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VERLETZUNGSPRÄVENTION
Beispielsweise kommt es beim technischen Grundele-
ment des Ballführens mit der Innenseite zu einer Außen-
rotierung der Hüfte usw. Diese Belastungskontexte gibt
es zwar auch in anderen Ballsportarten mit Gegnerkon-
takt, aber nicht in der Ausprägung wie beim Fußball.
Die sportartspezifische Problematik steht insbesondere
im Zusammenhang damit, dass der Fußballer seine Hän-
de nicht einsetzen darf und ständig damit konfrontiert
wird, Bälle in der Luft mit Beinen und Füßen anzuneh-
men oder diese direkt zu spielen usw. Das heißt, er muss
immer wieder den Fuß abheben, beugen, außenrotieren
und damit seine hüftumspannende Muskulatur belasten.
Das kann zu Leistenproblemen führen.
Nun kommen bei der Differentialdiagnose bezüglich ei-
nes Leistenschmerzes über 30 Entitäten infrage. In fünf
große Gruppen eingeteilt, gilt es ggf. folgende Dimen-
sionen im Kontext einer jeweiligen Schmerzlokalisation
in den diagnostischen Blick zu nehmen:
•
abdominelle Ursachen (Leiste, z.B. weiche Leiste,
Leistenbrüche)
•
extraartikuläre Weichteilstrukturen (Muskel/Sehne)
•
LWS/ISG/Becken/Symphyse
•
Trauma (akut/chronisch - Sehne/knöchern)
•
Intraartikulär (Hüftgelenk)
•
urologische Ursachen
Eine Diagnose ist also u.U. nicht unproblematisch, selbst
wenn bei Fußballern typische Muster häufig anzutreffen
sind.
Bei idealen Rehabilitationsbedingungen im professionel-
len Bereich erreichen 90% der Spieler ihr vorheriges Le-
vel, 82% innerhalb von 8 Monaten. Betrachtet man fuß-
ballübergreifend alle und auch nicht professionelle
Sportler, reduziert sich die Zahl auf 50 bis 60% der Ath-
leten, die ihr vorheriges Leistungsvermögen wiederer-
langen, dafür aber 9 bis 12 Monate benötigen.
Das Rehabilitationsumfeld im Profifußball zeichnet sich
demnach durch hohe Qualität und Intensität aus.
Sprunggelenk
Die Muster der Sprunggelenksverletzungen, die eben-
falls häufig im Fußball vorkommen, die Ausprägungen
der Rupturen des Kapsel- und Bandapparates sind viel-
fältig. Gestützt durch mehrere Studien kann man auch in
solchen Fällen die Athleten in der Regel mittels konser-
vativer Behandlungsmethoden (Grad I und II => früh-
funktionell, Grad II und III => Orthese oder Tape) relativ
früh wieder in den Leistungssport zurückführen. Die
(
tendenzielle) Empfehlung einer operativen Behandlung
obliegt einiger (einhergehender) Kriterien: eine deutli-
che Instabilität, ein intraartikulärer Knorpelschaden, ei-
ne knöcherne Verletzung.
Verletzungen im Bereich Leiste/Becken/Hüfte
als spezifische Fußballproblematik
Verletzungen in der Region Leiste/Becken/Hüfte sind
teilweise gar nicht so einfach zu diagnostizieren und the-
rapieren. Sie sind ein spezieller Problembereich im Fuß-
ball. Das liegt auch an den sportartspezifischen Belas-
tungen (Stop-and-Go-Bewegungen, Rotationen, leichte
Beugungen und Außenrotierungen der Hüfte, Schussbe-
lastungen), die ständig in hoher Wiederholung auftreten.
Beim Kniegelenk sind akute Verletzungen sehr häufig, vor allem
vordere Kreuzbandrupturen.