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DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
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im Fußball mit einer größeren Verletzungsanfälligkeit
assoziiert.
Eine Studie (Shepard G.J. et al. (2003) Br. J. Sportsmed.)
hat bei body-mass-orientierter Kontrolle unter 68 Ex-
Fußballspielern (Alter: 44 Jahre, mittlere Spieldauer 16
Jahre) 6 Spieler ermittelt, die bereits eine künstliche
Hüfte erhalten mussten. Das scheint also eine Problem-
region bei Fußballern zu sein, die während der aktiven
Phase nicht viel Beachtung findet. Gerade auch im Hin-
blick auf die Prävention schon bei jungen Sportlern ist es
offenbar wichtig, solche Probleme und Phänomene früh-
zeitig zu erkennen. Die Arthrose nach dem Leistungs-
sport wird durch einige Faktoren beeinflusst: endogene
Faktoren, Verletzungen, die sportartspezifische Belas-
tung. Insgesamt stehen Überlastungsschäden im Zu-
sammenhang mit bestimmten Risikofaktoren:
Risikofaktoren (entfernt vom Ereignis)/intrinsische
Risikofaktoren (Veranlagung des Sportlers)
•
Alter (Reifeprozess, Alterungsprozess)
•
Geschlecht
•
Körperbau (z.B. Gewicht, BMI, Körpergröße, Konstitution)
•
Gesundheit (z.B. Verletzungsvorgeschichte, Laxität,
Instabilität)
•
körperliche Fitness (z.B. Muskelkraft, Koordination,
maximale Sauerstoffaufnahmekapazität, Bewegungs-
umfang und Funktion der Gelenke)
•
Anatomie (z.B. Achsenverhältnisse, Form der Gelenke,
interkondyläre Notchweite im Kniegelenk)
•
Leistungsniveau (z.B. sportartspezifische Technik,
posturale Stabilität)
•
psychologische Faktoren (z.B. Wettkampffähigkeit,
Motivation, Risikowahrnehmung)
Extrinsische Risikofaktoren (Exposition des Sportes)
•
Sportartfaktoren (z.B. Coaching, Regel, Schiedsrichter)
•
Besondere Schutzausrüstung (z.B. Schienbeinschoner,
Gesichtsmasken, Handschuhe)
•
Sportgeräte (z.B. Stollenschuh, Hallenschuh, Ball,
Übungsgeräte)
•
Umweltbedingungen (z.B. Wetter, Kälte, Hitze,
Bodenbelag, Rasenzustand)
Verletzungsmechanismus (nah am Ereignis)
•
Spielsituation
•
Spieler-/Gegnerverhalten
•
biomechanischer Bewegungsablauf (Ganzkörper bzw.
einzelne Gelenke)
Präventionsprogramme
Die Forschung hat, auch mit Blick auf solche Risikofak-
toren, verschiedene Effekte präventiver Maßnahmen
evaluiert.
Beispielsweise gelingt es durch neuromuskuläres Trai-
ning in Kombination mit Aufklärungsmaßnahmen VKB-
Rupturen um 50% zu reduzieren.
Exzentrisches Training reduziert Verletzungen der
ischiocruralen Muskulatur. Einzelne Maßnahmen (Kraft-
training, Dehnen) haben dagegen scheinbar keinen
messbaren Effekt einer Reduzierung von spezifischen
Verletzungsmustern.
Deshalb werden in Präventionsprogrammen in der Regel
verschiedene Aspekte und Maßnahmen kombiniert: Deh-
nungsübungen, Aufwärmarbeit, plyometrische Elemen-
te, Krafttraining, Beweglichkeits- und Balanceübungen.
Daraus resultieren mittlerweile Programme wie das von
der FIFA empfohlene „Die 11+“ (siehe den Beitrag von
Kathrin Steffen in dieser Dokumentation).
Im einjährigen Verlauf eines ähnlichen Programms
konnte eine Reduktion der Verletzungen um 21% er-
reicht werden. Das Problem bei solchen Programmen
bleibt die angemessene Berücksichtigung individueller
(
Risiko-)Faktoren.
Mehr Informationen über “Die 11+” erhalten Sie im Internet unter: