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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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Am Beispiel der Medienkompetenz, dem Umgang mit Vi-
deoclips, lässt sich auch demonstrieren, dass die Konzi-
pierung der Inhalte auf den Ausbildungsstufen nicht im-
mer optimal ist. Die Anwärter im Rahmen der C-Lizenz-
Ausbildung werden in der Regel auch mit Videoanalysen
konfrontiert, obwohl sie auf diesem Niveau im Allgemei-
nen wenig Erfahrung hiermit haben und die Lehrgangs-
dauer hierfür auch wenig Raum bietet. Es ist zudem zu
fragen, ob es Sinn macht, auf dieser Stufe Sequenzen
aus dem Profifußball zu analysieren. Sinnvoller scheint,
solche Videos auf das Metier zu beziehen, in dem das
spätere Tätigkeitsfeld der meisten anzusiedeln ist.
Drittens ist zu fragen, wie eindeutig Sachverhalte über-
haupt in den Sequenzen zu erkennen sind bzw. erkenn-
bar gemacht werden können. Gerade im Amateurbe-
reich sind nicht zwingend solch professionelle Clips zu
erwarten, die auch den eindeutigen Lerneffekt sicher-
stellen. Dazu gehört auch, Strukturen erkennbar zu
machen, wofür häufig ein einziges Video nicht ausreicht.
Mit der Höhe des Leistungsniveaus steigen natürlich die
Ansprüche hinsichtlich solcher Videoanalysen und der
Bedarf nach besonders differenzierten Analysen. Für die
Ausbildung bedeutet dies, analog einen sinnvollen Ein-
satz und eine sinnvolle Gestaltung dieses Instruments
auf den jeweiligen Ausbildungsstufen zu überlegen. Dies
muss lizenzübergreifend auch kommuniziert werden,
um optimale Anschlusskonzepte für die weitere Ausbil-
dung bereitzuhalten und dies stringent bis zum Fußball-
lehrer fortzuentwickeln.
Fazit
Unter dem Strich ist erfreulich, dass die Ausbildungsinhal-
te des Fußballlehrerlehrgangs überwiegend von den be-
fragten Trainern als praxisrelevant beurteilt wurden und
sie sich gut vorbereitet fühlten. Nichtsdestotrotz haben
die Rückmeldungen indiziert, dass es in dem einen oder
anderen Punkt Optimierungsbedarf gibt. Es geht vor allem
um eine verbesserte inhaltliche Anpassung der Ausbil-
dung an jene Trainerwirklichkeit, die in etwa der jeweiligen
Ausbildungsstufe der Traineranwärter entspricht. Das
heißt, dass bestimmte Inhalte wie Videokompetenz in der
heute angebotenen Form entweder auf anderen
Lizenzstufen oder modifiziert angeboten werden sollten.
Für die angehenden Fußballlehrer scheint die stärkere
Gewichtung einer ganzheitlichen Ausbildung, die die
Erkenntnisse der Sportbiologie, Sportpsychologie, Trai-
ningswissenschaft und Fußballlehre in einen praktischen
Handlungszusammenhang bringt und Übungsformen
hierfür bereitstellt, einen Nutzen zu bringen. Dies stellt
allerdings eine gewisse Herausforderung für die Ausbil-
dungsorganisation selbst dar.
elle Herausforderungen bedeutet. Dennoch wird zurzeit
versucht, dies organisatorisch zu ermöglichen.
Die inhaltlichen Wünsche beziehen sich u.a. darauf, typi-
sche Situationen des Traineralltags deckungsgleich zu
simulieren und hierin vorgefertigte Lösungen für die
spätere Realität mit an die Hand zu bekommen. Dies hal-
te ich für unpraktisch, weil es so viele Situationen gibt
und mir eine Selektion nicht zielgerichtet scheint. Es
wird aber deutlich, dass es sinnvoll ist, zumindest kriti-
sche Situationen des Trainerdaseins soweit im Lehrgang
zu konstruieren, dass die Kandidaten den Umgang hier-
mit üben und sich ein nützliches Handlungsrepertoire
aneignen können.
Damit verbunden ist ein sogenanntes Flexibilitätstraining,
d.h. die Möglichkeit, Handlungsoptionen auszuprobieren,
was im Alltag häufig nur eingeschränkt möglich ist. Ge-
meint ist etwa, die Wirkungen von Verhaltensänderungen
zu betrachten, in bestimmten Situationen verschiedene
Handlungsstrategien anzuwenden. Das wird teilweise im
Lehrgang gemacht. Der Lehrgangsleiter stellt sich z.B. in
bestimmten Trainingssituationen hinter den trainingslei-
tenden Kandidaten, um sozusagen aus dessen Perspekti-
ve das Coaching ggf. zu variieren (Shadowing-Coaching).
Auch diesbezüglich wäre es hilfreich, die Perspektiven der
verschiedenen Stammfächer zu vereinigen.
Schließlich wird sehr häufig eine individualisiertere Be-
treuung gewünscht, was bei 27 Kandidaten im Lehrgang
illusorisch ist. Allerdings könnte man evaluieren, was ein-
zelne Kandidaten besonders gut können und in welchen
Bereichen Hilfestellungen die Weiterentwicklung fördern.
Verzahnung aller Lizenzstufen
Damit komme ich zur Struktur des Trainerausbildungs-
konzepts des DFB insgesamt, die hierbei eine wichtige
Rolle spielt. Im Leistungsbereich ist die C-Lizenz die
erste Stufe der Trainerausbildung, für die aber die ein-
zelnen Landesverbände verantwortlich zeichnen. Die
Kandidaten kommen dementsprechend mit unterschied-
lichen Voraussetzungen in die B- und A-Lizenz-Lehr-
gänge. Schließlich bildet der Fußballlehrer die höchste
Qualifikationsstufe.
Es ist zu überlegen, wo besondere Kompetenzen auszu-
bilden, d.h. die Stärken zu stärken, und wo eher ein
Grundniveau anzustreben wäre. So könnte man ggf. auf
einen FL-Lehrgang aufsatteln.
Dahinter steckt der Gedanke, dass ein Trainer nicht alle
Anforderungen gleich anspruchsvoll bedienen kann,
sondern bestimmte Stärken hat, die es ggf. gesondert zu
fördern und zu nutzen gilt. Dies kann für die Praxis sinn-
voll sein, je nachdem welche Passung zwischen dem Ver-
ein und dem Trainer besteht oder angestrebt wird.