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POSTERAUSSTELLUNG
Fazit
Ein siebenwöchiges spezifisches Schnellkrafttraining
während der Saison zeigt im Vergleich zu einem übli-
chen Technik-Taktik-Training eine Verbesserung von re-
levanten physischen Leistungsparametern bei leistungs-
sportlich aktiven Fußballspielern. Die nicht signifikanten
Effekte in Sprint, Sprungkraft und intermittierender
Ausdauer erfordern weitere Untersuchungen in rando-
misierten kontrollierten Studien mit einer größeren Pro-
bandenzahl.
Einfluss eines zweijährigen Krafttrai-
nings auf Kraft- und Sprungleistungen im
Nachwuchsleistungssport Fußball
A. Sander, M. Keiner, K. Wirth, D. Schmidtbleicher
(
Universität Frankfurt/M.)
Einführung
Maximal- und Schnellkraftleistungen stellen, neben ande-
ren konditionellen bzw. technischen, taktischen und
psychischen Anforderungen im Fußball, einen leistungs-
determinierenden Faktor dar. Die Maximalkraft wird dabei
als die höchste Kraft verstanden, die das neuromuskuläre
System bei einer maximalen willkürlichen Kontraktion er-
zeugen kann. Die Schnellkraft stellt die Fähigkeit des neu-
romuskulären Systems dar, einen möglichst großen Im-
puls innerhalb einer verfügbaren Zeit zu entfalten. In der
Literatur finden sich starke Zusammenhänge zwischen
den dynamischen Maximalkraft- und Sprungleistungen so-
wie zwischen gesteigerten Kraft- und Sprungleistungen.
Ein periodisiertes Krafttraining mit dem Ziel der Maximal-
kraftsteigerung sollte daher eingesetzt werden, um die
Leistungen bei schnellkräftigen Aktionen zu steigern.
Methodik
An der Untersuchung nahmen 134 Fußballer der Alters-
bereiche A- (U19), B- (U17) und C-Jugend (U15) aus dem
Nachwuchsleistungssport teil. Sie wurden in zwei Grup-
pen unterteilt. Die eine Gruppe KTG führte zum regel-
mäßigen Fußballtraining zusätzlich zweimal wöchentlich
ein Krafttraining über zwei Jahre durch. Die andere
Gruppe CG absolvierte in diesem Zeitraum ausschließ-
lich das regelmäßige Fußballtraining. Im Krafttraining
wurden einmal wöchentlich die Frontkniebeuge und ein-
mal wöchentlich die Nackenkniebeuge durchgeführt.
Zusätzlich wurden die oberen Extremitäten mit Bank-
drücken, Klimmzügen, Nackendrücken, etc. trainiert.
Folgende Tests wurden im Sommer 2009 (T1) und im Mai
2011 (
T2) durchgeführt:
Kraftübungen, welche eine niedrigere Zusatzlast erfor-
dern, sind eine vielversprechende Alternative zu bilate-
ralen Kraftübungen, wenn es um die Steigerung der
Schnell- und Explosivkraft der Beine geht. Zusätzlich re-
duziert das geringere Gewicht bei einbeinigen Kniebeu-
gen die Belastung der Wirbelsäule. In Rahmen der vorlie-
genden Studie wurden die Auswirkungen eines sieben-
wöchigen spezifischen Schnellkrafttrainings während
der laufenden Fußballsaison auf verschiedene physische
Leistungsparameter bei Spielern auf höherem Amateur-
niveau untersucht.
Methodik
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männliche Fußballspieler (Alter: 22,7 (SD 2,5) Jahre,
Größe: 1,79 (5,8) m, Gewicht: 76,9 (6,5) kg) aus einer
Mannschaft der dritthöchsten schweizerischen Liga
wurden randomisiert stratifiziert (strata: Ein-Wiederho-
lungsmaximum (1-RM), 10 m Sprintzeit) in eine Schnell-
krafttraining- (INT, N = 8) und eine Kontrollgruppe (KON,
N = 8) eingeteilt. Die Intervention wurde zwei Mal in der
Woche über sieben Wochen während der Saison durch-
geführt. INT führte Kraftübungen (uni- und bilaterale
Kniebeugen und Wadenheben mit Zusatzlasten) kombi-
niert mit Plyometrie- und/oder Schnelligkeitsübungen
aus. Zur gleichen Zeit absolvierte KON ein übliches
Technik-Taktik-Training. Vor und nach der Trainingspe-
riode wurden physische Leistungsparameter gemessen:
das 1-RM (halbe Kniebeuge), die isometrische Maximal-
kraft und der Kraftanstieg (RFD), die Sprunghöhe (Coun-
termovement Jump, CMJ (uni- und bilateral); Drop
Jump, DJ), 10- und 30-m-Sprintzeiten, die Wendigkeit
mit Ball, und die intermittierende Ausdauerleistungs-
fähigkeit (Yo-Yo Intermittent Recovery Test 1).
Ergebnisse
Die Spieler nahmen während der sieben Wochen im
Durchschnitt an 10,9 (1,1) Interventionseinheiten teil. Es
resultierten hochsignifikante Test x Gruppe Interakti-
onseffekte für das 1-RM (p < 0.001, partielles Eta-Quadrat
(
η
2
)
= 0.76), den CMJ (p = 0.001,
η
2
= 0.56) und den CMJ
mit dem linken Bein (p = 0.02,
η
2
= 0.35) mit einer Stei-
gerung der Werte der INT (+3 bis 18%) bei gleichbleiben-
den oder gesunkenen Werte (+0.6 zu -6.9%) der KON.
Obwohl nicht signifikant (0.16
≤
p < 0.35), wurden ver-
gleichbare Ergebnisse bezüglicher mehrerer anderer
Parameter (isometrische Maximalkraft, CMJ mit dem
rechten Bein, DJ, 30 m Sprintzeit, und intermittierende
Ausdauerleistung) mit mindestens mittleren Effekt-
größen (0.07
≤
η
2
< 0.15) beobachtet. Wendigkeitstest
und Sprintzeiten über 10 m zeigten keinen relevanten
Gruppenunterschied.