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ABB. 4
WIEDER AUFBRECHENDE VERLETZUNGEN IN UNTERSCHIEDLICHEN LÄNDERN
HAUPTBEITRAG I
30
25
35
%
20
15
10
5
0
DEN
SWE
NOR
SCO
ENG
GER
BEL
NED
ESP
FRA
ITA
POR
Einer solchen Verletzung liegt unsere Definition zugrun-
de, dass diese in derselben Form und an derselben Stel-
le innerhalb von zwei Monaten wieder aufgebrochen ist,
nachdem das medizinische Team die Wettkampftaug-
lichkeit bescheinigt hat. Ein solcher Vorfall ist nicht sel-
ten auf eine Fehleinschätzung des medizinischen Teams
zurückzuführen. Manchmal hängt es damit zusammen,
dass der Trainer wegen eines wichtigen Spiels ein positi-
ves Urteil zur Fitness des Spielers zu einem bestimmten
Zeitpunkt ggf. trotz Bedenken einfordert.
Jedenfalls weisen die mediterranen Länder auch die
niedrigsten Quoten bei wieder aufbrechenden Verlet-
zungen auf. Es stellt sich wiederum die Frage, ob es mit
dem wärmeren Klima zusammenhängt. Jedenfalls
schneidet gerade Skandinavien in dieser Hinsicht sehr
schlecht ab (Abb. 4).
Skandinavische Länder, insbesondere Dänemark, weisen
eine deutliche höhere Anzahl wieder aufbrechender Ver-
letzungen auf. Ein Nord-Süd-Gefälle wird deutlich. Wir
glauben, dass hierbei auch die Stärke des Betreuungs-
teams eine Rolle spielt. Denn in den Spitzennationen des
Fußballs wie Deutschland, Spanien, England und Italien
genießen die Teams eine breite medizinische und phy-
siotherapeutische Betreuung. Dort ist ggf. eine individu-
elle physiotherapeutische Rehabilitation gewährleistet.
In Schweden gibt es nur einen Physiotherapeuten im
Team, wodurch eine individuell optimale Rehabilitation
nicht möglich ist. Das könnte neben klimatischen Effek-
ten ein weiterer Grund für die Differenzen sein.
Verletzungs- und Leistungszusammenhang von
Überbelastungen
Unsere Auswertungen ergaben, dass sich das Verlet-
zungsrisiko im Training während der letzten 11 Jahre
nicht verändert hat. Es gibt aber eine etwas verringerte
Anzahl von Verletzungen in den Spielen. Ein Grund hier-
für könnte sein, dass FIFA und UEFA sich das vermut-
liche Gesundheitsrisiko bewusst gemacht haben, wenn
Spieler zu viele Spiele absolvieren. Deshalb sind die
Belastungsbedingungen zugunsten einer Milderung
etwas modifiziert worden, indem der Erholungszeitraum
zwischen dem Saisonende und dem Beginn einer EM
oder WM erweitert wurde.
Gestützt wurde diese Entscheidung von unserer Unter-
suchung des Verletzungsrisikos bei hoher Spielbelas-
tung. Wir haben dabei die Belastungen in der Endphase
der Saison in den europäischen Ligen und bei der an-
schließenden EM und WM in den Fokus genommen. Die
Spieler, die die wichtigen Spiele in den letzten 10 Wochen
der Liga gespielt haben, haben bei der Europameister-
schaft unterhalb ihrer Form gespielt und hatten mehr
Verletzungen. Wir können daher behaupten, dass Spie-
ler, die zu viele Spiele spielen und zu wenig Erholungs-
pausen haben, diese Pausen sind aus medizinischer
Sicht sehr wichtig, stärker gefährdet sind.
Auch die Vereine haben diese Zusammenhänge seiner-
zeit zur Kenntnis genommen, nicht von ungefähr sind
die Betreuerstäbe seit 2005 um etwa 20% im Durch-
schnitt vergrößert worden. Die Clubs sind daran interes-