Bei schweren Faser- oder Bündelrissen ist der Sturz auf
einen Schutzreflex zurückzuführen, um einen weiterge-
henden Schaden abzuwenden.
Diagnostik
Die Untersuchung der Skelettmuskulatur bedarf einiger
Erfahrungen sowie eines guten Einfühlungsvermögens.
Vor der Untersuchung wird der Patient so gelagert, dass
die zu untersuchende Muskulatur entspannt ist. Ein
zweiter Untersuchungsgang erfolgt in leicht gespann-
tem Zustand. Zunächst verschaffe ich mir einen diffe-
renzierten Eindruck über den Muskeltonus der nicht ver-
letzten Seite. Dann gleite ich wiederholt mit der Hand
großflächig über die Verletzungsregion, nehme Gewebe-
eindrücke von Haut, Unterhaut, Faszien und bedingt
auch schon von der Muskulatur wahr und erfühle die
Temperatur, um dann über die Palpation nach einem
bandförmig verkürzten Muskelstrang zu suchen, der
gegenüber der umgebenen Muskulatur einen höheren
Tonus aufweist. Dies geschieht mit mittlerem Druck
und unter Mitnahme der Haut, sodass ich mit der Finger-
kuppe auf dem Muskel gleite (siehe Foto). Ich versuche
dann, in diesem Muskelbündel durch wiederholtes
gleitendes Abtasten von proximal nach distal und zurück
sowie quer zum Faserverlauf die Verletzung aufzu-
spüren.
In Ergänzung zur Palpation kann eine Ultraschallunter-
suchung dienlich sein. Wenngleich sie die Palpation nicht
ersetzen kann, liefert die Ultraschalluntersuchung den-
noch eine wertvolle Bilddokumentation der Verletzung
und der Verlauf kann dokumentiert werden. Die Kern-
spinuntersuchung wird mehr und mehr zu Hilfe genom-
men. Sie ist meines Erachtens bei kleineren Verletzun-
gen, wie einem Muskelfaserriss, nicht geeignet, ein ge-
naues Bild abzugeben. Allzu oft überzeichnet sie die Ver-
letzung. Und auch die kernspintomografische Gradein-
teilung der Schwere der Verletzung kann ich nicht ak-
zeptieren, wird sie doch abhängig gemacht von der Aus-
dehnung des Hämatoms bzw. des Ödems. So würde die
gleiche Verletzung nach einer optimalen Erstversorgung
Kompression und Eis – als weniger schwer beurteilt
werden als bei ausbleibender Erstversorgung.
Untersuchungsbefunde
Die Muskelverhärtung infolge Ermüdung ist von der neu-
rogenen Form abzugrenzen. Der betreffende Muskel
weist in ganzer Länge eine deutliche Tonuserhöhung,
aber kein Ödem auf. Wir bezeichnen die Verhärtung als
trocken. Der Sportler spürt sie zumeist erst richtig am
nächsten Tag. Bei der neurogenen Ursache ist der be-
troffene Muskelstrang in seiner gesamten Ausdehnung
hyperton und zeigt charakteristischerweise einen öde-
matösen Saum zwischen Muskel und Faszie. Bei der Pal-
pation reagiert der Muskel druckschmerzhaft, bei Dehn-
anwendungen verstärkt sich das Ziehen und die Haut
reagiert unter Umständen hyperästhetisch.
Bei der Muskelzerrung findet sich eine spindelförmig
verdickte, aufgequollene Zone in einer Ausdehnung von
etwa 15 bis 20 cm, meist im Bereich des Muskelbauches.
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REHABILITATION UND PRÄVENTION
AKTUELLE WISSENSCHAFT FÜR DEN SPITZENFUSSBALL
BLOCK
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Bei schwereren Muskelverletzungen kann der Sportler nicht mehr
auftreten.