ABB. 2
LEISTUNGSSTEIGERNDER EFFEKT
(
doppelblind, randomisiert, crossover)
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GESUNDHEITLICHE ASPEKTE
Effekt. Es existieren inzwischen zahlreiche randomisier-
te kontrollierte Studien an nichtasthmatischen (Elite)-
Athleten. Getestet wurden die Substanzen Formoterol,
Salbutamol, Salmeterol und Terbutalin in therapeu-
tischen und supratherapeutischen Dosen, inhalativ ver-
abreicht. Weder Ausdauer noch Schnelligkeit oder Mus-
kelkraft konnten gesteigert werden. Reviews bzw. Meta-
analysen hierzu finden sich bei: Kindermann W, Meyer T:
Br J Sports Med 2006; Kindermann W: Sports Med 2007;
Wolfarth B et al: Endocrinol Metab Clin North Am 2010;
Pluim BM et al: Sports Med 2011. Hingegen ist bei einigen
oralen Beta-2-Agonisten ein ergogener Effekt nachge-
wiesen.
Die WADA hat auf die vorliegenden wissenschaftlichen
Studien reagiert und die inhalative Anwendung von For-
moterol, Salbutamol und Salmeterol von der Dopingliste
genommen. Damit wurde der bürokratische Aufwand
erheblich reduziert. Eine medizinische Ausnahmegeneh-
migung für die therapeutische inhalative Anwendung
dieser genannten Substanzen ist nicht mehr erforder-
lich, sie müssen lediglich bei einer Dopingkontrolle ange-
geben werden.
Im Vergleich zu anderen Sportarten war in der Vergan-
genheit die Häufigkeit der inhalativen Anwendung von
Beta-2-Agonisten im Fußball geringer. Bei den Fußball-
Weltmeisterschaften 2002 und 2006 benutzten 2 % der
Spieler diese Substanzen, bei Olympischen Spielen
waren es sportartübergreifend 4 bis 5 %.
Substitution
Mitten in der Grauzone ist die Substitution anzusiedeln.
Substitution kann durchaus sinnvoll sein, wenn bei-
spielsweise Kohlenhydrate, Flüssigkeit und Elektrolyte
während eines Spiels als so genannte Spielgetränke zu-
geführt werden. Besonders zu erwähnen ist die adäqua-
Prednisolon 60 mg per os tgl. 7 Tage
70-75%
VO
2
max (min)
20
0
ohne Training
40
60
100
tgl. 2 Std. Training
Plac
Plac
Pred
Pred
120
80
modifiziert nach Arlettaz A 2007 und Collomp K 2008
Ausnahmegenehmigung. Erythropoese stimulierende
Substanzen sind beispielsweise Nierenkranken und
Krebspatienten vorbehalten. Stimulanzien sind klassi-
sche Wettkampfdrogen, ausgewählte Substanzen wer-
den therapeutisch beim ADHS eingesetzt, das meist im
Kindes- und Jugendalter diagnostiziert wird. Und wer
Bluttransfusionen braucht, gehört in die Klinik und nicht
auf den Sportplatz.
Verbotene Medikamente –
medizinische Indikation häufig
In diesem Kontext sind vorrangig zwei Medikamenten-
gruppen zu nennen, bei denen ein ergogener Effekt an-
genommen wird, die aber auch beim Sportler häufig me-
dizinisch indiziert sind: Glukokortikosteroide und inhala-
tive Beta-2-Agonisten.
Glukokortikosteroide
Glukokortikosteroide sind im Wettkampf bei systemi-
scher Anwendung verboten, aber im Training erlaubt.
Seit 2012 werden die Glukokortikosteroide auch im Trai-
ning kontrolliert, aber nicht sanktioniert. Man will damit
Aufschluss über einen eventuellen Missbrauch erhalten.
Eine medizinische Ausnahmegenehmigung ist erforder-
lich, wenn Glukokortikosteroide im Wettkampf syste-
misch angewendet werden.
Inzwischen gibt es nicht nur tierexperimentelle Befunde,
sondern auch Studien am Menschen, die auf einen ergo-
genen Effekt von Glukokortikosteroiden hinweisen.
Unter täglich 60 mg Prednisolon oral kommt es im Open-
End-Test mit einer konstanten Belastungsintensität von
70
bis 75% VO2max zu einer deutlichen Verlängerung
der Belastungsdauer im Vergleich zu Placebo. Der Effekt
ist größer, wenn zusätzlich täglich 2 Stunden trainiert
wird (Abb. 2). Inhalative Glukokortikosteroide haben kei-
nen ergogenen Effekt. Es wird angenommen, dass unter
dem Einfluss von Glukokortikosteroiden intensiver trai-
niert werden kann und dass die Erholung nach Wett-
kämpfen schneller verläuft. Letztere Annahme wird
gestützt durch tierexperimentelle Befunde über eine
beschleunigte Glykogenresynthese aufgrund einer
erhöhten Aktivität der Glykogensynthase. Somit haben
Kortikoide im Sport zwei Gesichter. Man kann sie aus
therapeutischen Gründen nicht generell verbieten. An-
dererseits kann eine angeblich notwendige Therapie zur
Leistungssteigerung missbraucht werden.
Inhalative Beta-2-Agonisten
Asthmasprays werden im Sport häufig angewendet. Das
betrifft sowohl asthmatische als auch nichtasthmatische
Athleten. Letztere hoffen auf einen leistungsfördernden