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GESUNDHEITLICHE ASPEKTE
Grauzone zwischen Therapie,
Substitution und Doping?
Prof. em. Dr. med. Wilfried Kindermann, Universität des Saarlandes
ABB. 1
FUSSBALL 2011: 2.258 KONTROLLEN
ALLE SPORTARTEN 2011
Trainingskontrollen Wettkampfkontrollen
1.
Leichtathletik 1.027 1. Fußball
1.659
2.
Triathlon
72 1
2.
Leichtathletik 426
3.
Rudern
638 3.
Radsport
404
4.
Kanusport
540
5.
Schwimmsport 526
Basketball
146
6.
Fußball
499
7.
Skisport
468
Handball
68
8.
Radsport
429
Eishockey 276
Handball
133
Medikamente und Methoden, die für die Therapie notwendig sind, aber auf der Dopingliste stehen, stellen
eine Grauzone dar. Medizinische Ausnahmegenehmigungen sollen einen Missbrauch verhindern. Nur selten
besteht bei den harten Dopingmitteln, die zu einem erheblichen Leistungszuwachs führen können, eine
medizinische Indikation. Hingegen wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Studien ein leistungssteigern-
der Effekt von inhalativen Beta-2-Agonisten bei nichtasthmatischen Sportlern nicht nachgewiesen. Dement-
sprechend wurden einige dieser Substanzen von der Dopingliste genommen. Die Substitution ist mitten in
der Grauzone anzusiedeln und ein spezielles Problem des Leistungssports.
Einordnung des Fußballs in die
Dopingproblematik
Doping gibt es, seitdem sportliche Wettkämpfe ausge-
tragen werden. Und Doping wird es auch zukünftig
geben. Aber Dopingkontrollen sind unverzichtbar, um
das Risiko für dopende Sportler möglichst groß zu ma-
chen und saubere Athleten zu schützen. Außerdem ist
der Abschreckungseffekt nicht zu unterschätzen.
Die historische Aufnahme (Bild oben rechts) zeigt, wie
der dänische Radrennfahrer Knud Jensen bei den Olym-
pischen Spielen 1960 in Rom von seinen Mannschafts-
kameraden gestützt werden musste, weil er auf seinem
Rad zu taumeln begann. Wenige Stunden später war er
tot, er hatte mit Amphetaminen gedopt. Diese Tragödie
war ein Turning Point im modernen Sport.
Fortan machte man sich Gedanken über Dopingkontrol-
len. Im internationalen Fußball wurden erstmals bei der
Weltmeisterschaft 1966 in England Dopingkontrollen
durchgeführt.
Der Österreicher und ehemalige Doping-Dealer Stefan
Matschiner sagte einmal: „Jeder Sport hat seine Droge.“
Experten hingegen differenzieren die einzelnen Sportar-
ten in unterschiedliche Risikogruppen. Ausdauer-, Kraft-
und Schnellkraftsportarten werden in die höchste Risi-
kogruppe eingeordnet, während der Fußball und andere
Ballsportarten in einer mittleren Risikogruppe zusam-
mengefasst werden.
Allerdings hat der Fußball mit seiner öffentlichen Auf-
merksamkeit und seinen Gehaltsstrukturen, die durch-
aus ein erhöhtes Dopingrisiko bedeuten können, die
Pflicht, eine möglichst große Kontrolldichte vorzuhalten.
Im Jahr 2011, für 2012 lagen die statistischen Zahlen
noch nicht vor, wurden 2.258 Dopingkontrollen durchge-
führt. Damit stand der Fußball an der Spitze aller Sport-
arten. Diese Dopingkontrollen betrafen insbesondere die
Wettkampfkontrollen Bei den Trainingskontrollen stand
Fußball an sechster Stelle, vor dem Fußball waren aus-
schließlich Sportarten der höchsten Risikogruppe plat-
ziert (Abb. 1).
Es muss in diesem Zusammenhang angemerkt werden,
dass im Fußball bisher keine Blutkontrollen erfolgten.
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