6
S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 5 / 2 0 1 4
Titelthema
gelbes Trikot) läuft auf das gegne-
rische Tor zu, wird von Figueroa
attackiert.
Der Verteidiger von Honduras
spielt zwar zunächst mit dem lin-
ken Fuß den Ball
(
Foto 2a)
geht
aber im gleichen Moment mit bei-
den Beinen voraus auch rück-
sichtslos in die Beine des Gegners
und „räumt“ ihn damit ab
(
Foto 2b)
.
Und das ist hier das Entscheidende:
Die Angriffsrichtung geht nicht nur
gegen den Ball, sondern gleichzei-
tig auch gegen den Gegenspieler,
der unmittelbar dahinter steht.
Es ist also kein „sauberes Ballspie-
len“, sondern ein klares Foulspiel,
das wegen Rücksichtslosigkeit
mit „Gelb“ hätte geahndet werden
müssen.
Im Gruppenspiel
Belgien gegen
Algerien
ist es in der 79. Spielmi-
nute ein Fußeinsatz des Belgiers
Mertens, der zu spät in einen Zwei-
kampf kommt. Sein Fußangriff
kommt von oben: Er spielt dabei
nicht den Ball, sondern tritt rück-
sichtslos auf den Fuß des Gegners
(
Foto 3)
.
Eine Persönliche Strafe gab es
nach diesem Foul nicht. „Gelb“
wäre für dieses Vergehen jedoch
angebracht gewesen. Da der Tritt
nicht oberhalb des Sprunggelenks
erfolgt, sondern auf den Spann,
wäre die Verwarnung noch ausrei-
chend gewesen.
Dass solche Tritte im Fußbereich
kein Einzelfall waren, belegt eine
weitere Szene, und zwar aus dem
Achtelfinalspiel
Kolumbien gegen
Uruguay
.
James von Kolumbien
(
links im gelben Trikot) und Cavani
von Uruguay geraten an der Sei-
tenauslinie in einen Zweikampf.
Cavani verliert die Kontrolle über
den Ball. Als sein Gegenspieler
James eher am Ball ist und diesen
spielt, tritt Cavani ihm mit langem
Bein von oben auf den Fuß
(
Foto 4)
.
Die Absicht, so den Ball zu spielen,
ist nicht zu erkennen. Und betrach-
tet man die Blickrichtung Cavanis,
könnte man durchaus vermuten,
dass er dem Kolumbianer absicht-
lich auf den Fuß tritt. Analog zur
Szene 3 wäre hier die Gelbe Karte
notwendig gewesen.
Handelt es sich bei diesen beiden
Vergehen um rücksichtslose Fuß-
einsätze, überstieg ein Foulspiel im
Achtelfinale
Frankreich gegen
Nigeria
dieses Maß deutlich.
Nachdem sich der Nigerianer
Onazi den Ball vorgelegt hat, läuft
er am Franzosen Matuidi vorbei.
Auch dieser weiß sich nicht anders
zu helfen, als seinen Gegner mit
einem Tritt zu stoppen.
Der große Unterschied zu den bei-
den Szenen zuvor: Matuidi tritt sei-
nem Gegenspieler nicht auf den
Fuß, sondern trifft ihn klar ober-
halb des Sprunggelenks, am Unter-
schenkel
(
Foto 5)
.
Weil der Franzose damit eine
schwere Verletzung seines Gegen-
spielers in Kauf nimmt – der Nige-
rianer musste unmittelbar später
verletzungsbedingt ausgewechselt
werden – hätte dieses Foulspiel mit
der Roten Karte bestraft werden
müssen.
Einen weiteren Tritt, der unzurei-
chend bestraft wurde, gab es im
Gruppenspiel
Argentinien gegen
Iran
:
Schon in der ersten Spiel-
minute tritt der Iraner Reza seinen
Gegenspieler Gago einfach mal
von hinten um.
Wie auf
Foto 6a
zu erkennen ist,
führt der Argentinier den Ball.
Dadurch, dass er mit seinem Kör-
per den Ball vom Gegenspieler
abschirmt, hat dieser keinerlei
Chance, an den Ball zu kommen.
Als Gago den Ball dann zu seinem
Mitspieler am unteren Bildrand
weiterpasst – der Ball rollt bereits
etwa zwei Meter vom Zweikampf
entfernt – tritt der Iraner in die
Hacken des Argentiniers
(
Foto 6b)
.
Der Schiedsrichter unterbricht das
Spiel, es gibt allerdings nur eine
Ermahnung.
Hier hätte es – obwohl das Spiel
gerade erst begonnen hat – eine
Gelbe Karte für den Iraner geben
müssen. Bei seinem Angriff auf
Foto 3
Foto 4
Foto 5
Mit diesem Tritt oberhalb des Sprunggelenks verletzt der
Franzose Matuidi seinen Gegenspieler. Dafür hätte es „Rot“
geben müssen.
Steckt hinter diesem Fußtritt Absicht? Die Blickrichtung von
Cavani lässt es zumindest vermuten.
Als der Ball weg ist, tritt der Belgier Mertens (im roten Trikot)
seinem Gegenspieler deutlich auf den Fuß.