AUF DEN SPUREN DER NATIONALMANNSCHAFT • 2010
wir Leistung immer auch komplementär zum Sozialver-
halten sehen. Fragen sie sich selbst als Trainer, Medizi-
ner, verantwortlicher Funktionär oder Wissenschaftler,
wie sie Leistung in Ihrem Verein oder Verband mit dem
Sozialverhalten kombinieren. Leistung ist zudem als Vor-
bild anzuerkennen und als Lebensleistung zu würdigen.
Epilog
Abschließend ist anzumerken, dass man die sozialwis-
senschaftliche Komponente im Sport und im Fußball
stärken müsste. Ich habe überhaupt nichts gegen hu-
manwissenschaftliche oder naturwissenschaftliche An-
sätze, glaube aber, dass die Themenfelder Ethik und Mo-
ral, der Zusammenhang von Verhalten und Handeln so-
wie Fairness und Verantwortung, aber auch das Ver-
ständnis für Fehlleistungen weiter untersucht werden
müssten. Ich glaube nicht, dass es dem Image der Natio-
nalmannschaft schadet, mit Anstand zu verlieren. Ich
denke, das haben die Daten 1966 in England und 2006
hier in Deutschland gezeigt. Plötzlich war die National-
mannschaft die Mannschaft des Herzens. Und das ist
auch ein Wert, den man nicht zu gering einschätzen soll-
te. Mein Konzept, um diese Gedanken von Image, Wert,
Wertschätzung, Ethik und Moral durchzusetzen, ist Bil-
dung – Aus- und Weiterbildung als bestes Kapital für den
Sport. Diese Bildung bei Jugendlichen, Nationalspielern
und allen Beteiligten im Sport zu etablieren, ist ein Ziel,
dass ich mir fest vorgenommen habe. Ich habe das Ziel,
vorrangig die soziale Kompetenz oder den Umgang mit-
einander zu schulen. Dazu brauchen wir keine neue
Task-Force, sondern könnten in einer ständigen Arbeits-
und Beratergruppe sehr gut diese sozialwissenschaftli-
che Aspekte in den Vordergrund stellen.
EINORDNUNG DES KONGRESSTHEMAS LEISTUNG
Leistung in humanen und fairen Grenzen!
Leistung nicht auf physische Erfolge reduzieren!
Leistung auf kognitive Strukturen ausdehnen!
Leistung mit dem Sozialverhalten verknüpfen!
Leistung als Vorbild anerkennen!
Leistung als Lebensleistung würdigen!
Wir haben eine Reihe von Studien durchgeführt, die zei-
gen, dass der Hypothesenjournalismus in den letzten
Jahren stärker geworden ist. Es wird nicht mehr darüber
berichtet, was stattgefunden hat, sondern es wird über
das spekuliert, was eintreten könnte. Die Medien insze-
nieren ihre eigenen Ereignisse. Auch hier wäre ein Pro-
jekt zum Zusammenhang von Werten, Journalismus und
Sport dringend erforderlich.
Ein Beispiel, das diese Problematik verdeutlicht: „Wenn
Reus sich fallen lässt, kann es sogar Elfmeter geben“,
sagte der Kommentator während der Sportschau am 12.
Dezember 2009 bei der Zusammenfassung des Spiels
Borussia Mönchengladbach gegen Hannover. Das kann
man natürlich auch als Aufforderung deuten, sich beim
nächsten Mal gefälligst fallen zu lassen.
DIE ROLLE DER MEDIEN
Im Gespräch: Bundestrainer Joachim Löw erläutert Lukas Podolski seine
Anforderungen und Erwartungen.
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