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POSTERAUSSTELLUNG
Wie viel Nutzen entsteht Besuchern eines Spiels der
Fußball-Bundesliga allein dadurch, dass das Stadion aus-
verkauft ist?
Wie viel sind die Besucher bereit, dafür zusätzlich zu
zahlen?
Theorie und Stand der Forschung
Die Besucher eines Fußball-Bundesliga-Spiels konsumie-
ren im Sinne der in der Literatur ausgewiesenen Theorie
des Klubs ein sog. Klubpaket, d.h., sie konsumieren nicht
nur das Spiel an sich, sondern immer auch die Merkmale
(
bzw. Eigenschaften) der anderen, die zeitgleich vor Ort
sind.
Die stimulierende (bzw. nutzenstiftende) Wirkung, die
die Anwesenheit der anderen bei Fußball-Bundesliga-
Spielen hervorruft, bezeichnet Feehan (2006) als soge-
nannten
crowding-in effect:
„(…)
crowding-in effects
assume that consumer utility depends upon how full the
stadium is (that is, capacity utilization) in that a capacity
crowd improves the atmosphere at the game and adds
to the sense of occasion“.
Untersuchungsdesign und Datenanalyse
Die empirische Untersuchung wurde in Zusammenarbeit
mit einem Fußball-Bundesligisten durchgeführt. In des-
sen Region wurden Fußballinteressierte gebeten, einen
standardisierten Fragebogen auszufüllen (n = 781).
Ziel der empirischen Untersuchung war es, den crowding-
in effect zu quantifizieren. Die Quantifizierung erfolgte
mittels einer Limit-Conjoint-Analyse, einer Form der indi-
rekten Präferenzabfrage: Den Befragten wurden neun
Fußball-Bundesliga-Spiele vorgelegt, die sie anhand ihrer
Attraktivität in eine eindeutige Rangfolge bringen sollten.
Die Spiele setzen sich jeweils aus vier Elementen zusam-
men: Gegner; Sitzplatz-Kategorie; erwartete Stadionaus-
lastung (Ausprägungen: 50, 75 und 100%); Preis. Der
crowding-in effect wurde somit in Form der erwarteten
Stadionauslastung operationalisiert.
Ergebnisse
Die Zuschauer konsumieren bei Besuch eines Fußball-
Bundesliga-Spiels ein Klubpaket: 21% des Nutzens, der
ihnen entsteht, ist auf den crowding-in effect zurückzu-
führen. Die marginale Zahlungsbereitschaft für ein aus-
verkauftes Stadion beträgt – im Vergleich zu einem, das
zu drei Vierteln (zur Hälfte) ausgelastet ist, – 10,08 Euro
(20,54
Euro).
Diskussion und Management-Implikationen
Der Fußball-Bundesligist kann nicht nur wie bisher üblich
für Heimspiele gegen Top-Gegner, wie z.B. dem FC Bay-
ern München, einen Zuschlag auf den „normalen“ Preis
einer Eintrittskarte verlangen, sondern auch für solche,
bei denen er ein ausverkauftes Stadion erwartet.
Fazit
Mit dieser Arbeit wird die stimulierende Wirkung, die die
Anwesenheit anderer bei Sportevents mit sich bringt, der
sogenannte crowding-in effect, erstmals (monetär) quan-
tifiziert. Zudem wird mit der Verankerung des Effekts in
der Theorie des Klubs eine konzeptionelle Grundlage für
die weitere (theoretische) Analyse geschaffen.
Verletzungen im deutschen
Herren-Profifußball
K. aus der Fünten, J. Lensch, O. Faude, T. Meyer
Einführung und Forschungsziel
In Deutschland gab es bislang im Gegensatz zu anderen
europäischen Ländern - abgesehen von einer medienba-
sierten Untersuchung - keine wissenschaftliche Untersu-
chung zu Verletzungen im Profifußball. Erkenntnisse aus
anderen europäischen Profiligen sind, z.B. aufgrund an-
derer Spielrhythmen, aufgrund von Niveauunterschie-
den oder abweichenden Klimata, nicht notwendigerwei-
se auf Deutschland übertragbar. Diese Studie untersuch-
te Verletzungen in der ersten und zweiten Herrenfuß-
ball-Bundesliga.
Methodik
In der Studie wurden die Rückrunden der Saison
2008/09
und der Saison 2009/10 berücksichtigt. Sieben
Vereine aus der 1. und 2. Herren-Bundesliga nahmen dar-
an teil. Die Verletzungen wurden standardisiert anhand
eines Konsenspapiers erfasst, das unter der Schirmherr-
schaft der FIFA entstand („FIFA-Konsensus Statements
on Injury Definitions and Data Collection Procedures
in Studies of Soccer“). Die Verletzungen wurden durch
die medizinische Abteilung der Vereine dokumentiert.
Die Spieler waren durchschnittlich 25 Jahre alt, 79 kg
schwer und 1,84 m groß.
Ergebnis
Es traten insgesamt 300 Verletzungen auf, die eine Ver-
letzungspause von mindestens einem Tag erforderten.
In der Rückrunde 2008/09 traten 151, in der Rückrunde
2009/10 149
Verletzungen auf. Hiervon ereignete sich
die Mehrzahl im Spiel (53%). Die Verletzungsrate im
Spiel war fast 9-mal höher im Vergleich zum Training. Im
Durchschnitt traten 21 Verletzungen pro Rückrunde und