gig immer in starkem Maße von der Kompetenzerwar-
tung eines Spielers beim Arbeiten mit dieser Technik ab.
Darüber hinaus ist es von entscheidender Bedeutung,
eine qualitativ hochwertige und möglichst detaillierte
Bewegungsvorstellung aufzubauen. Die Schritte 1-3 (Ab-
bildung 1) dienen dabei einer ausführlichen Erarbeitung
der Bewegungsinhalte unter Berücksichtigung mög-
lichst vieler Sinnesmodalitäten. Daraus entsteht dann ei-
ne Art Zeitlupenfilm, der vor dem inneren Auge abläuft.
Um eine Bewegungsvorstellung in Echtzeit zu ermögli-
chen, ist es dann im 4. Schritt erforderlich, die erarbeite-
ten Informationen mit Hilfe von Knotenpunkten zu ver-
dichten. Unter Knotenpunkten versteht man die ent-
scheidenden Phasen einer Bewegung. Das Mentale Trai-
ning erfolgt dann nur noch mit Hilfe dieser Knotenpunk-
te, die häufig durch kurze Wörter oder Silben markiert
bzw. benannt werden. Auch weniger ausführliche For-
men des MT werden in der Praxis erfolgreich angewandt.
Taktiklernen mit Hilfe von Mentalem Training (MT)
Die Wirksamkeit des MT für das Bewegungslernen und
die –stabilisierung in Spielsportarten ist mittlerweile
wissenschaftlich gut untersucht und weitgehend unum-
stritten. Relativ neu – und bisher nur in einzelnen Studi-
en belegt – ist die Möglichkeit, MT auch für das Neu- und
Umlernen von Spieltaktiken zu verwenden.
Eine davon ist eine Studie von Memmert, Schäfer und
Mayer (2009). Um dazu messbare Ergebnisse produzie-
ren zu können, musste die Forschungsgruppe zunächst
einen Weg finden, die Qualität des Taktiklernens mög-
lichst objektiv zu messen. Aus diesem Grund hat man
sich zunächst für einen sportartunabhängigen Ansatz
entschieden. Die Studie wurde mit Hilfe einer erweiter-
ten Variante des Spiels ‚Tic Tac Toe’ umgesetzt. Es
gewinnt der Spieler, der als Erster drei zusammenhän-
gende Felder besetzen kann. Untersucht wurde die Ent-
scheidungsqualität und -zeit beim Neu- und Umlernen
von Spieltaktiken in Abhängigkeit von der jeweiligen
Trainingsmethode. Folgende Trainingsgruppen wurden
unterschieden: Gruppe 1 – nur praktisches Training,
Gruppe 2 – nur mentales Training, Gruppe 3 – mentales
und praktisches Training kombiniert, Gruppe 4 – kein
aufgabenspezifisches Training.
Alle Gruppen absolvierten zunächst ein Basistraining
zum Erlernen der Grundtaktik (Spieleröffnung im Feld
links oben) in 160 Einzeldurchgängen. Im Anschluss dar-
an wurde dann in Abhängigkeit von der Gruppenzu-
gehörigkeit die jeweilige Trainingsform angewandt, um
eine neue Taktik zu lernen (Spieleröffnung rechts un-
ten). In der letzten Phase wurde schließlich wieder um-
gelernt auf die erste Taktik.
Alle drei Interventionsgruppen zeigten signifikant besse-
re Ergebnisse in den untersuchten Variablen als die Kon-
trollgruppe ohne aufgabenspezifisches Training. Am
erfolgreichsten waren die praktisch trainierende und die
kombiniert trainierende Gruppe. Diese Ergebnisse
decken sich auch mit einer Vielzahl von Untersuchungen
zum Bewegungslernen mit Hilfe von MT. Dort zeigt sich
allerdings noch deutlicher die Überlegenheit von kombi-
niertem Training gegenüber rein physischem Training.
Das kombinierte Vorgehen kann zur effektiven Trai-
ningsgestaltung genutzt werden. Insbesondere in Kader-
mannschaften, die über nur wenig gemeinsame Trai-
ningszeit verfügen, bietet es sich an, Taktiktraining mit
Hilfe von MT zum Teil auch außerhalb des Platzes zu ab-
solvieren. Dadurch werden die zu erlernenden Spielzüge
insgesamt mindestens genauso gut oder besser ver-
innerlicht und es werden gleichzeitig Freiräume für an-
dere Trainingsmaßnahmen geschaffen.
AUF DEN SPUREN DER NATIONALMANNSCHAFT • 2010
2 5
ABB. 1
MENTALES TRAINING
Bewegungsbeschreibung erstellen
Bewegungsbeschreibung durch
Videobeobachtung differenzieren
Bewegungsbeschreibung durch
praktische Durchführung differenzieren
Erarbeitung von Knotenpunkten
ggf. Rhythmisierung
Zeitliche Äquivalenz von praktischer
und vorgestellter Bewegung
MENTALES TRAINING
AUFBAU EINER BEWEGUNGSVORSTELLUNG