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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 4
Titelthema
Balancieren auf der
Dass Körpersprache für jeden Schiedsrichter ein zentrales Mittel der Spielleitung ist, hat vermutlich je
Grund seit Jahren professionelle Wege, holte bereits 2009 den Business-Coach und Schauspiel-Lehrer
ballverband (SFV) setzt man seit kurzem auf professionelle Expertise. SRZ-Mitarbeiter Tobias Altehenger
Die Szene, die „11Freunde“-Redakteur Ilja Behnisch so beeindruckte: Manuel Gräfe zeigt Kevin Großkreutz und Mario Mandzukic
sehr deutlich ihre Grenzen auf.
F
ür einen Schiedsrichter ist es
meist die größte Anerkennung
seiner Leistung, wenn nach einem
Spiel nicht über ihn gesprochen
wird. Dieses übereinstimmende
Schweigen bedeutet meistens: Der
Schiedsrichter hat alles richtig
gemacht, ihm kann man die Schwä-
chen des eigenen Teams heute aus-
nahmsweise nicht zur Last legen.
Das stille Lob der Öffentlichkeit ist
damit oft das Beste, was für einen
Spielleiter zu holen ist.
Anders erging es jedoch vor einem
knappen Jahr Manuel Gräfe. Der
Berliner Sportwissenschaftler von
Hertha Zehlendorf erhielt nämlich
nach der Bundesliga-Begegnung
Borussia Dortmund gegen Bayern
München seine ganz persönliche
Würdigung. Drei Tage nach dem
Spiel beschrieb der Journalist
Ilja Behnisch für das Magazin
„11
Freunde“ ausführlich eine Situa-
tion in der 44. Spielminute, in der
Mario Mandzukic und Kevin Groß-
kreutz aneinandergeraten waren,
und die er als Gradmesser für die
Spielleitung Gräfes nahm; für des-
sen Rolle als „Taktgeber im
Testosteron-Tango“.
Mit spürbarer Anerkennung schil-
dert Behnisch die Szene wie folgt:
„
Der Schiedsrichter beruhigt erst
das ,Rudel’, geht dann ein paar
Schritte zurück, um sich eine neu-
trale Zone zu schaffen, in die er
die beiden Kampfhähne einbe-