AUF DEN SPUREN DER NATIONALMANNSCHAFT • 2010
lungen von Knie- und Fußgelenken (siehe Abbildung 4).
Typisch ist zudem, dass etwa 70% der Verletzungen im
Spiel auftraten. Im Gegensatz zu den Profispielern wur-
den jedoch 70% der Verletzungen ohne Gegnerkontakt
verursacht. Dies erforderte eine übungsbasierte Form
der Intervention, die wir „Die 11“ genannt haben.
„
Die 11”
„
Die 11” ist ein einfaches Präventionsprogramm, das aus
zehn Übungen und dem Appell zum „Fair Play“ besteht.
Die Übungen zielen auf spezifische Trainingsschwer-
punkte ab, die Trainern geläufig sind: Rumpfstabilisie-
rung, exzentrisches Training der Oberschenkelmuskula-
tur, propriozeptives Training, dynamische Stabilisierung
und plyometrisches Training. Als Ausrüstung benötigt
man lediglich einen Ball. Das Programm dauert 10 bis 15
Minuten und sollte bei jedem Training nach der allgemei-
nen Erwärmung durchgeführt werden. Das Ziel war die
Reduktion der häufigsten Verletzungen (Verstauchung
des Fußgelenks, Zerrung der Oberschenkelmuskulatur,
Bandverletzungen im Knie, Leistenzerrungen usw.). „Die
11“
wurde landesweit durch Trainer des Schweizer Fuß-
ballverbandes in Trainerfortbildungen verbreitet und er-
reichte so innerhalb von zwei Jahren über 5.000 Fuß-
balltrainer. Darüber hinaus haben wir Poster, Bro-
schüren und eine DVD herstellen lassen. Diese Materia-
lien wurden vom SFV mit der Aufforderung, das Pro-
gramm durchzuführen, an die Vereine weitergegeben.
Aus einer anschließenden Befragung von 1.000 Trainern
ging hervor, dass das Programm insgesamt sehr gut an-
genommen wurde. Gelobt wurden insbesondere die Idee
des Programms, die Auswahl der Übungen und die Prak-
tikabilität. Bedenken äußerten die Trainer hinsichtlich
der langfristigen Perspektive. Zu den Verletzungen:
2004
gab es durchschnittlich 15 Verletzungen pro 1.000
Spielerstunden. Dieser Wert konnte bei den Teams, die
das Präventionsprogramm durchgeführt haben, um 17%
reduziert werden. Bei den anderen Teams gingen die
Verletzungen im Spiel um 6,5% zurück, was auf die Fair-
Play-Kampagne zurückgeführt werden könnte. Noch
deutlicher war der Rückgang der Verletzungen im Trai-
ning: knapp 20% weniger Trainingsverletzungen bei den
Teams, die „Die 11“ absolvierten, knapp 10% mehr Trai-
ningsverletzungen bei den Teams, die das Programm
nicht durchführten.
„
Die 11+”
Eine weitere Rückmeldung der Trainer hinsichtlich der
Umsetzung des Präventionsprogramms war, dass sie
sich ein komplettes Aufwärmprogramm wünschen wür-
den. Wir haben daher „Die 11“ weiterentwickelt. „Die 11+“
ist ein komplettes Aufwärmprogramm zur Verletzungs-
prävention, das aus 3 Teilen besteht: Laufübungen zum
Anfang und zum Schluss (Teil 1 und 3) sowie sechs Übun-
gen zur Stärkung der Muskulatur, des Gleichgewichts,
der Körperkontrolle und der Stabilität mit jeweils drei
Schwierigkeitsstufen (Teil 2). Das Programm lässt sich
dank der drei Stufen individuell anpassen, dauert etwa
20
Minuten und ersetzt das herkömmliche Aufwärmen
vor dem Training. Vor einem Spiel werden nur die Lauf-
übungen absolviert.
Die Effektivität von „Die 11+“ wurde am medizinischen
FIFA-Zentrum des Osloer Sporttrauma-Forschungszen-
trums in Norwegen wissenschaftlich untersucht. Dazu
wurden nahezu 2.000 Fußballerinnen zwischen 13 und 17
Jahren zufällig auf zwei Gruppen verteilt, von denen
eine regelmäßig das 20-minütige Aufwärmprogramm
absolvierte. Die andere Gruppe erwärmte sich herkömm-
lich. Im Ergebnis konnten im Vergleich zur Kontrollgrup-
pe die Verletzungen um 37% (im Training) bzw. 29% (im
Spiel) gesenkt werden. Die Anzahl der schweren Verlet-
zungen reduzierte sich um 50%.
ABB. 4
DIE HÄUFIGSTEN VERLETZUNGEN IM FUSSBALL
14%
8%
14%
12%
18%
17%
7%
10%
Kopf und Nacken
Rumpf
Oberschenkel
Knie
Sprunggelenk
Unterschenkel
obere Extremitäten
Sonstige
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