WM-ANALYSE 2010
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DEUTSCHER FUSSBALL-BUND
WM-ANALYSE 2010
INTERNATIONALE TRENDS – DEFENSIVE
Planvoll verteidigen
Die meisten Teams bei der WM 2006 und EM 2008 erwar-
teten die gegnerischen Angriffe tief gestaffelt und kom-
pakt.
Bis auf (häufig) einen Anspielpunkt in der Tiefe waren alle
anderen Spieler in diese kompakte Sicherung des eigenen
Tores integriert. Zwangsläufig wurde ein aktives Pressing
nur ganz sporadisch und von einzelnen oder wenigen
Spielern situativ praktiziert – nicht jedoch auf Basis
teamtaktischer Strategien bei denen z. B. durch ein abge-
stimmtes Anlaufen gezielt Pressingsituationen provoziert
wurden. Zu groß wurde offensichtlich das Risiko einge-
stuft, dass sich der Gegner mit seiner extremen Ball- und
Kombinationssicherheit aus diesen aufgebauten Druck-
situationen herausspielen und in die dann aufgelockerte
Defensive kontern kann!
Bei der WM 2010 war auch als Folge der vorverlegten
Pressinglinien eine gewisse Trendänderung festzustellen.
Häufiger attackierten komplette Mannschaften oder
größere Positionsgruppen im vorderen Bereich – vor allem
in Situationen unmittelbar nach eigenem Ballverlust.
Das systematische, automatisierte Lösen und Provozieren
von Pressing-Situationen demonstrierte aber eigentlich
nur der neue Weltmeister in Perfektion – hier sind für die
Zukunft weitere Optimierungen zu erwarten!
Letzte EM-/WM-Turniere und WM 2010:
PRESSING IM WANDEL
WM 2006:
ÜBERWIEGENDER VERZICHT
AUF PRESSING
Die tiefe Staffelung von Viererkette und Mittelfeld etwa 25
bis 30 Meter vor dem Tor (wie hier Weltmeister Italien)
dominierte die Spielkonzeption vieler Teams.
Pressing-Situationen im Angriffsdrittel sind nur sporadisch,
situativ und als spontane „Einzelinitiativen” zu erkennen!
WM 2010:
SPANIEN ALS TRENDSETTER ZU
EINEM SYSTEMATISCHEN PRESSING
Weltmeister Spanien setzte im vorderen Angriffsbereich die
Gegner, vor allem nach eigenem Ballverlust, systematisch,
kompakt und taktisch clever (keine Fouls!) unter Druck.
In dieses Angriffspressing integrierten sich in jeder Spiel-
situation alle Angriffs- und Kreativspieler – wie hier Xavi!