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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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Beim „Besorgungs- und Einnahme-Verhalten“ können
drei Verhaltensweisen unterschieden werden: erstens
unproblematischer Zugang zu den frei erhältlichen
Medikamenten wie Voltaren Dolo, Ibuprofen, Aspirin
u.a., zweitens Verordnung rezeptpflichtiger Medika-
mente durch den Hausarzt, Orthopäden, Sportarzt
u.a. und drittens der „unzulässige“ Zugang über
Sportkollegen, Trainer, Physiotherapeuten, Ärzte.
•
Der laboranalytische Nachweis der Einnahme von
NSAID‘s ist so gering, dass nur in 27% der Fälle der
Nachweis in den Dopingproben gelang, was heißt,
dass 73% der Athleten/innen, die die Einnahme
angegeben haben, negativ getestet wurden.
Andererseits hatten 8% die Einnahme verneint, bei
denen NSAID‘s im Urin nachgewiesen werden konnte
(
hohe Konzentration). Die Prävalenz des Gebrauchs
von NSAID ist in den analytischen Daten von Labor-
tests (Dopingtests) aber unter dem Strich nicht höher
als in den Eigenberichten der Athleten/innen. Die
Analyse von NSAID‘s in Urin-Dopingproben ist damit
nicht sicher genug und der Vergleich zwischen den
Selbstangaben und den Analyseergebnissen macht
derzeit keinen Sinn.
Die Schwierigkeit des „objektiven“ Nachweises der
Einnahme ist ein relevanter Aspekt für die diskutierte
Frage und damit die WADA, ob Schmerzmittel auf die
Liste verbotener Substanzen gesetzt werden sollen.
Schmerzmittelgebrauch (nicht-opioide Analgetika) im
Spitzensport – Studie der Deutschen Sporthochschule
Köln
Die Deutsche Sporthochschule Köln hat 2000 unter der
Leitung von Hans Geyer eine Auswertung von 4150 Do-
pingkontrollen gemacht. Dies betraf Kraftsport (551),
Fußball (2766) und Radsport (833). Ausgewertet wur-
den auch hier die die Medikamentenangaben und die
Analysenergebnisse (Abb. 1).
Das Ergebnis ist nicht ganz unerwartet. Erstaunlich ist,
dass die Differenz zwischen Training und Wettkampf
entweder gering ist oder sogar im Training eine höhere
Applikation vorliegt (Radsport). In der oben vorgestell-
ten Kooperationsstudie war die Einnahme im Wettkampf
wesentlich höher.
Beim Vergleich zwischen Männern und Frauen wird ein-
mal mehr deutlich, dass Frauen im Fußball mehr dieser
Medikamente einnehmen (Abb. 2).
Im Fußball dominierte die Einnahme von Diclofenac (364
gesamt/295 Selbstangaben/69 Analyseergebnisse =
36,8%)
gefolgt von ASS (232/181/51 = 23,7%) und Nime-
sulid (164/164/0 = 16,0%). Insgesamt sind 28 Medika-
mente im Fußball festgestellt worden.
lien, Kroatien, Iran, Deutschland, Israel, Italien, Nieder-
lande sowie aus Kontrollen in der UEFA Champions
League und im UEFA-Pokal. Die Proben wurden bei Wett-
kampf- und Trainingskontrollen genommen.
Im Handball stammten die Proben von NADA‘s und der
WADA, der nationalen und internationalen Handballver-
bände, u.a. aus Deutschland, den Niederlanden sowie
weiteren Ländern. Genommen wurden sie insbesondere
bei Handball-Weltmeisterschaften.
Im Feldhockey wurden die Proben durch Tests der WADA,
der NADA‘s und der nationalen Hockey-Verbände von
Deutschland, Italien und anderen Ländern gewonnen.
Ausgewählte Ergebnisse (mehrfache Angaben waren
erlaubt) und Erkenntnisse
•
Anhand der Selbstangaben der Athleten dominierte
bei den Medikamenten Diclofenac (11 %), gefolgt
von Nimesuliden (selektive COX 2 NSAR) (10 %),
ASS (6 %) und Paracetamol (4 %). Weitere 6
Medikamente wurden in jeweils 2% der Fälle einge-
nommen. Insgesamt lag in Bezug auf die Einnahme
von NSAID eine Quote von 43% vor.
•
Anhand der Laboranalysen zu den häufigsten
NSAID wurde in 18% der Fälle eine Einnahme
dieser Mittel festgestellt. Auch hier dominierte
Diclofenac (9%), gefolgt von ASS (2%) und
Etoricoxib (2%).
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Bei 49% der Frauen, aber nur 44% der Männer
im Fußball wurde eine Schmerzmitteleinnahme
festgestellt.
rel. H
äufigkeit (%
)
Kraftsport
Fußball
Radsport
50
40
60
30
20
10
44,6
47,7
41,1
32,7
21,1
30,1
ABB. 2
SCHMERZMITTELAPPLIKATION BEI
MÄNNERN UND FRAUEN
Männer
Frauen
0