Emotionale Beanspruchung und
Persönlichkeitsentwicklung
Im Zusammenhang der Persönlichkeitsentwicklung
eines Menschen spielen positive und negative Stimmun-
gen und der Umgang mit emotionalen Beanspruchungen
eine wichtige Rolle. Damit lassen sich sportspezifische
Fragen verknüpfen:
Was ist emotionale Beanspruchung (im Fußball)?
Welche Bedeutung hat emotionale Beanspruchung
und ihre Bewältigung für die (Spieler-)Entwicklung?
Wie können Spieler in der Entwicklung dieser
Bewältigungskompetenz unterstützt werden?
Anzeichen emotionaler Beanspruchung im Fußball
Emotionen sind subjektive Messfühler für Bedeutsamkeit
Wenn bei einem Menschen Emotionen auftreten, zeigt
dies die unmittelbare subjektive Relevanz der Ereig-
nisse, an die diese Emotionen geknüpft sind. Ein Trainer,
der sich bei einer Pressekonferenz emotional äußert,
verdeutlicht damit die nach seinem Empfinden große
Wichtigkeit der Angelegenheit, auf die er sich dabei
bezieht.
Emotionale Beanspruchung kann psychologisch
gleichgesetzt werden mit Stress
Emotionale Beanspruchung ist per se nichts Negatives,
entsprechend ist auch der damit verbundene Stress
nicht negativ. Selbst das positive Gefühl außergewöhn-
licher Freude ist psychologisch gesehen ein Stress-
prozess.
Der Physiologe Selye hat bereits in den 30er Jahren Rat-
ten emotional beansprucht, indem er ihre Bewegungs-
freiheit einschränkte. Durch diese Frustration zeigten
die Ratten vermutlich im für die Emotionen wichtigen
lymbischen System des Gehirns daraufhin hohe Aktivitä-
ten. Gleichzeitig hiermit wurde auch das Hormon ACTH
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PSYCHOLOGISCHE LEISTUNGSVORAUSSETZUNGEN
Emotionale Beanspruchung und damit Stress ist
für die Persönlichkeitsentwicklung wichtig. Die
Bewältigung solcher Stresssituationen, zum Bei-
spiel der angemessene Umgang mit Emotionen,
kann erlernt werden. Das heißt, Trainer können bei
ihren Spielern über eine wiederholte Konfrontation
mit entsprechenden Situationen die positive Ein-
stellung stabilisieren, bei bestimmten Herausfor-
derungen bestehen zu können. Solche Einstellun-
gen gehen mit der Entwicklung kognitiv, affektiv
und sozial geprägter Persönlichkeitsfaktoren ein-
her, die letztlich in unterschiedlichen Belastungs-
situationen leistungsrelevant sind.
Psychologische Kompetenzen
und die Bewältigung emotionaler
Beanspruchungen
Prof. Dr. med. Jens Kleinert, Deutsche Sporthochschule Köln
Emotionale Beanspruchung ist per se nichts Negatives, entsprechend
ist auch der damit verbundene Stress nicht negativ.