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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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Beurteilung der restitutio nicht alleine körperlich,
sondern auch kognitiv
Um mögliche kognitive Störungen einer Athletin anhand
von Symptomen schnell zu evaluieren, wurde von der
FIFA das Sport Concussion Assessment Tool 2 (SCAT2)
empfohlen. Damit wäre ggf. bereits am Spielfeldrand ei-
ne standardisierte Einschätzung kognitiver Funktionen
möglich. Eine Untersuchung am Spielfeldrand beinhaltet
ferner eine lokale Untersuchung und eine neurologische
Untersuchung.
Inwieweit dieses Tool in Deutschland schon in der Breite
umgesetzt wird bzw. es verlässliche Daten hierüber gibt,
konnte nicht ermittelt werden.
Die erhöhte Prävalenz bei Nachwuchsspielerinnen sollte
in jedem Fall Anlass sein, das Thema der Gehirnerschüt-
terung in diesem Zusammenhang stärker zu erforschen.
Nicht verletzungsbedingte Trainingsausfälle
Es gibt kaum Daten über die Häufigkeit von Trainings-
ausfällen im Frauenfußball durch internistisch leistungs-
physiologische Erkrankungen. Allerdings gibt es Er-
kenntnisse in Bezug auf andere Sportarten. Unter Bun-
deskader-Athleten an den Olympiastützpunkten sind die
für Trainingsausfälle verantwortlichen Top-Drei-Diagno-
sen Infekte, und zwar Infekte der
van Beijsterfeldt AM et al. (2012): Scandinavian Journal
of Medicine and Science in Sports.
männliche Fußballspieler, systematischer Review
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prospektive Untersuchungen (7 okay: 1775 Spieler,
344
ischiocrurale Verletzungen)
Prädiktoren: Vorverletzung (sicher), Alter und
Flexibilität (uneinheitlich)
Schache, A. (2012): Eccentric Hamstring Muscle Training
can prevent Hamstring Muscle Injuries in Soccer Players.
In: Journal Physiotherapy.
Cluster randomisierte, kontrollierte Untersuchung:
942
Fußballspieler: 12 neue, 3 wiederkehrende
Verletzungen (Interventionsgruppe); 32 neue,
20
wiederkehrende Verletzungen (Kontrollgruppe)
Number needed to treat, um einer ischiocruralen
Verletzung durch exzentrische Belastungen
vorzubeugen, betrug 13 Spieler
Mit der Annahme, dass solche Verletzungshäufigkeiten
und Zusammenhänge auf den Frauenfußball im Prinzip
übertragbar sind, müssten dort eigentlich eigene Daten
erhoben werden, mittels derer angemessene Präven-
tions- und Trainingsmaßnahmen zur Vorbeugung von
Verletzungen abgeleitet werden können.
Sportbezogene Gehirnerschütterungen
Daten aus den USA zeigen, dass Gehirnerschütterungen
dort 9% aller Verletzungen im Nachwuchssport ausma-
chen. Weibliche Athleten sind dabei signifikant deutlich
häufiger als männliche betroffen. Symptome sind:
physisch (u.a. Kopfschmerzen, Übelkeit,
Lichtempfindlichkeit)
kognitiv (u.a. Verlangsamung, Unaufmerksamkeit, Konfusion)
emotional (u.a. Nervosität, Traurigkeit)
Schläfrigkeit
Wichtig ist, diese Verletzungen nicht zu bagatellisieren,
gerade bei Nachwuchsspielerinnen sind diese sehr ernst
zu nehmen. Gehirnerschütterungen müssen über meh-
rere Stunden beobachtet werden. Abgeschätzt werden
muss ferner die Notwendigkeit einer weiteren Bildge-
bung (MRT, CT) bzw. neurophysiologischer Tests. Unter
Berufung auf die American Academy of Pediatrics gel-
ten folgende Leitlinien:
keine Evidenz für Medikation (z.B. NSAR)
Belastungsreduktion bzw. Vermeidung
Reintegration in sportliche Belastungen am selben Tag
kontraindiziert
Ischiocrurale Verletzungen machen ein Drittel aller Verletzungen aus,
die mit einem Trainings- und Wettkampfausfall einhergehen.