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TRAININGSMONITORING, DIAGNOSTIK UND TESTUNG
Ein wesentlicher Bestandteil der Talentdiagnostik im deutschen Fußball sind technomotorische Leistungs-
tests an den 366 DFB-Stützpunkten. Die wissenschaftliche Auswertung der Tests ergibt, dass Testverfahren
ohne Ball – im Sinne der Messgenauigkeit – deutlich zuverlässigere Ergebnisse als Tests mit Ball liefern.
Hinsichtlich der inhaltlichen Aussagekraft können im Gruppenvergleich leistungsstärkere von leistungs-
schwächeren Spielern anhand der Testbatterie voneinander unterschieden werden. Retrospektiv lässt sich
zeigen, dass Spieler mit überdurchschnittlichen Testergebnissen mit größerer Wahrscheinlichkeit zukünftig
ein hohes Leistungsniveau erreichen.
Talentdiagnostik und -prognose
im Fußball
Prof. Dr. phil. Oliver Höner
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Struktur des DFB-Talentförderprogramms
Das Stützpunktsystem des DFB ist das größte Talentför-
derprogramm eines nationalen Fachverbandes weltweit.
An 366 Stützpunkten werden etwa 14.000 Spieler von
der D- bis zur C-Jugend von 1.000 Honorartrainern
flächendeckend gefördert. Ein wesentlicher Bestandteil
dieser Förderung ist eine technomotorische Leistungs-
diagnostik („Köln-Bochumer-Fußballtest“), die sich aus
diversen Einzeltests zusammensetzt (Abbildung 1). Bis
dato wurden von 2004 bis 2009 zwölf halbjährliche
Messungen mit Testfenstern im Herbst und Frühjahr
durchgeführt. Dabei wurden die Daten von über 60.000
Spielern erhoben, woraus hohe Anforderungen an die
Testökonomie hervorgehen.
Die gewonnenen Daten bieten den Trainern in erster Li-
nie eine Rückmeldung über die Entwicklungsverläufe der
Spieler im Längsschnitt. Darüber hinaus werden die Er-
gebnisse in der Form eines Zeugnisses zusammenge-
fasst und den Spielern ausgehändigt. Aufgabe der wis-
senschaftlichen Begleitung ist es unter anderem, zu ana-
lysieren, welche Prognosevalidität solche Tests für
zukünftige Leistungen haben können.
Probleme der Talentdiagnostik
Im Rahmen der Talenterkennung gibt es vier grundsätz-
liche Probleme: die Auswahl der Merkmale, die Erfas-
sung der Merkmale, die Stabilität personaler und situati-
ver Faktoren und den Umgang mit Wahrscheinlichkeits-
aussagen. Einen talentierten von einem weniger talen-
tierten Spieler zu unterscheiden, setzt demnach
zunächst einmal die Auswahl gültiger Merkmale voraus,
die ein Talent tatsächlich auszeichnen. Das nächste
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