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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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ness des Verfahrens für die Spieler zu fördern, zum an-
deren die kontextspezifischen Einflüsse im Fußball zu
berücksichtigen.
Welche Persönlichkeitsmerkmale sind wünschenswert?
Es gilt heute als erwiesen, dass weder eine ganz be-
stimmte Persönlichkeitsstruktur als Voraussetzung für
erfolgreiche Spitzenleistung angesehen werden kann,
noch dass sich bei erfolgreichen Athleten gleichartige
Persönlichkeitsmuster entwickeln. Viele unterschiedli-
che Varianten und Persönlichkeitsfacetten können ziel-
führend sein; entscheidend ist eine passende Interaktion
zwischen Individuum und Umweltanforderung. Zum Bei-
spiel kann es wichtig sein, ob ein Sportler aufgrund sei-
ner Persönlichkeit gut in ein Team passt oder durch be-
stimmte Persönlichkeitsmerkmale dazu in der Lage ist,
unter den gegebenen Umständen das Beste aus seinem
Talent zu machen.
Dennoch gibt es erste Hinweise wonach bestimmte Per-
sönlichkeitsmerkmale für die Entwicklung zu einem Pro-
fi-Fußballer zumindest als günstig einzuschätzen sind. In
einer von uns durchgeführten Untersuchung zum Motiv-
profil von erfolgreichen Nachwuchs-Fußballspielern
(
U-Nationalmannschaft, n = 19) konnten erste Hinweise
gefunden werden, dass U-Nationalspieler, die in der U17
und später auch noch in der U19 in der DFB-Auswahl ver-
treten waren, deutliche Anstiege in den Komponenten
„
Aggressivität“ und „Risikobereitschaft“ aufzeigen.
Prinzipiell muss man in der Persönlichkeitsdiagnostik
kommerzielle (z.B. DNLA-Methode; Reiss-Profil/Motiv-
strukturanalyse) von nicht-kommerziellen Verfahren un-
terscheiden (z.B. FPI-R; NEO-PI-R) und deren Eignung für
das gewünschte Ziel der Diagnostik prüfen.
Tests zur Mentalen Stärke
Der Begriff „Mentale Stärke“ umfasst Eigenschaften, die
mit erfolgreichen Leistungssportlern generell in
Persönlichkeitsdiagnostik
Im allgemeinen psychologischen Verständnis bedeutet
der Begriff Persönlichkeit jene Merkmale einer Person,
die stabile Verhaltensmuster erklären. In der gegenwär-
tigen Persönlichkeitspsychologie geht man von 5 Fakto-
ren, den Big Five, aus, die kontextübergreifend Verhal-
ten erklären sollen:
•
Extraversion – Introversion
•
emotionale Stabilität – Emotionale Instabilität
(
Neurotizismus)
•
Offenheit – Verschlossenheit
•
soziale Verträglichkeit – Soziale Unverträglichkeit
•
Gewissenhaftigkeit – Nachlässigkeit.
Die Persönlichkeit eines Menschen ist schwer erschließ-
bar, da das nach außen gezeigte Verhalten nicht frei von
der Situation und auch nicht frei vom Beobachter zu be-
werten ist. So kann sich ein Spieler auf dem Fußballplatz
deutlich aggressiver zeigen als im normalen Leben. Dia-
gnostische Verfahren sind an dieser Stelle eine gute Er-
gänzung, um sich dem Verhalten zugrunde liegenden
Persönlichkeitseigenschaften zu nähern.
Testergebnisse von Persönlichkeitstests sind ein relativ
verlässlicher Hinweis auf eine mögliche Persönlichkeits-
eigenschaft, welcher jedoch bestimmten Fehlern unter-
liegen kann. Antworttendenzen aufgrund der sozialen
Erwünschtheit, Unterschiede hinsichtlich der Selbst- und
der Fremdwahrnehmung, sowie die Beeinflussung durch
die aktuelle Situation und den momentanen Gefühlszu-
stand können Auswirkung auf die Testergebnisse haben
und nur bedingt kontrolliert werden. Besonders zu
beachten ist zudem, dass mögliche Normwerte auch für
das getestete Klientel (Fußballprofis oder Fußball-
Talente) zur Einordnung und zum adäquaten Vergleich
zur Verfügung stehen sollten. Wünschenswert wäre es
auch, die Persönlichkeit im Rahmen von Situationen im
Fußball zu erfassen, um die Akzeptanz sowie die Fair-
Der d2-Test erfasst die Konzentrationsleistung der Spieler.