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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 4
„
Statuswippe“
der schon einmal gehört. Beim DFB geht man in diesem Bereich aus diesem
Stefan Spies zur Halbzeit-Tagung nach Mainz. Auch im Saarländischen Fuß-
stellt das Projekt vor.
Christoph Dostert (rechts) bei der Arbeit mit den saarländi-
schen Schiedsrichtern.
Körpersprache-Experte Christoph Dostert: „Die Hände des
Schiedsrichters sind eindeutig vor dem Körper und zeigen:
‚
Hier werden Grenzen überschritten, ich werde das nicht
zulassen.’“
stellt. […] Als Mandzukic und Groß-
kreutz dann schließlich vor ihm
stehen, lässt Gräfe die Situation
für einen Moment unkommentiert
wirken. Im Hintergrund sieht man
Gräfes Assistenten Markus Sinn
etwas rufen, doch der nickt nur
leicht und signalisiert: alles im
Griff. Dann schnellen seine Arme
nach unten. Die ‚Jetzt-ist-Schluss-
Geste’, gefolgt von der Gelben
Karte für beide Spieler. Mandzukic
und Großkreutz akzeptieren klein-
laut und schleichen weg wie Kin-
der, die wissen, dass sie ihre Mut-
ter enttäuscht haben.“
Paradebeispiel für
gelungene Körpersprache
Ein solches Lob „ohne Not“ ist
möglicherweise die allergrößte
Auszeichnung für einen Spielleiter,
nicht nur in der Bundesliga. Auch
die Schiedsrichter an der Basis
wissen, wie schnell sich bei einem
Sieg die Schulterklopfer beim
Referee einstellen. Hat eine Mann-
schaft jedoch verloren, und das
Verlegenheitslob „An dir hat’s
nicht gelegen“ macht allgemein
die Runde, ist der Stellenwert ein
gänzlich anderer. Die von Ilja Beh-
nisch geschilderte Szene ist aber
in der Tat ein Paradebeispiel. Für
Durchsetzungsfähigkeit, Souverä-
nität, Routine, und vor allem: für
die richtige Körpersprache im rich-
tigen Moment.
Manuel Gräfe ist FIFA-Schiedsrich-
ter, einerseits jahrelang geschult,
andererseits aber auch mit einer
natürlichen Präsenz ausgestattet,
die Behnisch gar an einen jener
Berliner Wirte erinnert, „die dem
vollgetankten Stammgast erklären
müssen, dass es jetzt auch mal gut
ist mit Molle und Korn.“ Wie aber
ist es an der Basis?
Fachmann
mit ins Boot geholt
Tief im Südwesten Deutschlands
nahm man die Herausforderung
an. Ungefähr zur gleichen Zeit, in
der Manuel Gräfe jenes unerwartete
Lob für seine Spielleitung erhielt,
reifte im Schiedsrichter-Ausschuss
des Saarländischen Fußballverban-
des nämlich die Erkenntnis, dass
es Zeit würde, auch die Schieds-
richter an der Basis nach und nach
in den Bereichen Körpersprache
und Gewaltprävention zu schulen.
Für dieses Projekt, das im Rahmen
der landesweiten Aktion „Gewalt
hat keine Klasse“ stattfinden
sollte, holte sich SFV-Schiedsrich-
ter-Obmann Heribert Ohlmann
gemeinsam mit seinem Team
einen echten Fachmann ins Boot:
Christoph Dostert, Körpersprache-
Experte und Coolness-Trainer am
Institut für Sozialarbeit und Sozial-
pädagogik Frankfurt, der die saar-
ländischen Verbands- und Landes-
liga-Schiedsrichter schulte.
Nicht unbedingt eine einfache
Aufgabe: „Fußball ist natürlich
ein sehr emotionaler Sport“, weiß
Dostert, der in seinem Job unter
anderem mit verurteilten Gewalt-
tätern arbeitet. „Leider kommt
es auf den Sportplätzen aber
immer wieder vor, dass Aggressio-
nen und Hektik durch den Schieds-
richter nicht – wie es sein sollte –
deeskaliert werden, sondern ganz