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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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Ergebnisse
Tabelle 1 zeigt die Mittelwerte und Standardabweichun-
gen der Linearsprintwerte über 30m in den verschiede-
nen Altersklassen in T1 und T2 und die prozentualen Ver-
änderungen.
Fazit und Diskussion
Die Ergebnisse zeigen, dass ein Krafttraining zur Ver-
besserung von Sprintleistungen ergänzend zum Fußball-
training einem reinen Fußballtraining überlegen ist.
Hierbei kommt es in allen Bereichen bei der KTG zu sig-
nifikant höheren Steigerungen gegenüber der CG. Dies
gilt sowohl für Linearsprints als auch für Sprints mit
Richtungswechseln. Aus diesem Grund ist es notwendig
schon frühzeitig mit dem Krafttraining zu beginnen, um
die möglichst maximale Ausschöpfung von Leistungs-
reserven im Sprint zu gewährleisten. Vorstellbar ist in
Anlehnung an die Literatur, mit einem angepassten
Krafttraining ab 6 bis 7 Jahren zu beginnen.
Die Bedeutung schnellkräftiger Aktionen
für den Torerfolg im Profifußball
T. Koch, O. Faude, T. Meyer (Universität Paderborn,
Universität Basel, Universität Saarbrücken)
Einführung und Forschungsziel
Eine hohe Bedeutung von Schnelligkeit und Schnellkraft
als wichtige physische Leistungsvoraussetzungen in
spielentscheidenden Situationen im Leistungsfußball
wird generell angenommen. Diesbezügliche Aussagen
stützen sich allerdings auf Plausibilitätsüberlegungen.
Wissenschaftliche Daten, die diese Annahme stützen,
sind momentan noch rar. Ziel der vorliegenden Studie
war es, mittels Videoanalysen herauszufinden, inwiefern
verschiedene schnellkräftige Aktionen beim Torab-
schluss bzw. der Vorbereitung eines Tores von Bedeu-
tung sind.
Methodik
Anhand von Fernsehaufzeichnungen der Rückrunden-
Spiele der Fußball-Bundesliga in der Saison 2007/08
wurden 360 Tore, die von der angreifenden Mannschaft
aus dem Spiel heraus erzielt wurden, analysiert. Der
Beobachtungsbogen enthielt folgende Kategorien:
nicht-schnellkräftige Aktionen, Rotation (Rotationen des
Spielers um die eigene Körperlängsachse), geradliniger
Sprint (Läufe ohne Richtungswechsel mit Sprintge-
schwindigkeit), Sprint mit Richtungswechsel (zwei ge-
trennte Antritte in unterschiedliche Richtungen), Sprung
(
Sprung als klar erkennbare, vertikale Schnellkraftaktion
mit eindeutiger Absprungbewegung und Flugphase)
oder eine Kombination dieser Kategorien. Objektivität
und Reliabilität wurden vorab für alle Kategorien ermit-
telt und waren mindestens zufriedenstellend (
κ
0.63).
Ergebnisse
An 298 der 360 Tore (83%) war mindestens eine
schnellkräftige Aktion des Torschützen oder des Vorbe-
reiters beteiligt. Bei 62% (222 von 360 Toren) aller er-
zielten Tore erfolgte mindestens eine schnellkräftige Ak-
tion des Torschützen. Die Torvorbereiter führten in 55%
(176
von 322 Torvorlagen) aller Vorlagen mindestens ei-
ne schnellkräftige Aktion durch. Die Ergebnisse der Stu-
die zeigen, dass der geradlinige Sprint die häufigste
Schnellkraftaktion sowohl für das Erzielen eines Treffers
wie auch die Torvorbereitung war. Während der Sprung
beim Torerfolg signifikant häufiger war als der Sprint
mit Richtungswechsel oder die Rotation, gab es bei der
Vorbereitung eines Tores keine signifikanten Unter-
schiede zwischen den anderen Schnellkraftaktionen. Die
Torschützen sprinteten überwiegend ohne Ball am Fuß
(75%),
während die Torvorbereiter mehr Sprints mit Ball
am Fuß durchführten (64%) (Abb. 1).
Fazit
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Schnelligkeit und
Schnellkraftaktionen tatsächlich wichtige physische
Leistungsvoraussetzungen in spielentscheidenden
Situationen im Profifußball darstellen. Insbesondere
scheint der geradlinige Sprint bedeutsam zu sein, was im
Training und der Diagnostik berücksichtigt werden soll-
te. Sprints mit Richtungswechseln, Drehungen und
Sprünge sind möglicherweise bei defensiven Aktionen,
bei denen auf das Verhalten des Gegners reagiert wer-
den muss, von größerer Bedeutung.
ABB. 1
POSITIONSSPEZIFISCHE VERTEILUNG
DER DOMINANTEN SK-AKTIONEN
DOMINANTE AKTION BEI DER
ST
MF
AB
Torerzielung
linearer Sprint
ohne Ball
linearer Sprint
ohne Ball
Sprung und
linearer Sprint
ohne Ball
ST
MF
AB
Vorbereitung
linearer Sprint
ohne Ball
linearer Sprint
mit Ball
linearer Sprint
mit Ball