3 2
TRAININGSMONITORING, DIAGNOSTIK UND TESTUNG
BLOCK
2
ABB. 2
RELATIVER ALTERSEFFEKT
ABB. 3
GEBURTENVERTEILUNG BEIM DFB
FÖRDERMASSNAHMEN
FRÜHER GEBOREN
ERFAHRENER
HÖHERE LEISTUNG
ALS TALENT SELEKTIERT
WEITER ENTWICKELT
POSITIVES FEEDBACK
Geburtsquartal
Anteil in %
AKTUELLE WISSENSCHAFT FÜR DEN SPITZENFUSSBALL
0
10
20
30
40
50
5
15
25
35
45
DFB U15-19
LZ U11-19
STP U11-15
4
3
2
1
Quelle: vgl. Lames et al. 2008
möglichst gute Förderbedingungen anbietet. Darüber
hinaus lassen sich weitere diagnostische Prädiktoren un-
terscheiden (vgl. Hohmann, 2009):
Entwicklungstempo: Wie schnell entwickelt sich ein Spieler
innerhalb eines bestimmten Zeitraumes?
Trainierbarkeit: Inwieweit spricht ein Spieler auf ein
entsprechendes Training an?
Ausnutzungsgrad: Wie viele Leistungsreserven hat ein
Spieler noch, obwohl er schon relativ gut ist?
Psychophysische Belastbarkeit: Inwieweit ist der Spieler in
der Lage, den Belastungen einer intensiven Talentförderung
standzuhalten?
Relativer Alterseffekt
Bei der Erfassung von Talentmerkmalen gilt es zu
berücksichtigen, dass die jungen Spieler während der
Talentsichtungen einen unterschiedlichen Entwicklungs-
stand aufweisen. Zwischen Spielern eines Jahrgangs be-
steht ein bis zu 12-monatiger Altersunterschied, der sich
auch auf die sportliche Leistungsfähigkeit auswirkt. Der
früh geborene Spieler ist im Durchschnitt weiter ent-
wickelt und erfahrener. Er bekommt frühzeitig positives
Feedback und wird mit einer größeren Wahrscheinlich-
keit als Talent ausgewählt. Dies führt dazu, dass die Ge-
burtenverteilung in Auswahlmannschaften von einer
Gleichverteilung zum Teil deutlich abweicht („Relativer
Alterseffekt“). Dieser Mechanismus wird durch zusätzli-
che Fördermaßnahmen der bereits ausgewählten Talen-
te weiter verstärkt (Abbildung 2).
Dabei gilt: Je selektiver eine Fördermaßnahme, desto
größer der relative Alterseffekt. Abbildung 3 zeigt die
Geburtenverteilung nach Geburtsquartalen für das DFB-
Stützpunktsystem, die Nachwuchsleistungszentren der
Profi-Mannschaften und die Junioren-Nationalmann-
schaften. Daraus geht hervor, dass der Anteil der Spie-
ler, die in der ersten Jahreshälfte geboren sind, von
60%
im Talentförderprogramm auf 68% bzw. 75% im
Bereich der Leistungszentren und der DFB-Teams an-
steigt. Für das Stützpunktsystem ist dabei zu berück-
sichtigen, dass der Anteil der Spieler, die im vierten
Quartal geboren sind, zwar relativ niedrig ist, aber auf-
grund der hohen Spielerzahl immer noch 2.100 spät ge-
borene Spieler umfasst. Die Gefahr, talentierte Spieler
nicht zu berücksichtigen, ist daher im Stützpunktbereich
geringer als in strenger selektierten Auswahlteams.
Wissenschaftliche Gütekriterien
Die Auswahl und Durchführung der technomotorischen
Testung erfordert die Einhaltung wissenschaftlicher Gü-
tekriterien. Die Objektivität beschreibt dabei die Unab-
hängigkeit der Ergebnisse eines Messverfahrens von der
Person des Versuchsleiters. Die Reliabilität bezieht sich
auf die Genauigkeit, mit der ein Messverfahren ein Merk-
mal misst. Die Validität erfasst, ob ein Messverfahren in-
haltlich tatsächlich jenes Merkmal misst, für das es kons-
truiert worden ist.
Reliabilität
Ein Maß für die Genauigkeit oder Zuverlässigkeit eines
Testverfahrens ist die innere Konsistenz. Abbildung 4
zeigt ein Streuungsdiagramm der Sprintleistungen der
Stützpunktspieler unterschiedlicher Altersstufen bei
den jeweils durchgeführten zwei Testversuchen. Dabei
ist zu erkennen, dass die Punktewolke annähernd eine
Linie darstellt, was sich statistisch in einem hohen Kor-
relationskoeffizienten widerspiegelt. Spieler, die im ers-
ten Versuch als schnell identifiziert wurden, erzielten
auch im zweiten Versuch entsprechend gute Ergebnisse.
Der Vergleich der einzelnen Tests hinsichtlich ihrer inne-