AUF DEN SPUREN DER NATIONALMANNSCHAFT • 2010
eine unterschiedliche Ladung, weshalb sie Wasser an
sich binden und sich eine gelartige Masse zwischen den
Gleitschichten bildet. Zerbricht dieser elektrische Quoti-
ent, verkleben die verschiedenen myofaszialen Schich-
ten und das Gelenk wird rigide. Eine Frequenz von 11 Hz
wirkt detonisierend, mit 50 Hz wird dagegen der Elek-
trotonus aufgebaut. Rechtzeitig dazu muss eine Elektro-
stimulation des M. vastus medialis erfolgen, um die Pa-
tella zu zentrieren und einer Dysfunktion vorzubeugen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Frühphase der Re-
habilitation ist die Lymphdrainage. Diese muss am Duc-
tus thoracicus beginnen, um am Zentralgefäß einen Un-
terdruck zu erzeugen. Unterstützt werden kann die
Lymphdrainage durch kurzzeitige Eisapplikationen. In
dieser ersten Phase beginnt zudem das Anbahnen der
ventralen und dorsalen schrägen Ketten, ohne dass das
Gelenk dabei belastet wird. Um die Homöostase in Gang
zu bringen, bietet sich das Oberarmergometer an. In Ab-
sprache mit dem behandelnden Arzt kann zudem mit ei-
ner vorsichtigen isokinetischen Mobilisation begonnen
werden. Voraussetzung hierfür ist ein entsprechend
sensibles Gerät, das bis auf 1° in der Sekunde einstellbar
ist. In dieser Phase dient die Isokinetik allerdings nur zur
Mobilisation in einem absolut schmerzfreien und freige-
gebenen Bereich.
Begonnen werden sollte zudem mit der Sprunggelenks-
mobilisation, um der Übertragung einer Dysfunktion auf
das Kniegelenk vorzubeugen. Ebenso wichtig ist die Kon-
trolle der Becken-Bein-Achse. Die Stabilisierung erfolgt
dabei von distal nach proximal. Hinzu kommt die Wieder-
herstellung der peripheren motorischen Reflexbögen.
Der Nervus obturatorius versorgt die Gelenkkapsel des
Gelenks und die Kreuzbänder. Dieses Feedback kann
durch einen leichten Input von außen an das Gelenk wie-
der hergestellt werden. Angebahnt werden sollte zudem
die Funktion des M. vastus medialis mit einer vorsichtig
unterlagerten Rolle.
Behandlungsmethoden in der zweiten Phase
Nach sechs bis acht Wochen erfolgt der Einsatz einer
Donjoy-Knieorthese mit einer Bewegungsnotierung von
0-10-90
°. Das Knie darf jetzt mit dem halben Körperge-
wicht belastet werden. Es folgen die möglichst stress-
freie Traktion und Mobilisation des Kniegelenkes, wobei
die Dehnung sowohl postisometrisch als auch reziprok
erfolgen kann. Um den Quadrizeps zu entspannen, ist
also auch eine reziproke Hemmung durch die Ham-
strings möglich.
Wichtig ist, dass weiterhin die Nachbargelenke mitbe-
handelt werden, um sowohl auf- als auch absteigende
Folgeketten als Stressfaktoren für das Kniegelenk zu
vermeiden. Tender-Points nennen wir dabei die Stör-
größen, die an den gelenknahen Sehnen oder Ligamen-
ten sitzen und so die Dysfunktion aus dem Gelenk direkt
in die umgebenden Sehnen und Muskeln übertragen.
Diese verursachen häufig Schmerzen, die durch Druck
und Annäherung behandelt werden können. Hinzu kom-
men Trigger-Punkte, die an einem neurovaskulären
Hilus manifestiert sind und durch Druck in ein Referenz-
gebiet ausstrahlen.
Vorausgesetzt, dass die Inzisionsstellen dicht sind, kann
nun das Wasser genutzt werden, um die ersten Übungen
in vertikaler Position durchzuführen. Anschließend emp-
fiehlt sich die Beinpresse in sitzender oder liegender Po-
sition. Hierbei ist der Winkel individuell einzustellen, um
die Hamstrings nicht zu stark zu limitieren oder mehr
Quadrizeps-Training zu machen. Das Training in einer
geschlossenen kinematischen Kette erfolgt zunächst auf
einer Waage, sodass das vom Arzt vorgegebene Belas-
tungsniveau nicht überschritten wird. Dabei kann der
Sportler mit dem nicht verletzten Bein bereits einen Ball
zurückspielen. Als nächstes folgen Übungen auf einer in-
stabilen Unterlage. Dabei muss der Sportler sein Ge-
wicht tarieren, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kom-
men. Zum Ende dieser Phase können Treppenläufe ein-
gesetzt werden. Das Herunterlaufen sollte dabei bipedal,
das heißt durch beidbeinige Sprünge erfolgen.
Jetzt ist der Sportler so weit, dass ein Übergang ins
Mannschaftstraining diskutiert werden kann. Als Ent-
scheidungsgrundlage dienen dabei isokinetische Kraft-
messungen, bei denen durch eine EMG-Ableitung be-
stimmt wird, welche Muskeln die erbrachte Arbeit leis-
ten. Hinzu kommen eine Laufbandanalyse und ein funk-
tioneller Befund. Wenn all diese Ergebnisse positiv sind,
steht einer Rückkehr ins Mannschaftstraining nichts
mehr im Weg.
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