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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 6 / 2 0 1 4
Lehrwesen
Wer ist hier der Täter? Nach seiner Biss-Attacke bei der WM in Brasilien spielte Uruguays Luis
Suárez (links) die Opfer-Rolle.
Betrug am Fußball
Immer wieder versuchen Spieler, mit der Simulation eines Foulspiels den Schiedsrichter zum Pfiff
zu verleiten. Worauf der Unparteiische achten muss, um nicht auf diese Form des Betrugs herein-
zufallen, das erläutert Günther Thielking. Er stellt den aktuellen DFB-Lehrbrief Nr. 57 vor, der sich
dem Thema „Schwalben und andere Simulationen“ widmet.
Z
u einer der schillerndsten Figu-
ren der WM in Brasilien wurde
Luis Suárez. Der Stürmerstar aus
Uruguay sorgte jedoch nur in der
Begegnung gegen England mit
zwei Toren für positive Schlagzei-
len. Im Aufeinandertreffen mit Ita-
lien war es neben seinem Biss in
die Schulter von Giorgio Chiellini
auch die anschließende Schau-
spieleinlage, die heftig kritisiert
wurde.
Unmittelbar nach seiner Attacke
war er zu Boden gestürzt und hielt
mit schmerzhafter Miene seine
Hände an den Mund. Er simulierte
damit ein Foul des Italieners und
unterstrich dies nach dem Spiel
mit den Worten: „Er hat mich hart
mit seiner Schulter angegangen und
dabei auch mein Auge getroffen.“
Suárez reiht sich mit seinem Ver-
halten in eine nahezu unendliche
Kette von Aktionen ein, die seit der
schon historischen „Möller-Schwalbe“
in der Fachsprache des Regelwerks
mit dem Begriff „Simulieren“
bezeichnet werden.
Der deutsche Nationalspieler
Andreas Möller hatte sich in der
Saison 1994/1995 beim Spiel zwi-
schen dem Karlsruher SC und
Borussia Dortmund im Strafraum
nach einem Zweikampf mit seinem
Gegenspieler Dirk Schuster fallen
lassen. Er wollte damit einen Straf-
stoß herausschinden und bekam
diesen durch den Schiedsrichter
auch zugesprochen.
Nach dem Spiel verteidigte der
Dortmunder seine Aktion: „Das war
eine ‚Schutz-Schwalbe’. Ich dachte,
dass Dirk Schuster mich voll um-
hauen würde.“
Als solche Vergehen in den folgen-
den Jahren immer häufiger beob-
achtet wurden, entschied die FIFA,
dass es dafür zwingend eine Ver-
warnung geben müsste.
Unter der Überschrift „Verwarnung
für unsportliches Betragen“ heißt
es im aktuellen Regeltext seitdem:
„
Ein Spieler ist wegen unsport-
lichen Betragens zu verwarnen,
wenn er versucht, den Schiedsrich-
ter durch das Simulieren einer Ver-
letzung oder eines angeblichen
Fouls (,Schwalbe’) zu täuschen.“
Ging es der FIFA bei dieser Ergän-
zung der Spielregeln zunächst nur
um das unberechtigte Heraus-
schinden eines Strafstoßes oder
das Vortäuschen eines Fouls durch
einen Gegenspieler, so haben sich
inzwischen weitere Formen des
Simulierens im Fußball einge-
schlichen, die ebenfalls als
„
unsportlich“ einzustufen sind.
Auch sie müssen entsprechend der
Regel 12 bestraft werden.
Der frühere Dortmunder
Andreas Möller gab der
„
Schwalbe“ im Jahr 1995 sei-
nen Namen.