2.
DFB-WISSENSCHAFTSKONGRESS 2013
9 7
Rumpfverletzungen
Auch Rumpfverletzungen im Fußball sind vielseitig.
Knöcherne Verletzungen wie Wirbelkörper- oder Rip-
penfrakturen sind aber selten und lassen sich relativ gut
diagnostizieren und therapieren. Verletzungen im Be-
reich des Rumpfes gehen häufig auf den direkten Kon-
takt mit dem Gegenspieler oder auch einem Mitspieler
zurück, etwa bei Sprüngen usw. Prellungen, Blockie-
rungsphänomene und Muskelverspannungen sind hier-
bei am häufigsten.
In einer japanischen Untersuchung wurde festgestellt,
dass die professionellen Spieler dort ein fünffach
höheres Aufkommen einer Spondylolyse, also einer
Lösung im Bereich des Wirbelbogens aufweisen. Für den
europäischen Fußball ist mir eine derartige Zahl nicht
bekannt, nach meiner Auffassung ist diese auch nicht
übertragbar. Aber in anderen Sportarten gibt es sicher
ebenfalls diesbezüglich erhöhte Quoten, so dass es sich
durchaus lohnt, dieses Phänomen einmal näher zu
betrachten.
Verletzungen der unteren Extremität (70-80%)
Verletzungen der unteren Extremität sind im Fußball am
häufigsten. Im Vordergrund steht dabei die Muskulatur.
Bei den akuten Verletzungen sind insbesondere auch
Knie und Sprunggelenk häufig betroffen.
Muskelverletzungen betreffend ist eindeutig in erster
Linie die ischiocrurale Muskelgruppe zu nennen (37%),
gefolgt von den Adduktoren (23%). Bei den Verletzun-
gen des Quadrizeps (19%) spielen insbesondere Schuss-
belastungen eine Rolle. Und schließlich sind Verletzun-
gen der Unterschenkelmuskeln (13%) zu konstatieren.
Die Verletzungen in diesem Bereich korrelieren mit
einem höheren Lebensalter. Das Rezidivrisiko liegt bei
ca. 20%. Das heißt, jeder fünfte Athlet verletzt sich
nochmal im selben Bereich.
Kniegelenk
Beim Kniegelenk sind akute Verletzungen sehr häufig,
vor allem vordere Kreuzbandrupturen. Abgesehen von
vorkommenden individuellen Schwierigkeiten stellen
solche Verletzungen die Medizin diagnostisch und thera-
peutisch eigentlich nicht vor große Probleme.
professionellen Fußball liegt bei 6 bis 10 Verletzungen
pro 1000 Spielstunden. Ein Spieler leidet an zwei Verlet-
zungen pro Saison und 10 bis 20% der Verletzungen
führen zu einem Trainingsausfall von mehr als 4
Wochen. Das sind die Verletzungen, in deren Folge ein
erheblicher negativer Einfluss auf die Mannschaftsleis-
tung unterstellt werden kann.
Dabei sind positionsabhängige Verletzungsmuster (Tor-
wart, Offensivspieler, Abwehrspieler!) zu verzeichnen.
Insbesondere Abwehrspieler scheinen anfälliger für Ver-
letzungen zu sein. Bei Feldspielern ist insgesamt eher
die untere Extremität betroffen, beim Torwart eher die
obere Extremität. Kontaktverletzungen machen mit
45%
weniger als die Hälfte aller Verletzungen aus, wo-
bei die Werte abhängig von der Lokalisation stark vari-
ieren. So sind über 90% der Verletzungen des Schädels
Kontaktverletzungen. Folgende Verletzungen sind im
Fußball zu registrieren:
Schädelverletzungen (3%)
Schädelverletzungen treten relativ selten auf. Sie kön-
nen in den meisten Fällen aber eine besondere Konse-
quenz haben. Gesichtsverletzungen, Nasen- und Joch-
beinfrakturen, sowie Schädelprellungen sind in erster
Linie zu nennen. Bei Akutverletzungen ist es für den be-
treuenden Mannschaftsarzt nicht einfach, die Schwere
der Verletzung direkt zu beurteilen und damit auch die
Aussage zu treffen, ob ein betroffener Spieler weiter-
spielen kann. Die heute vorhandenen Richtlinien für sol-
che Einschätzungen sind nicht in jedem Fall zwingend
eindeutig. Ohne bildgebende Maßnahmen vor Ort muss
man sich jedenfalls auf eine klinische Untersuchung ver-
lassen, die Fehlurteile nicht gänzlich ausschließt.
Verletzungen der oberen Extremität (3-12%)
Auch Verletzungen der oberen Extremität treten relativ
selten auf, wobei Unterarm und Hand häufiger als die
Schulter betroffen sind. Diese Verletzungen lassen sich
eigentlich relativ einfach diagnostizieren und behandeln.
Die durchschnittliche Verletzungsrate im professionellen Fußball liegt
bei 6 bis 10 Verletzungen pro 1000 Spielstunden.