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HAUPTVORTRAG III
Auch die maximalen Parameter von Herzfrequenz und
Laktat, die gelegentlich zur Differenzierung von Überlas-
tungs- und Übertrainingszuständen verwendet werden,
wiesen in dieser Studie nicht auf Unterschiede hin. Das
spricht sicherlich dafür, dass die Spieler in jedem Fall
weit entfernt von einem Übertraining waren. Es wurde
insofern die – praxisrelevante - „Normalität“ einer Sai-
son gemessen.
Laborwerte
Laborwerte haben den Vorteil, dass sie durch interna-
tional vereinheitlichte Qualitätskontrollen hochstandar-
disiert sind. An einem extremen Beispiel lässt sich zei-
gen, dass diese Werte als Parameter in einfacher struk-
turierten Sportarten durchaus geeignet sind (Abb. 3).
Die Kreatinkinase (CK) ist als Enzym der anaeroben
alaktaziden Energiebereitstellung im Cyotosol der Myo-
zyten angesiedelt und wird auch im Fußball sehr häufig
bestimmt. Eine vermehrte Freisetzung ins Blut zeigt
muskuläre Membranschädigungen an (z. B. bei „Muskel-
kater“). Solche erhöhten CK-Wert im Blut sind nach
einem Marathonlauf durchaus über mehrere Tage fest-
zustellen. Die Werte, die maximal im Mittel erreicht wer-
den, liegen im Beispiel bei 500, was für einen Fußballer
gar nicht so hoch ist. Bei einem 200-km-Lauf steigt
dieser Wert noch höher. Das C-reaktive Protein (CRP),
unser empfindlichster Routineparameter zur Messung
der entzündlichen Aktivität, schlägt auch an. Nach
einem 200-km-Lauf ist eine auffällige erhöhte Aktivität
erkennbar. Da beim Fußball muskuläre Mikroschädigun-
gen nichts Seltenes sind und spekuliert wird, dass der
Körper darauf mit einem lokalen Entzündungsreiz
reagiert, wären diese Werte potenziell geeignet, Ermü-
dungen durch Anforderungen in dieser Sportart abzu-
bilden.
fähigkeit und die Maximalkraft in den Tagen nach einem
Meisterschaftsspiel erst wieder erholen müssen. Die
Sprintfähigkeit auf der fußballrelevanten Distanz von 20
m ist hier 72 Stunden nach dem Wettkampf noch nicht
wieder hergestellt. Auch bei der Maximalkraft wird 3
Tage nach der Belastung der Zustand vor dem Spiel
noch nicht wieder erreicht, obwohl ein Normalisierungs-
trend zu erkennen ist. Solche Messungen haben also
durchaus prinzipiell einen Aussagewert und können sich
für die Messung von Ermüdung anbieten.
Einige dieser Parameter haben wir vor kurzem für
Untersuchungen in der A- und B-Junioren-Bundesliga
herangezogen. Zu vier verschiedenen Messzeitpunkten
fanden während der Saison Messungen statt. Die Zeit-
punkte wurden anschließend danach klassifiziert, ob in
den drei Wochen vorher eine hohe oder niedrige Spiel-
belastung vorlag. Geprüft wurde, ob die gewählten Para-
meter die verschiedenen Expositionen voneinander zu
unterscheiden in der Lage waren. Dies war leider nicht
der Fall. Beispielsweise sprangen die Spieler im Mittel
nach hohen Belastungen beim Counter-Movement-Jump
sogar höher als nach niedrigen Belastungen. Somit ist
dieses Vorgehen zur Abbildung praxisrelevanter Unter-
schiede der Wettkampfbelastung nicht brauchbar.
Es spielt dabei natürlich eine Rolle, dass die Exposition in
dieser Untersuchung auf Spiele abgehoben hat. Wenn
ein Trainer eine hohe Spielexposition seiner Spieler hat,
verringert er in der Regel die Trainingsintensität und/
oder -häufigkeit, so dass die Gesamtexposition mögli-
cherweise weniger unterschiedlich ist. Andererseits wird
mit dem gewählten Vorgehen die Anforderungswirklich-
keit im Fußball durchaus abgebildet. Die Parameter ha-
ben jedenfalls keinen Unterschied in Bezug auf Spiel-
belastungen angezeigt und sind zumindest für diesen
Zweck daher diskussionswürdig.
ABB. 3
MARATHON UND 200-KM-LÄUFE
600
400
200
0
0
km 42km D1
D2 D3
D5
D4
D6
CPK (U.L
1
): 42.195
km
4000
2000
0
0
km 200km D1
D2 D3
D5
D4
D6
CPK (U.L
1
): 200
km
CK
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0
0
km 42km D1
D2 D3
D5
D4
D6
hs-CRP (U.L
1
): 42.195
km
50
40
30
10
20
0
0
km 200km D1
D2 D3
D5
D4
D6
hs-CRP (U.L
1
): 200
km
CRP
Kim et al., Eur J Appl Physiol 2009