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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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Das Verletzungsrisiko ist in der Nationalmannschaft und in der
Champions League etwas höher als in den nationalen Topligen,
Das Risiko ist in der Nationalmannschaft in etwa genau-
so wie in unteren Amateurligen, es beträgt etwa 5 bis 6
Verletzungen pro 1000 Trainingsstunden. Ein Unter-
schied ist aber im Zusammenhang von Wettkampfspie-
len zu erkennen (Abb. 2).
Das Verletzungsrisiko steigt signifikant mit der Bedeu-
tung der Liga. Es ist dementsprechend auch in der
Nationalmannschaft und in der Champions League
etwas höher als in den nationalen Topligen, z.B. der Bun-
desliga. Aber auch in der Bundesliga ist das Risiko viel
höher als in unteren nationalen Ligen.
Daran anknüpfend steigt das Risiko mit der Bedeutung
der sportlichen Aktivität und der Spiele (Abb. 3).
Man sieht, dass Freundschaftsspiele ein geringeres Risi-
ko und Spiele in der Champions League das höchste
Risiko darstellen, etwas höher noch als Länderspiele.
Das bedeutet, dass man Statistiken eines Teams, neh-
men wir als Beispiel Bayern München, nicht zwingend
mit anderen Teams, z.B. Swansea in England, verglei-
chen kann. Bayern spielt in diesem Fall viel mehr bedeu-
tende Spiele mit höherem Risikofaktor. Man muss also
immer berücksichtigen, welche Spiele ein Team spielt.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist, sowohl in der
Nationalmannschaft und in Spitzenligen als auch in der
Amateurliga, dass das Verletzungsrisiko mit dem Spiel-
ergebnis korreliert.
Es gibt eine signifikant größere Verletzungshäufigkeit in
Spielen, die eine Mannschaft verliert (ca. 28,8 Verlet-
zungen pro 1000 h Wettkampf) gegenüber Spielen, die
Remis enden (ca. 27,5 Verletzungen pro 1000 h Wett-
kampf) oder gewonnen werden (ca. 24,5 Verletzungen
pro 1000 h Wettkampf). Wir haben hierfür keine zwin-
gende Erklärung. Eine These wäre, dass man ein Spiel
eher verliert, wenn sich ein Leistungsträger verletzt.
Eine Niederlage könnte auch damit zusammenhängen,
dass eine Mannschaft nach einer Verletzung die Taktik
umstellen, ihren Matchplan aufgeben muss. Auch ein
mentaler Faktor könnte insofern verantwortlich sein,
dass man in Form von Tacklings und aggressiver Spiel-
weise ein höheres Risiko in Kauf nimmt, um beispiels-
weise einen Zwei-Tore-Rückstand aufzuholen. Als men-
tale Ursache könnte man auch in Erwägung ziehen, dass
Spieler bei einer Niederlage und einer schlechten Leis-
tung nicht zuletzt gegenüber den Medien eher geneigt
sind, vermeintliche, und damit in die Statistik eingehen-
de, Verletzungen wie Rückenprobleme als Rechtferti-
gung vorzubringen. Sie nähmen sich somit ein Stück
weit aus der Kritik. In einem siegreichen Team dürften
dagegen kleinere Blessuren weniger in den Vordergrund
rücken.
Verletzungsrisiko: Regionale Unterschiede
Deutschland, England, Belgien, Niederlande und Däne-
mark haben ein 40% höheres Verletzungsrisiko im Ver-
gleich zu den mediterranen Ländern. Auch hierfür ken-
nen wir die Gründe nicht, aber ein klimatischer Zusam-
menhang, ein klimatischer Effekt drängt sich als
Erklärung auf. Die Plätze sind in Nord- und Mitteleuropa
nicht immer in guter Verfassung, man sieht es u.a. in der
Premiere League, wo ja auch über Weihnachten, also bei
eher schlechter Witterung, gespielt wird.
Auch hinsichtlich wieder aufbrechender Verletzungen
unterscheiden sich die Länder.