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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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ner positiv schiefen Ebene zu arbeiten. Wir machen ein
exzentrisches/konzentrisches Training mit der Begrün-
dung einer längeren Reizeinwirkungsdauer als bei allei-
niger exzentrischer Belastung unter ischämischen Be-
dingungen. Es wird, und das ist ganz wichtig, ein beson-
deren Trainingseffekt auf den musculus soleus erzeugt,
der vorwiegend aus langsamen motorischen Einheiten
besteht, kurze und lange Fußmuskulatur und die seitlich
führenden Muskeln. Hier gilt es, die eingelenkigen Mus-
keln mit einer Haltearbeit zu belegen. Die Übungen soll-
ten nur so lange und so intensiv durchgeführt werden,
wie es schmerzakzeptiert möglich ist, also nicht über die
Schmerzgrenze hinaus. Nimmt man die visuelle Analog-
skala (VAS), werden Werte von 2 bis 3 Akzeptanz finden.
Die Begründung ist auch diesbezüglich, dass eine
schmerzbedingte Inhibition vorzugsweise die schnellen
motorischen Einheiten, also Typ IIx betrifft und damit
den Gastrocnemius. Folgende Belastungs-Normativa
werden realisiert:
3
Serien à 20 Wiederholungen, 30 bis 50% Belastung vom
Einer-Wiederholungs-Maximum, 2 Minuten Serienpause
maximal 2 Trainingseinheiten pro Woche mit mindestens
48
Stunden zwischen den Trainingseinheiten.
Es geht um qualitativ ausreichendes Training, d.h. das
Ausführen einer Bewegung exzentrischer und konzentri-
scher Natur in allen Bereichen des Vorfußes, des Mittel-
fußes und des Sprunggelenks. In den Tagen zwischen
diesen Trainingsmaßnahmen können isometrische Hal-
tekontraktionen (5 x 1 Minute) oder andere ischämie-
bewirkende Verfahren durchaus eingesetzt werden. Erst
dann gehen wir bei gleicher Übung über in den Stand
und kommen zu folgenden Maßgaben:
Körpergewicht, falls schmerzakzeptiert, sonst
Reduzierung der Belastung
10
Wiederholungen
3
Serien, Serienpausen 2 Minuten
Pausen zwischen den Einheiten mindestens 48 Stunden
2
bis 3 Einheiten pro Woche
Progression, wenn Übung schmerzfrei möglich
Gesamthäufigkeit der Sitzungen abhängig vom
Therapiefortschritt
Ergänzungstraining
Progression bedeutet:
70%
vom Einer-Maximum schmerzakzeptiert
8
bis 12 Wiederholungen
3
Serien, Serienpausen 2 Minuten
Unter dem Begriff werden dimensionsanalytisch gese-
hen vier unterschiedliche Erscheinungsformen von Mus-
kelaktionen subsummiert:
submaximale Exzentrik
supramaximale Exzentrik
Counter Movement Jump (langsamer Dehnungs-
Verkürzungs-Zyklus)
Drop Jump (schneller Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus)
Es handelt sich in der Regel bei diesen in der Literatur
beschriebenen Formen exzentrischen Trainings um ein
Ausdauertraining mit Zusatzlast, die Behandlungs-Nor-
mativa im Kontext der vorgestellten Therapiegrundsät-
ze treffen eher nicht zu. Wenn aber unabhängig von der
jeweiligen Gemengelage dennoch eine erfolgreiche The-
rapie ausgewiesen wird, müssen die angewandten Me-
thoden vermutlich gemeinsame zugrundeliegende Wirk-
prinzipien aufweisen.
Eine potenzielle Erklärung wäre die bei allen exzentri-
schen Muskelaktionsformen auftretende Dehnung. Aber
die Forschung hat bereits ermittelt, dass Stretching
ebenso wenig Erfolge zeigt wie die Anwendung von
Night Splints“. Dies scheidet also als Erklärung aus.
Denkbar wäre weiter, dass die mit starker Muskelspan-
nung verbundene Ischämie eine Rolle spielt, die mit ei-
ner Intensität ab ca. 50 bis 60% der maximalen Kon-
traktion zustande kommt. Diese würde somit die Blutzu-
fuhr für die neugebildeten Gefäße zeitweise unterbin-
den. Geschieht dies häufiger und lange genug, könnte
man möglicherweise damit die Neovaskularisierung re-
versibel beeinflussen. Falls dies prinzipiell zutrifft, müs-
ste die Muskelaktionsform aber nicht notwendigerweise
exzentrisch sein. Einige neuere Arbeiten weisen darauf
hin, aber es wird auch gleichzeitig ein möglicher Pump-
effekt beschrieben, der bei der exzentrischen Situation
deutlicher erscheint als bei der entsprechenden kon-
zentrischen Aktivität. Ischämische Zustände lassen sich
auch bei Konzentrik und Isometrie erzeugen, auch mit
einem Blutdruck-Cuff. Ebenfalls lässt sich die in den Stu-
dien angewandte Gesamtreizdauer der „Exzentrik“ von
ungefähr 5 bis 6 Minuten pro Tag ohne erheblichen Auf-
wand mit anderen Methoden realisieren.
Progressive Therapie von der Basisarbeit zum
Leistungstraining
Vor dem Hintergrund der vorherigen Erörterungen bie-
ten sich zu Beginn der Trainingstherapie Maßnahmen
mittels des Einsatzes der einbeinigen negativen schiefen
Ebene an. Es sollte dann darauf hinauslaufen, dass der
Keil im Verlauf irgendwann umgedreht wird, um auf ei-