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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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Freundschaften. Dies wird als Gefahr für mannschafts-
interne Beziehungen gesehen.
Die Freundschaftsstruktur der Internatler ist ähnlich. Die
meisten freundschaftlichen Kontakte werden im Fußball
gepflegt. Außerhalb des Fußballs reduzieren sich die
Kontakte auf einen besten Freund. Stabile Freundschaf-
ten außerhalb des Fußballs schützen die Spieler vor Irri-
tationen ihres Selbstkonzepts. Irritationen entstehen
durch eigene Leistungen und medial konstruierte Spie-
lerbilder, die nicht mit dem Selbstkonzept der Spieler
(
Bundesligaorientierung) übereinstimmen.
Diskussion
Ein kohärentes Selbstkonzept ist die Basis gelungener
Persönlichkeitsentwicklung. Daher sollte eine langfristig
angelegte, komplexe Talentförderung, die die Talente
als Subjekte ihrer eigenen Entwicklung ernstnimmt, die-
sen Räume gewähren, in denen stabile Freundschaften
aufgebaut werden können. Zudem sollte diese den Er-
halt dieser Beziehungen unterstützen.
Fluktuation in den DFB-U-National-
mannschaften - fester Stamm oder
reger Austausch?
Juliane Wulff, Antje Hoffmann (Universität Leipzig)
Einleitung und Forschungsziel
Die sportliche Eliteförderung ist ein Schwerpunkt in der
Nachwuchsarbeit des DFB. Mit der Nominierung für die
U15- bis U21-Nationalteams sollen die aussichtsreichsten
Spieler für den langfristigen Erfolg im internationalen
Fußball auf die erwarteten Höchstleistungen vorbereitet
werden. Ziel dieser Untersuchung ist es, Schlüsselstellen
der sportlichen Laufbahn in der Eliteförderung des DFB
zu benennen und die U-Nationalmannschaft zu identifi-
zieren, in der die meisten A-Nationalspieler erstmalig
vom DFB gesichtet wurden.
Methode
Auf der Grundlage der Kaderlisten der U- und A-Natio-
nalmannschaften des DFB von 2002 bis 2011 wurden die
Karriereverläufe von 1006 männlichen Fußballern der
Jahrgänge 1986 bis 1990 untersucht. Als Untersu-
chungsparameter dienten die Kadergröße und die Er-
neuerungsraten in den U-Nationalteams (Neueinstei-
ger/Kadergröße), der Anteil der gesichteten späteren A-
Nationalspieler sowie die Dropouts und „Eintagsfliegen“.
Damit sind die Spieler gemeint, die nach nur einem Jahr
Förderung nicht mehr in den Kaderlisten erscheinen.
Zur Bedeutung stabiler Freundschaften
im Nachwuchsleistungsfußball
H. Struck, D. Milles, U. Harttgen
(
Universität Bremen, SV Werder Bremen)
Einführung
In entwicklungspsychologischen Konzepten stellt der
Aufbau von stabilen Beziehungen und Freundschaften
zu Gleichaltrigen eine zentrale Entwicklungsaufgabe der
Adoleszenz dar. Die soziale Unterstützung durch
Freundschaften ist eine wichtige und nachhaltige Res-
source in dieser Jugendphase. Diese soziale Ressource
hilft wiederum bei der Bearbeitung anderer allgemeiner
Entwicklungsaufgaben (Selbstständigkeit, Ablösung
vom Elternhaus, Aufbau partnerschaftlicher Beziehun-
gen, schulische/berufliche Qualifikation etc.) und kon-
kreten personalen Zielen (Leistungsfußball etc.). Aber
Aufbau und Erhalt von Freundschaften können den
jugendlichen Leistungssportlern erschwert werden:
durch erhöhte zeitliche Anforderungen, Konkurrenz
innerhalb des Sports oder durch Neid und Missgunst
innerhalb und außerhalb des Fußballs. Daher wurde
konkret untersucht, wie die Bundesliga–Nachwuchs-
spieler ihre Freundschaften erleben.
Methodik
In der Hauptstudie wurden 20 Nationalspieler (Vorstu-
die: 6 Nachwuchs-Leistungsspieler) interviewt, die nach
Alter (U16 - U20) und Status in der Mannschaft (Ergän-
zungsspieler, Leistungsträger) im Sample unterschieden
wurden. Der Wohnstatus wurde im Sozialdaten-Frage-
bogen erhoben. Methodisch wurde das Problemzentrier-
te Interview (PZI) nach Witzel verwendet. Der Aufbau
des Leitfadens orientierte sich in der Vorstudie an den
zentralen Entwicklungsaufgaben des Jugendalters, in
der Hauptstudie an der Entwicklung und den Besonder-
heiten/Schwierigkeiten des Selbstkonzepts und der För-
derung und Unterstützung in sozialen Beziehungen. Die
Auswertung fand in Anlehnung an das Verfahren des
Thematischen Codierens statt.
Ergebnisse
Die jungen Talente sind nicht isoliert, sondern reden mit
ihren Freunden im und außerhalb des Fußballs über ak-
tuelle Aufgaben und Problemstellungen. Eine leistungs-
unabhängige Wertschätzung und Anerkennung erfahren
die Spieler in langjährigen stabilen Freundschaften, die
sie außerhalb des Fußballs führen. Innerhalb der Mann-
schaft (Konkurrenzsituation), aber auch in der Schule
(
exponierte Stellung) bedrohen Neid und Missgunst