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Sortierung in Hoch- und Niedrig-Risikogruppen. Stan-
dard ist zudem die Untersuchung des Körperaufbaus
(
Gewicht, Größe, Körperfettanteil, Körpersymmetrie),
der Flexibilität und der Gelenkstabilität. Durch diese ein-
fachen orthopädischen Untersuchungen konnten häufi-
ge Einschränkungen im Bereich der Hüftrotation sowie
tendenzielle Verkürzungen der Hüft- und Kniebeuger
festgestellt werden.
Ein weiterer wichtiger Bereich umfasst die funktionale
und isokinetische Kraftmessung. Wir nutzen einerseits
die vertikale Sprunghöhe, da diese nach wissenschaftli-
chen Untersuchungen mit der Mannschaftsleistung kor-
reliert. In der Saisonvorbereitung ermitteln wir zudem
routinemäßig die isokinetischen Kraftverhältnisse, um
Dysbalancen aufzudecken und daraus präventive Trai-
ningsprogramme abzuleiten. Darüber hinaus bieten die
Ergebnisse einen wichtigen Vergleichswert in der Reha-
bilitation. Im Detail haben unsere Kraftmessungen erge-
ben, dass sowohl zwischen der dominanten und der
nicht-dominanten Extremität, aber auch zwischen den
Beugern und den Streckern große Kraftunterschiede be-
stehen (siehe Abbildung 4).
Die Rumpfkontrolle ist ein weiteres wichtiges Element,
das wir mit Sahrmann’s abdominaler Progression testen.
Interessanterweise erfüllten 65% unseres Spielerpools
nur Grad 1 dieses fünfstufigen Testverfahrens, was ein
signifikantes Defizit im Bereich der Abdominalmuskula-
tur darstellt (siehe Abbildung 5). Häufige Probleme be-
reitet zudem eine mangelnde statische und dynamische
Stabilisierung im Stepdown- bzw. Jump-Landing-Test.
Die fehlende Kontrolle im Hüft- und Kniebereich ist ins-
besondere für Verletzungen des vorderen Kreuzbandes
relevant.
Die angesprochenen Einschränkungen (verminderte
Hüftbeweglichkeit, Verkürzung der Hüft- und Kniebeu-
ger, mangelnde Rumpfkontrolle und dynamische Stabili-
sierung) lassen auf pathologische Bewegungsmuster der
Spieler schließen, die mit dem sogenannten Functional
Movement Screen quantifiziert werden können. Diese
Testbatterie besteht aus sieben Einzeltests, bei der eine
Höchstpunktzahl von 21 Punkten erzielt werden kann.
Aus Untersuchungen der National Football League (NFL)
wissen wir, dass mit einem Wert von 0 bis 14 Punkten ei-
ne Verletzungsrate von 51% einhergeht, während Spie-
ler mit mehr als 14 Punkten nur eine Verletzungswahr-
scheinlichkeit von 10% haben. Abbildung 6 zeigt, dass
45%
der von uns untersuchten MLS-Spieler einen Wert
von unter 15 aufweisen.
Präventionsprogramme
Eine besondere Bedeutung in der Prävention spielen, ne-
ben den Verletzungen mit den größten Ausfallzeiten und
den schwerwiegendsten Folgen, die am häufigsten auf-
tretenden Verletzungen (siehe Abbildung 7). Hierzu zäh-
len die Muskelverletzungen, die üblicherweise durch Be-
weglichkeitsdefizite, muskuläre Imbalancen, frühere Mus-
kelverletzungen und Ermüdung hervorgerufen werden.
Ausgangspunkt der Prävention von Muskelverletzungen
ist die individuelle Analyse der Risikofaktoren, auf deren
Grundlage ein exzentrisches Krafttraining, ein adäqua-
tes Aufwärm- und Stretchingprogramm sowie ein spezi-
elles Konditions- und Ausdauertraining angeordnet wer-
den kann. Besonders wichtig hierbei ist die Prävention
der ersten Muskelverletzung bei jungen Spielern.
Sprunggelenksverstauchungen treten häufig durch In-
version nach Landung oder Tackling auf. Betroffen sind
meistens die Außenbänder, in 10% der Fälle aber auch
die Syndesmose. Der primäre Risikofaktor ist die Vor-
verletzung mit einer entsprechend hohen Rekurrenzrate
(9
bis 22%) sowie einer hohen Wahrscheinlichkeit einer
ABB. 4
ISOKINETISCHE KRAFTUNTERSUCHUNG
Kraftniveau
Erreichte Stufe in %
ABB. 5
RUMPFKONTROLLTEST
AKTUELLE WISSENSCHAFT FÜR DEN SPITZENFUSSBALL
120
140
130
120
110
100
90
80
70
60
50
Dominant
Nicht-Dominant
Quadrizeps
Kniebeuger
**
*
60
45
30
15
0
15
1
a
1
b
2
3
4
5
15 12
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REHABILITATION UND PRÄVENTION
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