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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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Verbotene Medikamente und Methoden –
medizinische Indikation in Einzelfällen
In wenigen Fällen sind beim Fußballspieler Medikamente
und Methoden zur Therapie notwendig, die auf der Ver-
botsliste stehen.
Insulin
Infusionen
Ein insulinpflichtiger Diabetes mellitus (Typ I) ist durch-
aus vereinbar mit erfolgreichem Hochleistungssport,
wie Beispiele aus der Vergangenheit zeigen. Insulin re-
guliert nicht nur den Glukosestoffwechsel, sondern hat
auch anabole Effekte. Wenn der Körper zu wenig Insulin
produziert, muss das Defizit exogen ausgeglichen wer-
den, damit die Insulinbilanz wieder stimmt. In diesem Fall
handelt es sich nicht um Doping, sondern um eine thera-
peutische Notwendigkeit.
Infusionen sind seit einigen Jahren verboten, insbeson-
dere um eine Maskierung von Doping mit Erythropoese
stimulierenden Substanzen zu verhindern. Im Notfall
sind Infusionen erlaubt, anschließend muss eine Klinik-
einweisung erfolgen. Therapeutische Infusionen bedür-
fen einer medizinischen Ausnahmegenehmigung. Infu-
sionen zur schnelleren Regeneration oder zum schnellen
Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts sind
keine medizinische Indikation.
Verbotene Medikamente und Methoden –
medizinische Indikation selten bis nie
Die nachfolgend aufgeführten Substanzen und Metho-
den gehören zu den harten Dopingmitteln, bei den meis-
ten ist ein leistungssteigernder Effekt belegt.
Anabol-androgene Steroide und andere Anabolika
(
z.B. Clenbuterol)
Erythropoese stimulierende Substanzen
Hormone
Stimulanzien
Bluttransfusionen
Für Anabolika in der Rehabilitation nach Sportverletzun-
gen gibt es keine medizinische
Bestimmte Erythropoese stimulierende Substanzen wie
Cera, oder das Wachstumshormon HGH, oder auch Blut-
doping können bisher nur im Blut nachgewiesen werden.
Solange Blutkontrollen nicht durchgeführt werden,
bleibt der Fußball angreifbar. Es liegt zwar bisher kein
Hinweis vor, dass im deutschen Fußball mit diesen Subs-
tanzen manipuliert wird. Aus meiner Sicht hat der Fuß-
ball als Sportart Nummer Eins auch eine Vorbildfunktion
zu erfüllen. Dazu gehört auch das komplette Programm
der Dopingkontrollen.
Die Therapie eines Fußballspielers geschieht nach den
gleichen Grundsätzen wie bei nichtsporttreibenden Per-
sonen. Einschränkungen in der Medikamentenauswahl
sind ein notwendiges Opfer gegen den Dopingmiss-
brauch. Trotz dieser Einschränkungen ist auch bei Fuß-
ballspielern in den meisten Fällen eine ausreichende
Therapie möglich. Beispielsweise können die auch im
Fußball häufigen grippalen Infekte bzw. Atemwegsinfek-
te ausreichend medikamentös behandelt werden. Sind
Antibiotika notwendig, gibt es diesbezüglich keine Ein-
schränkung. Selbiges trifft auf die verschiedenen
Magen-Darm-Mittel und Medikamente gegen Übelkeit
und Erbrechen zu. Auch die verschiedenen antiallergi-
schen Substanzen, mit Ausnahme von Kortikoiden, kön-
nen eingesetzt werden. Für den Orthopäden ist wichtig,
dass sämtliche Lokalanästhetika und Muskelrelaxanzien
ohne Einschränkung erlaubt sind.
Die Tragödie um den dänischen Radrennfahrer Knud Jensen bei den
Olympischen Spielen 1960 gilt als Turning Point im modernen Sport.