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ABB. 2
NON-COACH LED PRACTICE ACTIVITY
(13-16
YEARS)
ABB. 3
EYE MOVING RECORDING SYSTEM
PSYCHOLOGISCHE LEISTUNGSVORAUSSETZUNGEN
programme und haben an denselben Wettkämpfen teil-
genommen. Einige der Spieler haben mit 16 Jahren Pro-
fiverträge oder dreijährige Stipendien erhalten, die an-
deren haben die Akademie verlassen müssen (Abb. 2).
Abgebildet ist retrospektiv der akkumulierte Umfang
von „Straßenfußball“-Aktivitäten der letzten 4 Jahren,
also des freien Spiels ohne Traineranleitung im Alter
zwischen 13 und 16 Jahren – differenziert nach den un-
terschiedlichen Typen der Spieler. Die Spieler, die es in
den Profifußball geschafft haben, weisen einen fast drei-
mal so großen Umfang dieser Aktivitäten (ca. 9 h/Wo-
che) im Vergleich zu den Spielern auf, die die Akademie
verlassen mussten (ca. 3,5 h/Woche).
Diese Analysen haben wir kürzlich ausgeweitet und nun
Daten aus 5 Akademien aus dem ganzen Land gesam-
melt. Ausgewertet haben wir u.a. den akkumulierten Um-
fang der Straßenfußballaktivitäten der Spieler im Alter
zwischen 6 und 12 Jahren.
Der Entwicklungszusammenhang bestätigte sich, die Ka-
tegorie der Spieler, die sich anschicken Profis zu wer-
den, akkumulierten schon in dieser Phase bis zum 12. Le-
bensjahr zunehmend mehr Stunden an Straßenfußball-
aktivitäten (ca. 2.500 h) im Vergleich zu den teilweise
genauso talentierten Spielern, die die Akademie mit 16
Jahren verlassen müssen (ca. 1.000 h).
Die Frage ist nun natürlich, inwiefern ein Kausalzusam-
menhang besteht. Nehmen die angehenden Profis diese
Entwicklung, weil sie mehr Zeit in den Straßenfußball in-
vestieren, weil sie von der umfassenden Kombination
zwischen systematischem Training und freiem Spiel pro-
fitieren? Oder spezieller: Gibt es Faktoren in der Natur
der Aktivitäten, die wichtig sind, die ihnen die Möglich-
keit bieten, Potenziale zu entdecken und zu entfalten,
die die Voraussetzung sind, gemäß der funktionalen und
dynamischen Anforderungen technische Fertigkeiten
und kognitive Fähigkeiten im Sinne von Entscheidungs-
kompetenz auszubilden? Im Fußball ist jedenfalls die
Fähigkeit zu antizipieren, das Spiel zu „lesen“ wichtig.
Gerade angesichts des Geschwindigkeit und Dynamik
des modernen Fußballs muss man einen Plan haben, be-
vor eine Aktion erfolgt. Was sind nun in dieser Hinsicht
die Adaptionen eines Spielers, als Resultat seines in
zehn Jahren akkumulierten Umfangs von bis zu 10.000
Stunden Fußballaktivitäten?
Folgende zentrale Erkenntnisse zur Fähigkeit der Antizi-
pation haben wir gewonnen:
•
Fähigkeit, posturale Hinweisreize zu erkennen
Die besseren Spieler zeichnen sich durch die größere
Fähigkeit aus, posturale Hinweisreize der Mitspieler oder
Gegner zu erkennen und anhand dessen Aktionen vor-
auszuahnen (Pässe, Schüsse usw.).
Wir haben dies experimentell mithilfe des „Temporal
Occlusion Paradigm“, einer filmbasierten Methode ge-
messen. Die Kameraperspektive ist entsprechend der
Sicht des Probanden auf die Aufgabe, z.B. einen Spieler
in Aktion, gerichtet. Nach bestimmten Handlungsse-
quenzen, in diesem Fall des gefilmten Spielers, erfolgen
Ausblendungen und der Proband ist aufgefordert, das
weitere Geschehen zu skizzieren.
•
Fähigkeit, strukturelle Muster zu erkennen
Könner entwickeln höherwertige Fähigkeiten und Routi-
nen der Wahrnehmung und Beurteilung von Handlungs-
sequenzen und übergeordneten Mustern.
Dies haben wir mit dem „Recognition Paradigm“ gemes-
sen. Beispielsweise werden 60 bestimmte Aktionen ei-
nes Fußballspiels für 5 Sekunden gezeigt. Nach einer
halbstündigen Pause werden wieder 60 bestimmte Ak-
tionen gezeigt, die Hälfte davon sind Wiederholungen
Hrs/week
Years ago
Play – „Street Football“
9
7
10
8
6
5
4
3
2
1
0
1
2
3
4
Professional Released Recreational