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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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der Allgemeinbevölkerung sind es zum Vergleich 90%,
und das jährlich eine Neuinzidenz bei Rückenbeschwer-
den von etwa 2-5% zu erwarten ist. Anknüpfend stellt
sich die viel diskutierte Frage nach den Prädiktoren, den
Vorhersagewerten für auftretende Beschwerden. Die
höchste Evidenz besitzen hierbei zurückliegende
Beschwerden, die bei einer Athletin früher in ihrer Kar-
riere schon einmal aufgetreten waren. Die Schlussfolge-
rung ist also, dass man sich wissenschaftlich mit der Ver-
meidung einer Erstinzidenz auseinandersetzen muss,
was eine frühe Diagnostik von Defiziten einschließt. Das
führt zwangsläufig zu Maßnahmen der Prävention schon
im Nachwuchsbereich.
Inhaltlich ist dabei die Erkenntnis zu nutzen, dass nicht
die Kraft als solche, sondern plötzlich auftretende Kräf-
te insbesondere im Bereich der unteren Wirbelsäule eine
besondere Rolle bei Beschwerden spielen. Es sind nicht
so sehr die Inklinations- und Reklinationsbewegungen,
sondern vorwiegend die Rotations- und Lateralflexions-
bewegungen, die plötzlich auftreten. Wenn diese Kräfte
von der Athletin nicht kompensiert werden können und
repetitiv eintreten, führen diese möglicherweise zu
Beschwerden.
Folgende Erkenntnisse konnten gewonnen werden:
Patienten haben längere Latenzzeiten auf einen Störreiz
als gesunde Vergleichspersonen. Ein Zusammenhang mit
Rückenbeschwerden ist also weniger der Stärke, son-
dern der Geschwindigkeit einer Krafteinwirkung zuzu-
ordnen.
Hoher Effekt bei unerwarteten Krafteinwirkungen
Weniger Effekt bei Ermüdung – Effekt vorrangig auf
Amplitude
Selbst wenn bestimmte Interventionen im Mittel bei der
Mehrheit Wirkung zeigen, sind für die Minderheit alter-
native Lösungen zu erforschen. Diesbezüglich wäre die
Entwicklung wissenschaftlicher Modelle zur Charakteri-
sierung einzelner Spielerinnen und Spieler zu empfeh-
len, um diese ggf. gezielt einer auf sie abgestimmten
Therapie und Prävention zuzuführen.
Spezielle Forschungsdefizite zu Knieverletzungen bei Frauen
Relativ aktuelle Untersuchungen deuten auf einen Zu-
sammenhangs zwischen der Stabilität der Wirbelsäule
und Knieverletzungen hin. Diejenigen, die ein Defizit be-
züglich der sensomotorischen Kontrolle des Rumpfes er-
kennen lassen, weisen eine erhöhte Inzidenz von schwe-
ren Knieverletzungen auf (Abb. 1).
Rückenbeschwerden
Wenn man Betreuer, Athleten oder Physiotherapeuten
befragt, bekommt man erfahrungsgemäß die standardi-
sierte Antwort, dass mindestens zwei Drittel der Athle-
tinnen immer mal wieder an Rückenbeschwerden leiden.
Es ist aber ein schweres Unterfangen, dies im Frauen-
fußball wissenschaftlich zu belegen. So findet man z.B.
nur 15 Literaturstellen bei Pubmed zu dieser Thematik.
Die Schlussfolgerung wäre also, dass Rückenbeschwer-
den entgegen der subjektiven Einschätzungen im Frau-
enfußball keine Rolle spielen oder aber, dass dies unzu-
reichend untersucht ist. Nun weiß man von Ruderinnen
und Leichtathletinnen, dass diese in der Tat zu 70% im
Laufe ihrer Karriere an Rückenbeschwerden leiden, in
Laut Forschung werden bei den Frauen 25% aller Knieverletzungen
operiert. Das ist zwei- bis viermal so häufig wie bei Männern.