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POSTERAUSSTELLUNG
Freunde am Ball - Freunde im Leben.
Möglichkeiten und Grenzen eines
inklusiven Sportverständnisses am
Beispiel Fußball
Florian Pochstein, Manfred Wegner, Jens-Oliver Mohr
(
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Universität Kiel)
Einleitung
In Unified Sports® Teams trainieren und spielen Athle-
ten (Menschen mit geistiger Behinderung) und Partner
(
Nichtbehinderte) gleichberechtigt miteinander. Neben
der Möglichkeit, die sportlichen Fähigkeiten und Fertig-
keiten zu verbessern, liegt ein vorrangiges Ziel in der so-
zialen Inklusion und dem Aufbau von social capital durch
direkten Kontakt, Stärkung des Selbstbewusstseins,
Erfahren von eigener Kompetenz und Abbau von stereo-
typen Vorstellungen. Special Olympics und die Sepp Her-
berger-Stiftung des DFB haben sich mit der Initiative
FussballFREUNDE
zur Aufgabe gemacht, die gesell-
schaftliche Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit
geistiger Behinderung zu fördern. Mit dieser Studie wur-
de die Pilotphase des Projektes hinsichtlich möglicher
positiver Auswirkungen auf die physische, psychische
und soziale Handlungsfähigkeit der Beteiligten unter-
sucht.
Methode
Bei überregionalen Fußballturnieren wurden 24 Perso-
nen im Herbst 2011 mittels leitfadengestützter Inter-
views befragt. Die am Projekt beteiligten Personen
(
Sportler mit und ohne Behinderung, Trainer, Lehrer,
Vereinsvertreter und Eltern) wurden zu Themen wie Be-
teiligung, soziale Interaktion oder sportliche Fertigkei-
ten interviewt. Der Interviewleitfaden basierte dabei auf
einer europaweiten Evaluation des Special Olympics
Unified Projekts. Ausgewertet wurden die Daten mit der
qualitativen Inhaltsanalyse.
Ergebnisse
Neben einer von allen Seiten konstatierten Verbesse-
rung der fußballerischen Kompetenz der Jugendlichen
wird vor allem auf Seiten der Athleten von einer Steige-
rung des Sozialverhaltens berichtet. Spieler und Eltern
berichten von Verbesserungen des Selbstbewusstseins,
des Selbstwertes und der Kommunikationsfähigkeit.
Auch die Partner profitieren, in dem sie u.a. von positi-
veren Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinde-
rung berichten. Problematisch werden das Engagement
der Vereine und die finanzielle Situation gesehen.
und U17-Verbandsauswahlen in NRW (Verbände Mittel-
rhein, Niederrhein, Westfalen) an der Befragung teil. Das
Durchschnittsalter lag bei 14,8 Jahren. Als Instrument
diente der QS-17, welcher eine Erfassung der Qualität der
Maßnahme hinsichtlich der drei Faktoren Betreuung, Skills
sowie Wohlbefinden/Leistung erlaubt. Zusätzlich wurden
die Spielerinnen nach der Effektivität der Maßnahme für
sie persönlich sowie nach der Weiterempfehlung an ande-
re Spielerinnen (jeweils in Prozent) befragt. Für einen Teil
der Analysen wurden die Teilnehmerinnen aufgeteilt in
Spielerinnen, die bereits an einem Einzelgespräch (freiwil-
lig oder Pflicht) teilgenommen hatten (
n
= 18) sowie Spie-
lerinnen ohne Einzelgesprächserfahrung (
n
= 25).
Ergebnisse
Die Faktoren des QS-17 erreichten gute bis sehr gute
Werte. Der Faktor Betreuung wurde mit 3.5 von 4 mögli-
chen Punkten (
SD
= 0.5) am besten bewertet, gefolgt
von den Skills (
M
= 3.2; SD = 0.4) sowie Wohlbefinden/
Leistung (
M
= 2.9; SD = 0.7). Der persönliche Nutzen der
Maßnahme wurde mit 78% (
SD
= 13,9%) als sehr hoch
empfunden; für die Weiterempfehlung lag die durch-
schnittliche Wahrscheinlichkeit mit 90% sogar noch
höher (
SD
= 12,7%).
Betrachtet man die beiden Teilnehmergruppen separat,
so zeigen sich überraschend wenige Unterschiede in den
Ergebnissen. Die Faktoren Skills und Wohlbefinden/Leis-
tung wie auch Weiterempfehlung und Nutzen werden
von beiden Gruppen gleichermaßen positiv empfunden.
Lediglich beim Faktor Betreuung zeigt die Gruppe mit
Einzelbetreuung signifikant höhere Werte (3.7 vs. 3.4;
T
(41)
= 2.2, p = .030).
Fazit und Diskussion
Insgesamt lässt sich vor allem anhand der extrem hohen
Weiterempfehlungsrate ablesen, dass das sportpsycho-
logische Angebot von den Spielerinnen sehr gut ange-
nommen und als sinnvolle Ergänzung der Lehrgänge
empfunden wurde. Offensichtlich scheint es auch kein
Nachteil zu sein, sportpsychologische Inhalte in Grup-
pensettings zu vermitteln, da die Vermittlung der Inhal-
te laut Ergebnissen nicht leidet. Einschränkend sollte be-
achtet werden, dass wahrscheinlich besonders diejeni-
gen Spielerinnen an der Evaluation teilnahmen, die dem
Angebot eher positiv gegenüberstanden. Die Studie
zeigt jedoch grundsätzlich, dass es durchaus möglich ist,
ein vielfältiges und effektives sportpsychologisches An-
gebot zur Ressourcenstärkung bei jungen Sportlerinnen
und Sportlern zu schaffen. Der zeitliche und finanzielle
Aufwand für den Verband bleibt dabei vergleichsweise
gering.