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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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er seine Stärken offensichtlich in den Techniktests mit
Ball besitzt (v.a. Dribbling, Ballkontrolle). Den Ergebnis-
sen ist ferner eine grobe Kategorienbildung hinterlegt,
d. h. eine Einteilung in A-, B- und C-Spieler. Insgesamt
hat der Spieler im dargestellten Fallbeispiel einen Ge-
samtscore von ca. 47 Punkten erreicht, mit dem er der
Kategorie A und damit der besten Leistungskategorie
zugeordnet werden kann.
Die ca. 14.000 Spieler an den DFB-Stützpunkten erhal-
ten halbjährlich eine solche praxisorientierte Ergebnis-
rückmeldung in ausgedruckter Form. Das Leistungs-
und Entwicklungsprofil wird den Spielern von den jewei-
ligen DFB-Stützpunkttrainern übergeben sowie erläu-
tert.
Analyse wissenschaftlicher Gütekriterien
Im Rahmen der sportwissenschaftlichen Begleitung wer-
den parallel zu den Ergebnisrückmeldungen die wissen-
schaftlichen Gütekriterien der Tests analysiert. Wesent-
liche Ergebnisse diesbezüglich lassen sich wie folgt zu-
sammenfassen (vgl. ausführlich die Dokumentation des
DFB-Wissenschaftskongresses 2010):
Retest-Reliabilität
Für den technomotorischen Gesamtscore konnten in
den Jahren seit der Einführung der Diagnostik konsis-
tente Retest-Reliabilitäten von immerhin r
≈
.75
zwi-
schen den im Herbst und den im Frühjahr durchgeführ-
ten Testungen berechnet werden. Dies kann als sehr zu-
friedenstellendes Maß für die Gesamtdiagnostik inter-
pretiert werden.
das Problem, dass er konkreter entscheiden muss: „Wer
ist meine Nummer 16 und wer ist meine Nummer 17, die
ich dann nicht mehr mit in den Kader nehme?“ –
während Wissenschaftler in der Regel nach Signifikan-
zen auf Gruppenebene suchen, müssen Praktiker Ein-
zelfallentscheidungen treffen.
Technomotorische Diagnostik
im DFB-Talentförderprogramm
Im Rahmen der sportwissenschaftlichen Begleitung des
DFB-Talentförderprogramms wurde mittlerweile um-
fangreiches Datenmaterial erhoben. Es wurden von der
Arbeitsgruppe von Prof. Karl Weber (DSHS Köln) ver-
schiedene Einzeltests einer Testbatterie entwickelt, die
seit 2004 halbjährlich mit ca. 14.000 Spielern an den
Stützpunkten des DFB durchgeführt werden:
•
20-
m-Sprint
•
Gewandtheitslauf
•
Dribbeltest (Gewandtheitslauf mit Ball)
•
Ballkontrolltest (Ballannahme und Passen)
•
Torschusstest
•
Balljongliertest (seit 2010 neu eingeführt, hierzu liegen
noch keine umfassenden Längsschnittdaten vor)
Praxisorientierte Ergebnisrückmeldungen
Die Hauptfunktion der Diagnostik besteht darin, den Spie-
lern, Trainern und Koordinatoren der Stützpunkte eine
Leistungsrückmeldung zu geben. Hierzu wurden über die
Jahre Normwerte berechnet, so dass man den Spielern
eine Ergebnisrückmeldung in Form eines Leistungs- und
eines Entwicklungsprofils aushändigen kann. Im Leis-
tungsprofil werden die Leistungen in den Einzeltests so-
wie in einem Gesamtscore (gewichtete Summe der Einze-
lergebnisse) dargelegt. Im Entwicklungsprofil bekommen
die Spieler ihre Leistungen der letzten fünf Messzeit-
punkte, also aus den letzten 2,5 Jahren, mitgeteilt.
Um die Ergebnisse der Tests bundesweit vergleichen zu
können, werden auf Basis von Normwerten Prozenträn-
ge (PR) für die Leistungen in den Einzeltests berechnet.
Die grünen Balken im Leistungsprofil (Abb. 1) zeigen den
PR, den ein Spieler mit seiner Leistung erreicht hat. Im
dargestellten Fall hat der Spieler bei der Testung der Ge-
wandtheit 8,28 Sekunden benötigt, was einem PR
≈
40
entspricht. Damit weisen in seinem Jahrgang rund 40%
aller getesteten Spieler schlechtere bzw. umgekehrt
60%
bessere Leistungen als dieser Spieler auf. Seine
Leistung im Gewandtheitslauf ist damit leicht unterhalb
des Durchschnitts. Dem exemplarischen Leistungsprofil
ist weiter zu entnehmen, dass der Spieler in den reinen
Lauftests eher durchschnittliche Werte erzielt, während
Die Testungen werden an allen Stützpunkten mit etwa 14.000 Spielern
halbjährlich durchgeführt.