CGS-Sportler
Spieler
57,2
29,9
12,9
81,3
18,7
unter deutschen Kaderathleten
Sportartenkategorie
Mittelwert
Standardabweichung
Keine Angabe über
Sportart
4,28
6,61
Spielsportarten
5,12
7,93
CGS-Sportarten
9,17
14,28
Kampf-Sportarten
9,08
15,45
künstlerisch/kompo-
sitorische Sportarten
5,31
10,58
nicht zuzuordnen
8,14
10,21
Gesamtergebnis
7,64
12,51
AUF DEN SPUREN DER NATIONALMANNSCHAFT • 2010
5 7
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Doping in
CGS-Sportarten sehr viel stärker verbreitet ist als in
Spielsportarten. Die Auswertung ergab zudem, dass Do-
ping auf nationalem Wettkampfniveau eine größere Rol-
le spielt als im internationalen Bereich, und dass die Ent-
scheidung zu dopen zumeist vom Sportler selbst getrof-
fen wird. 99,5% der Sportler verneinten die Frage, ob sie
jemals von ihrem Trainer, anderen Betreuern, Funk-
tionären aufgefordert wurde, Doping-Substanzen zu
verwenden.
Wir haben die deutschen Kaderathleten zudem gefragt,
wie viel Prozent ihrer Gegner in der laufenden Saison ih-
rer Meinung nach verbotene Substanzen verwendet ha-
ben. Die Ergebnisse in Abbildung 4 spiegeln die Ein-
schätzung wider, dass aus Sicht der Athleten Doping in
CGS-Sportarten deutlich weiter verbreitet ist, als in
Spielsportarten. Durch diese Annahmen wird die Bereit-
schaft, selbst zu dopen, beeinflusst.
Erklärungsansätze
Geht man davon aus, dass Sportler versuchen, ihren
Nutzen zu maximieren, dann werden Doping-Entschei-
dungen auf der Grundlage von Kosten-Nutzen-Analysen
getroffen. Die Kosten der Entdeckung durch Einkom-
mensverluste sind im Profifußball relativ hoch. Der indi-
viduelle Nutzen ist jedoch geringer als in Individual-
sportarten. Zudem kommt es im Fußball weniger auf re-
kordorientierte Höchstleistungen physiologischer Para-
meter an, sondern sehr viel mehr auf die Kombinationen
vielfältiger Eigenschaften. Das schließt Doping im Aus-
dauerbereich nicht aus, macht es aber weniger wahr-
scheinlich. Insofern sind die relativ geringen Werte für
Doper in Spielsportarten durchaus plausibel. Eine Studie
aus dem englischen Profifußball ergab insofern nach-
vollziehbarerweise eine relativ geringe mittlere Präva-
lenzschätzung von 2,21%.
Präventionsüberlegungen
Der Preis des Dopings besteht aus der Höhe der Strafe
und der Wahrscheinlichkeit des Eintritts der Strafe, wo-
bei der Eintritt der Strafe das Produkt, also den Preis,
stärker bestimmt. Eine Erhöhung des Strafmaßes ist al-
lerdings kein geeignetes Mittel im Kampf gegen Doping.
Je schärfer die Sanktionen und je höher die Investitio-
nen der Dopingfahnder in die Strafverfolgung, desto
mehr Ressourcen werden individuell in die Vereitelung
der Entdeckung (Maskierung) investiert. Das bedeutet,
im Markt werden bei Strafverschärfung zwar zahlen-
mäßig weniger risikobereite Anbieter auftreten, die al-
lerdings, um im Markt zu verbleiben, ihr Angebot an Do-
ping-Substanzen oder Methoden durch wirkungsvolle
Maskierungstechniken oder innovative Techniken ver-
bessern. Diese teurer werdenden Mittel werden sich
zwar insgesamt weniger Athleten leisten können, aber
die aufgrund hoher bisheriger Leistungen über hohe Ein-
kommen verfügenden bisherigen Sieger werden sich
diese Mittel plus Maskierung weiterhin leisten können,
deshalb mit einer höheren Wahrscheinlichkeit gedopt
und nur schwer zu überführen sein.
Insgesamt gilt es in einer künftigen Diskussion, Bedin-
gungen einer befriedigenden Gesamtnettobilanz der Do-
pingbekämpfung durch eine adäquate Abwägung von
Kosten für das Monopol der Dopingkontrolleure mit den
tatsächlich erzielten Effekten der Kontrollen zu ermit-
teln. Dabei sind die möglichen Einschränkungen von
Rechten für Aktive, der Erhalt der Glaubwürdigkeit des
Sports durch die Notwendigkeit von (nicht zu erfolgrei-
chen) Kontrollen usw. zu reflektieren.
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ABB. 3
WIE VERBREITET IST DOPING?
ABB. 4
PRÄVALENZSCHÄTZUNG
ehrliches
nein”
Betrüger
ehrliches
ja”