Definition und Abgrenzung
Als circadiane Rhythmen bezeichnet man die Verände-
rungen einiger physiologischer Funktionen im Tagesver-
lauf, d. h. im 24-Stunden-Rhythmus. Abbildung 1 zeigt die
circadianen Veränderungen der Kerntemperatur, einem
sehr wichtigen Rhythmus für die sportliche Leistungs-
fähigkeit. Die Körpertemperatur fällt danach zwischen 2
und 6 Uhr morgens auf den niedrigsten Wert ab, steigt
im Tagesverlauf kontinuierlich an und erreicht ihren
Höhepunkt gegen 18 Uhr. Ähnliche Verläufe lassen sich
für die Herz-Kreislauf-Funktion, die Atemwegs-Funktion
und die Magen-Darm-Funktion darstellen.
Circadiane Rhythmen sind nicht mit Biorhythmen zu ver-
wechseln. Biorhythmen sind hypothetische, pseudowis-
senschaftliche Rhythmen, die auf der Grundlage einiger
persönlicher Daten die intellektuelle, emotionale und
physiologische Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf be-
rechnen. Dies sind unseriöse Analysen, die im Gegensatz
zu den circadianen Rhythmen keine wissenschaftliche
Grundlage haben.
Circadiane Rhythmen haben sowohl endogene als auch
exogene Grundlagen. Zu ersteren zählt die sogenannte
innere Uhr, die keine Signale von Außen benötigt, um
ihrem Rhythmus zu folgen. Dieser Grundrhythmus wird
durch externe Reize, sogenannte Zeitgeber, zusätzlich
beeinflusst. Die wichtigste Rolle hierbei spielt das Tages-
licht. Weitere Faktoren sind soziale Interaktionen, Mahl-
zeiten und Aktivitäten. Anhand von Konstant-Routine-
Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass beispiels-
weise die Kerntemperatur im Wesentlichen von den en-
dogenen Faktoren bestimmt wird (siehe Abbildung 2).
Dazu wurde die Körpertemperatur im Tagesverlauf in
einer Ruheposition (graue Kurve) mit der gebildeten
Temperatur bei freier Aktivitätswahl verglichen (grüne
Kurve). Wir sehen, dass die Ausschläge der Kurve unter
konstanten Bedingungen in Ruhe zwar sehr viel gleich-
mäßiger verläuft, aber dennoch einen Großteil der Kör-
pertemperatur erklärt.
Bedeutung im Fußball
Die sportliche Leistungsfähigkeit setzt sich aus verschie-
denen Komponenten zusammen, die im Tagesverlauf
unterschiedlich stark variieren. Einige dieser Komponen-
7 6
WETTKAMPF
AKTUELLE WISSENSCHAFT FÜR DEN SPITZENFUSSBALL
Die Schwankungen verschiedener physiologischer
Parameter im Tagesverlauf werden als circadiane
Rhythmen bezeichnet. Diese haben einen wesentli-
chen Einfluss auf einige im Fußball relevante
Leistungsparameter mit Konsequenzen für die
Trainingspraxis. Zudem kann sich die Störung
dieser Rhythmen durch Reisestrapazen oder
Schlafstörungen negativ auf die Erholung
auswirken. Einige englische Profiteams nutzen
daher moderne Analyseverfahren, um das
Schlafverhalten und die Erholungsfähigkeit ihrer
Spieler auszuwerten.
Circadiane Rhythmen
Dr. Berry Drust
BLOCK
4