforderlich, durch
geeignete Techniken die femoro-tibiale Achse wieder
auszurichten.
Operative Behandlungsalternativen
Die Operationsindikation ist die Aufgabe der Ärzte. So ist
nicht jeder positive Lachmann-Test eine komplette
Kreuzbandruptur und auch bei einem negativen Lach-
mann-Test kann das posterolaterale Bündel betroffen
sein. Entscheidende Bedeutung für die Rehabilitation hat
die Operationstechnik. Hier gibt es keinen zu vereinheit-
lichenden Standard. Das anteromediale Bündel limitiert
die Beweglichkeit in der sagittalen Ebene, vor allem den
Vorschub in der Tibia. Das posterolaterale Bündel limi-
tiert die Rotation. Bei einer 4-Kanaltechnik können wir
daher sehr viel früher in der Rotation arbeiten als bei
einem Patellasehnentransplantat. Dafür darf ich bei
Letzterem früher die Hamstrings trainieren. Froh sind
wir aus Sicht der Physiotherapie, dass die Gracilis-Sehne
als Transplantat meistens nicht mehr in Frage kommt, da
dies stets zu einer relativ großen Instabilität geführt hat.
Phasen der Rehabilitation
Die adäquate Rehabilitation ist ebenso wichtig wie eine
gute Operation. Unabhängig von der individuellen Be-
handlungsstrategie lässt sich das Vorgehen in einige
wichtige Phasen unterteilen. In der ersten postoperati-
ven Woche muss das Kniegelenk zunächst beruhigt wer-
den. In der zweiten bis sechsten Woche nach der Opera-
tion gilt es, die volle Beweglichkeit im Kniegelenk schritt-
weise wieder herzustellen und die Belastung langsam zu
steigern. Besonders wichtig in dieser Phase ist zudem
die supraspinale Kontrolle. Von der siebten bis zur zwölf-
ten Woche erfolgt der Übergang in die Vollbelastung mit
einer Steigerung des Koordinations- sowie der Ein-
führung des isolierten Krafttrainings. Ab der zwölften
Woche kann nach Absprache zwischen dem Arzt, dem
Fitnesstrainer und dem Physiotherapeuten die Heran-
führung an das Mannschaftstraining erfolgen.
Behandlungsmethoden in der Frühphase
Nun zu den konkreten Behandlungsmethoden, die in den
Phasen zur Anwendung kommen. In der ersten Woche
erfolgt eine indikationsspezifische Immobilisation des
Kniegelenkes durch ein sogenanntes Brace. Um die
Schmerzen und die Schwellung zu reduzieren, kann eine
Kryotherapie mit gemäßigtem Druck erfolgen. Wird eine
Bandage angelegt, ist die Schwellung auf ein erträgli-
ches Maß zu limitieren. Dies kann durch die Gabe von
Elektrolyten zur Optimierung der Enzymsynthese der
autoreparativen Prozesse unterstützt werden. Elektro-
therapie ist wichtig, um einem rigiden Gelenk vorzubeu-
gen. Das Kollagen und die Glukosaminglykane haben
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REHABILITATION UND PRÄVENTION
AKTUELLE WISSENSCHAFT FÜR DEN SPITZENFUSSBALL
Kreuzbandrupturen gehören zu den schwerwie-
gendsten Verletzungen im Fußball und bedürfen
einer umfassenden postoperativen Rehabilitation.
Diese lässt sich in verschiedene Phasen untertei-
len, die bis zur Heranführung an das Mann-
schaftstraining durchlaufen werden müssen.
Rehabilitationsoptionen nach
ACL-Ruptur
Klaus Eder
BLOCK
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