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POSTERAUSSTELLUNG
scheidung durch erfahrene Schiedsrichterinnen der
Frauenbundesligen (
N
= 50). Die Schiedsrichterinnen be-
werteten in Echtzeit präsentierte Spielszenen (
N
= 52)
hinsichtlich der Faktoren Foulspiel (ja oder nein) und
persönliche Strafe (keine, gelbe oder rote Karte). Die
Spielszenen wurden gleichgewichtet mit und ohne Ton
präsentiert, so dass die Lautäußerungen der Spieler zu
hören bzw. nicht zu hören waren.
Ergebnisse
Die statistische Auswertung der Ergebnisse ergab, dass
in den präsentierten Spielszenen zwar insgesamt signifi-
kant häufiger auf Foul entschieden wurde, aber keine In-
teraktion zu den Lautäußerungen der gefoulten Spieler
zu beobachten war. Das heißt, Schiedsrichterinnen las-
sen sich nicht durch den Schrei eines Spielers beeinflus-
sen und ihre Entscheidung auf Foul bzw. kein Foul ist so-
mit nicht vom Schrei des Spielers abhängig. Die Studie
an der Universität Bielefeld zeigte aber auch, dass bei
den Foulentscheidungen signifikant häufiger eine gelbe
Karte als keine Verwarnung erteilt wurde, wobei die An-
zahl der roten Karten konstant blieb (Abb. 1).
Nach diesen Befunden wird das Entscheidungsverhalten
von Schiedsrichterinnen durch Lautäußerungen der ge-
foulten Spieler bedingt beeinflusst. Die Entscheidung
über eine regelwidrige Handlung ist zwar von der
Lautäußerung unberührt, dennoch beeinflusst sie die
Höhe der persönlichen Strafe während einer regelwidri-
gen Handlung, so lange kein feldverweiswürdiges Verge-
hen vorliegt.
Fazit
Eine verwendete Instruktion an die Spieler, gezielt zu
schreien, um das mögliche Foulspiel zu dramatisieren
und dadurch die Schiedsrichterentscheidung gezielt zu
beeinflussen, wird als bedingt wirksam beurteilt. Bei ge-
zieltem Einsatz dieses Mittels könnte man aufgrund der
Daten von unsportlichem Verhalten sprechen.
Beanspruchung während intensiver Wett-
kampfperioden im deutschen Profifußball
S. Meister, O. Faude, M. Kellmann, T. Meyer (Universität Basel,
Universität Saarbrücken, Universität Bochum)
Einführung und Forschungsziel
Es bestehen Hinweise, dass sich längerfristig erhöhte
Trainings- und Wettkampfbelastungen im Profifußball
(
sog. „Englische Wochen“) sowohl auf die Leistung als
Schiedsrichterbeeinflussung durch
gezielte Lautäußerungen
Heiko Lex, Marija Kurtes, Alexandra Pizzera, Thomas Schack
(
Universität Bielefeld, Deutsche Sporthochschule Köln)
Einführung und Forschungsfrage
Warum schreien Fußballspieler wenn sie gefoult werden?
Sicherlich weil ein Foulspiel Schmerzen verursacht.
Vermutlich aber auch, um auf die Deutlichkeit eines Foul-
spiels hinzuweisen und den Schiedsrichter in seiner Ent-
scheidungsfindung zu eigenen Gunsten zu beeinflussen.
Kann das funktionieren? Pfeift der Schiedsrichter eher,
wenn der Gefoulte deutliche Schmerzlaute äußert?
Hintergrund
Die Entscheidungsfindung von Schiedsrichtern in Sport-
spielen ist in Anlehnung an die Literatur geprägt von ei-
ner hierarchischen Informationsverarbeitungskette, be-
stehend aus Wahrnehmung, Klassifizierung, Speiche-
rung und Informationsintegration. In jedem Glied dieser
Kette treten Fehlerquellen auf. Beispielsweise beein-
flusst die Position des Linienrichters wesentlich die
Beurteilung einer Abseitsposition. Des Weiteren haben
Zuschauerreaktionen laut Forschung ebenfalls einen
erheblichen Einfluss auf die Beurteilung einer Foulsitua-
tion durch Schiedsrichter.
Methodik
Die Studie untersuchte die Auswirkungen von Lautäuße-
rungen während strittiger Foulsituationen auf die Ent-
ABB. 1
ANTEIL PERSÖNLICHER STRAFEN IN
FOULSZENEN
100
Anteil persönlicher Strafen %
90
80
70
60
50
40
30
20
10
keine
Karte
gelbe
Karte
rote
Karte
ohne Ton
mit Ton
0