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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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Aufwärmprogramm integrieren. Es dürfte also nicht am
Argument nicht ausreichender Trainingszeit scheitern
oder von Cheftrainern abgelehnt werden, denn in einer
Sportart, die durch ständige Richtungswechsel gekenn-
zeichnet ist, erscheint die Voraktivierung entsprechen-
der Muskelsysteme logisch und vernünftig.
Training zur Verbesserung der intermuskulären
Koordination/“Zielmuskelbeanspruchung“
Vor dem Hintergrund des „Core-Stability“-Trainings und
des Beispiels des Kettlebell-Trainings, wo die Verbesse-
rung der neuromuskulären Kontrolle oder der inter-
muskulären Koordination das Ziel ist, lässt sich im
Rahmen einer spezifizierten Betrachtung des Kraft-
trainings neben den genannten klassischen nun eine
weitere (integrative) Methode anführen: das Training
zur Verbesserung der intermuskulären Koordination/
Zielmuskelbeanspruchung“. Die empfohlenen metho-
dische Prinzipien (20-60% Intensität, 5-15 Wieder-
holungen, 3-6 Serien, 1-2 min Pause) sind für das
Training zur Verbesserung der intermuskulären Koordi-
nation/“Zielmuskelbeanspruchung“ differenziert zu be-
trachten.
Bei der Arbeit mit stabilitätsorientierten Übungen, wie
der Miniband-Übung, ist die Technik der Durchführung
entscheidend. Die Miniband-Übung erfordert z.B. eine
gute Beinachsen-Kontrolle. Steht man dauernd in der
Valgus-Position, ist die Zielmuskelaktivierung nicht
wunschgemäß möglich. Das Kraftausdauertraining wür-
de es durchaus erlauben, bei 60% mit 20 Wiederholun-
gen zu arbeiten, was aber der absolut ermüdende Be-
reich wäre. Die anfänglich wichtige Technikanpassung
würde man damit umgehen. Alle Übungen, deren Ent-
wicklungsziele einen Bezug zur Verbesserung techni-
scher und mehrdimensionaler Fähigkeiten haben, wer-
den durch die aufgeführten klassischen Methoden nicht
abgedeckt, zumal dort die Ermüdung Voraussetzung des
Effektes ist.
Gerade zu Anfang etwa einer Kettlebell-Übung bewegt
man sich aufgrund der technischen Zielsetzungen ggf.
durchaus im niedrigen Bereich der Intensität und Wie-
derholungen usw. Es ist hinlänglich bekannt, dass das
auch Maximalkraftverbesserungen erzeugt und dies
nicht nur durch Hochintensitätstraining geschieht. Aller-
dings liegt man mittels Training im niedrig intensiven Be-
reich deutlich unter möglichen Zuwachsraten. Das Trai-
ning ist eben letztlich eine Frage der optimalen Abstim-
mung der Zielsetzungen.
Gerade für den Nachwuchsbereich ist es enorm sinnvoll,
mit einem moderaten Trainingsvolumen und moderaten
Ermüdungseffekten zu arbeiten.
auch als Rumpftraining oder Lenden-Becken-Hüft-
region- Training bekannt. Die anzunehmenden positiven
Wirkungen sind sicher ggf. auch zu relativieren oder
differenziert zu betrachten.
Eine angenommene Funktion ist die Sicherung und
Optimierung der proximalen Stabilität als Basis einer
optimalen Segmentmechanik der unteren Extremität.
Damit ist die Methode effektiv zur Verletzungsprophy-
laxe von Gelenkverletzungen der unteren Extremität
geeignet – im Rahmen komplexer neuromuskulärer
Trainingsprogramme. Dazu gehören Sprungkraft-Trai-
ning, Landekontroll-Training und Flexibilitäts-Trainings-
formen.
Es ist wissenschaftlich nicht eindeutig erwiesen, dass
bestimmte Effekte dem „Core-Stability“-Training isoliert
zugeordnet werden können, auch wenn dies plausibel er-
scheint. Das heißt, eine direkte Leistungsförderung in
sportartspezifischen Bewegungsaktionen kann, muss
aber nicht eintreten! Entsprechende Nachweise gibt es
bei typischen Bewegungsmustern der Überkopf-Sport-
arten. Was Beinaktivitäten bzw. läuferisches Verhalten
betrifft, zeigen die Studien keine so eindeutige Leis-
tungsbeeinflussung.
Trainingsmethodische Aspekte des
Core Stability-Trainings:
sportartspezifisch relevante neuromuskuläre Segment-
kontrollaufgaben (horizontal/vertikal, feed-forward/
feed-back-Akzent)
variabler Einsatz von Übungen, d.h. tendenziell nicht
ein Programm direkt wiederholen (physiologisch und
psychologisch relevant)
Verbesserung der Ermüdungswiderstandsfähigkeit. Denn
die Funktion der stabilisatorisch wirkenden Muskeln ist
sehr stark als Ermüdungswiderstandsfähigkeit zu kenn-
zeichnen, dabei kommt es weniger auf die Maximalkraft-
ausprägung an. Dieser Einflussfaktor hinsichtlich der
Verletzungsprophylaxe wäre genauer zu überprüfen.
Denn viele Verletzungen ereignen sich in der Phase der
Vorermüdung, zunächst der Beine, aber möglicherweise
auch bezüglich der unterstützenden stabilisierenden
Systeme. Deswegen sollte dieser trainingsmethodische
Aspekt eine gesteigerte Beachtung im Trainingsaufbau
finden.
Die Bedeutung der Miniband-Übungen als gute trainings-
praktische Lösung lässt sich auch aus EMG-Studien
ableiten. So liegt man durch diese Übungen beim
Glutaeus Medius bei 60% MVC – ein eindeutiger Kraft-
trainingsreiz. Das lässt sich mit der gegebenen Intensität
von drei- oder viermal zehn Wiederholungen gut ins