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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 4
Mal lassen sich Spieler nach einer
Berührung theatralisch fallen und
täuschen den Kopfstoß eines
Gegners vor, mal wehren sie einen
Ball auf der Torlinie mit der Hand
ab und drehen ihren Oberkörper
dabei so, dass der Schiedsrichter
eine Abwehr mit der Brust vermu-
tet.
Schließlich kommt es auch vor,
dass angreifende Spieler den Ball
mit einer schnell vorgestreckten
Hand ins Tor lenken, wobei mitun-
ter selbst die Fernsehkameras
diese Vergehen erst in der Zeitlupe
und nach mehrfacher Wiederho-
lung sichtbar machen.
Solche Spieler verhalten sich
damit unsportlich im Sinne der
Spielregeln und verstoßen gegen
das Fair Play auf dem grünen
Rasen. Letztlich schaden sie dem
Fußballspiel und betrügen nicht
nur die gegnerische Mannschaft,
sondern zugleich alle am Fußball
beteiligten Fans.
In einer Umfrage unter 94 Schieds-
richtern wurde deutlich, dass diese
Unsportlichkeiten der Vorbilder
aus dem bezahlten Fußball mittler-
weile bis zu den Nachwuchsspie-
lern ihre Nachahmer finden.
Volker Seekamp, der Schiedsrich-
ter-Lehrwart im Fußballkreis Bre-
men-Nord, sagt: „Was die Jugend-
spieler und Kreisklassen-Fußballer
am Samstag in der Bundesliga
sehen, das müssen unsere Unpar-
teiischen an der Basis am Tag dar-
auf ausbaden, denn Simulieren
gehört auch dort längst zum Fuß-
ball-Alltag. Inzwischen lassen sich
selbst einige Funktionäre von sol-
chen Schauspieleinlagen anste-
cken.“
Deutlich wird dies zum Beispiel in
einem Video, das im vergangenen
Sommer im Netz die Runde machte
und für Spott und Gelächter sorgte.
Darauf zu sehen ist der Betreuer
eines Bayernligisten, der sich mit
seinem Pendant auf der Gegenseite
ein Wortgefecht liefert. Nach
einem harmlosen Wischer geht das
Schwergewicht plötzlich wie vom
Blitz getroffen zu Boden.
Sind es wie im geschilderten Fall
die Funktionäre, die sich als Schau-
spieler darstellen, so bleibt dem
Unparteiischen nur die Ansprache
an den Spielführer der Mann-
schaft, verbunden mit der Auffor-
derung, dass dieser Funktionär
den Innenraum verlassen muss.
Dazu hat der Unparteiische eine
Meldung im Spielbericht abzuge-
ben.
Zu beachten ist bei Simulationen
von Spielern jedoch, dass der Grat
der Bewertung durch den Schieds-
richter gerade bei der Vermutung
Nur weil ein Spieler schreiend hinfällt, muss noch lange kein Foulspiel vorliegen.
Liegt eine Mannschaft kurz vor Spielende in Führung, muss
der Schiedsrichter bei Verletzungen besonders genau auf die
Uhr schauen.
einer „Schwalbe“, wie auch bei
scheinbar simulierten Verletzun-
gen, sehr schmal ist.
Ist nicht eindeutig zu erkennen, ob
sich ein Angreifer hat fallen lassen
oder ob er bei einem fußballtypi-
schen Zweikampf gestürzt ist, sollte
der Schiedsrichter das Spiel nicht
unterbrechen, sondern auf
„
Weiterspielen“ entscheiden. Noch
zu häufig werden Spieler verwarnt,
die im gegnerischen Strafraum
beim Kampf um den Ball zu Fall
kommen, ohne dass eine Simula-
tion vorliegt.
Bei knappen Spielständen kommt
es immer wieder vor, dass ein
Akteur gegen Ende eines Spiels
eine Verletzung simuliert, um
zunächst auf dem Platz behandelt
zu werden und damit wertvolle
Zeit verstreichen zu lassen.
Kaum vom Spielfeld geschickt und
draußen behandelt, meldet er sich
wieder an und will weiter am Spiel
teilnehmen. Für alle Beteiligten
kommt die schnelle Gesundung
des Spielers dann überraschend.
Die verloren gegangene Zeit muss
der Schiedsrichter deshalb konse-
quent nachspielen lassen.