2.
DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
2 0 9
Verein auf. Die durchschnittliche Verletzungsdauer be-
trug 18 Tage. Umgerechnet auf den gesamten Spielerka-
der bedeutete das, dass jeder Spieler 14 Tage verlet-
zungsbedingt ausfiel oder, anders ausgedrückt, dass
während der gesamten Rückrunde im Durchschnitt 3
Spieler bzw. 11% des Kaders verletzungsbedingt nicht
zur Verfügung standen. Moderate (Ausfallzeit 8-28 Ta-
ge) und geringfügige Verletzungen (Ausfallzeit 1-3 Tage)
traten mit 31% bzw. 29% am häufigsten auf. 15% der
Verletzungen erforderten eine mindestens 4-wöchige
Pause und waren somit als schwer einzustufen, hierun-
ter befanden sich unter anderem 5 vordere Kreuzband-
risse. Die untere Extremität war mit 83% am häufigsten
betroffen. Oberschenkel- (29%), Knie- (21%) und Sprung-
gelenksverletzungen (17%) dominierten. 38% der Ver-
letzungen entfielen auf den Muskel-Sehnen-Apparat,
28%
auf die Gelenke und Bänder und 18% auf Prellun-
gen. In der Summation der Verletzungen fielen Spieler
am längsten aufgrund von Bandverletzungen am Knie-
gelenk aus, insgesamt 1277 Tage. Für Bandverletzungen
am Sprunggelenk belief sich die Zahl auf 983 und für
Muskelverletzungen des Oberschenkels auf 835 Tage.
Schlussfolgerung
Muskelverletzungen des Oberschenkels sowie Bandver-
letzungen an Knie- und Sprunggelenken verursachen im
deutschen Profifußball die meiste Ausfallzeit. Anhand
der Daten dieser Studie unterscheidet sich die Verlet-
zungshäufigkeit in Deutschland nicht wesentlich von der
in anderen europäischen Spitzenligen.
Validität und Reliabilität von GPS-
Technologie beim Einsatz im Fußball
Elisabeth Hohmann, Vanessa Martínez-Lagunas, Margot Niessen,
Mario Hermsdorf, Ulrich Hartmann (Universität Leipzig)
Einführung und Forschungsziel
GPS-Technologie bietet eine Möglichkeit der Objektivie-
rung und Dokumentierung des Trainings und Wettkamp-
fes. Der Einsatz von GPS wurde in zahlreichen Einzel-
und Mannschaftssportarten überprüft, jedoch liegen
diesbezüglich wenig gesicherte Kenntnisse im Fußball
vor. Ziel dieser Studie war die Quantifizierung der Vali-
dität und Reliabilität von zwei GPS-Modellen zur Mes-
sung verschiedener Distanzen.
Methodik
Zehn Fußballspielerinnen (19,5
±
3,5
Jahre, 162,0
±
4,6
cm, 58,6
±
5,8
kg) absolvierten 70-m-Sprints, 400-m-
Läufe mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten sowie
einen fußballspezifischen Parcours mit Geradeaus-
Sprints, Richtungsänderungen, Trabstrecken und Stand-
phasen. Hierbei trugen sie gleichzeitig zwei im oberen
Rückenbereich angebrachte GPS-Geräte: Wi SPI (1 Hz)
und SPI pro (5 Hz); GPSports, Australien. Bei der Vali-
ditätsprüfung wurden die vom GPS aufgezeichneten Da-
ten mit den tatsächlichen Distanzen (Goldstandard: Mess-
rad DigiRoller
TM
,
Calculated Industries) verglichen und
absolute (m) und relative (%) Abweichungen berechnet
(
positiv = Überbewertung, negativ = Unterbewertung).
Bei der Überprüfung der Reliabilität wurden jeweils die
drei Durchgänge gegenübergestellt und als zusätzliches
Maß der Variationskoeffizient (VK (%)) kalkuliert.
Ergebnisse
Über die 70-m-Sprints wurden geringe Abweichungen
von -3,1% für die SPI pro-Geräte und 4,3% für die Wi SPI-
Geräte ermittelt. Über die längeren Distanzen (400 m)
erzielten die Wi SPI-Geräte die besten Resultate, mit Ab-
weichungen von
±
1%
von der tatsächlichen Distanz. Für
die SPI pro-Geräte wurden hierbei Differenzen von
-0,6%
bis -3,5% festgestellt. Bei der Auswertung des
fußballspezifischen Parcours ergaben sich für die Gera-
deaus-Sprints, Trabstrecken und Standphasen über
weite Strecken valide und zuverlässige Resultate. Für
die Kurse mit Richtungsänderungen wurden die
niedrigsten Validitätswerte im Vergleich zu den darüber
hinaus getesteten Strecken gemessen. Bei beiden GPS-
Geräten lag eine Unterbewertung von -16% bis -28%
vor. Die Ergebnisse zeichnen sich durch gute Reliabi-
litätswerte (VK < 10%) aus.
Fazit
Die Ergebnisse zeigen zwar gewisse Defizite der GPS-
Geräte bei sehr kurzen Strecken (< 20 m; < 3 s) und ins-
besondere Kursen mit abrupten Richtungsänderungen,
allerdings sind gute Resultate über Sprints (20-70 m),
längere Strecken und Gesamtdistanzen (Parcours) zu
verzeichnen. Insgesamt lag bei den SPI pro (5 Hz)-Gerä-
ten eine Unterbewertung und bei den Wi SPI (1 Hz)-Gerä-
ten eine Überbewertung der tatsächlichen Distanz vor,
was bei der Anwendung in der Praxis zu beachten ist. Be-
züglich der Reliabilität ergaben sich über die gesamte
Testreihe gute Werte (VK zwischen 1% und 10%).
Das primäre Ziel des Einsatzes von GPS ist nicht aus-
schließlich die exakte Messung bestimmter Strecken,
sondern eine überblicksartige und quantitative Darstel-
lung der Gesamtbelastung (z.B. Vergleich Laufdistanz
1.
und 2. Halbzeit). Das wird durch die vorliegenden
Systeme bewerkstelligt.