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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 4
Titelthema
Startklar für die WM
Schiedsrichter Felix Brych und seine Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp werden die deut-
schen Schiedsrichter bei der WM in Brasilien vertreten. Wie sich die Unparteiischen auf den bishe-
rigen Höhepunkt ihrer Karriere vorbereitet haben, darüber berichten David Bittner und Lutz Lüttig.
F
ragt man Felix Brych danach,
wann er das letzte Mal einen
längeren Sommerurlaub gemacht
hat, muss er einen kurzen Moment
überlegen. Denn blickt er auf die
vergangenen Jahre zurück, so
stand seine sogenannte Sommer-
pause stets im Zeichen des Fuß-
balls: Olympische Spiele 2012 in
London, Confederations Cup 2013 in
Brasilien. Und im Sommer 2014? Da
geht’s für den deutschen Schieds-
richter erneut nach Südamerika.
Was ihn dort erwartet, hat mit Erho-
lung aber auch dieses Mal nichts zu
tun. Der 38-jährige Felix Brych ist
als einer von 25 Schiedsrichtern für
die Weltmeisterschaft nominiert
und will dort mit seinen Assistenten
Mark Borsch und Stefan Lupp den
finalen Schritt seiner internationa-
len Karriere gehen.
„
Die meisten Sportler betreiben
ihre Sportart ja mit großer Leiden-
schaft. Die Teilnahme an einer WM
ist dabei für jeden das größtmögli-
che Ziel – ob für einen Ruderer, für
einen Skispringer oder eben für
einen Schiedsrichter“, sagt Felix
Brych.
Auch wenn es im Leben sicherlich
auch viele andere wichtige Dinge
neben dem Fußball gibt, so habe er
sich riesig über die Nominierung
gefreut. „Sie ist Bestätigung für
die Leistungen in den vergangenen
Jahren“, weiß der Unparteiische.
Gran Canaria, Zürich und Rio de
Janeiro hießen die Orte, an denen
sich die nominierten Schiedsrich-
ter seit Februar auf das Turnier
vorbereitet haben. Bei den mehrtä-
gigen Lehrgängen wurden sie von
den FIFA-Verantwortlichen für ihre
Einsätze geimpft.
Und damit ist nicht nur die Hepati-
tis-Spritze gemeint, die sich Felix
Brych & Co. abholen mussten. Eine
einheitliche Regelauslegung sowie
der Umgang mit den verschiede-
nen Spielermentalitäten standen
bei den Workshops beispielsweise
im Mittelpunkt.
„
Darüber hinaus spielt auch die
Trainingsplanung eine wichtige
Rolle“, erzählt Felix Brych. „Die
physischen Anforderungen werden
in Brasilien sehr hoch sein – da
muss man sein Training im Vorfeld
anpassen.“ Bei medizinischen
Tests werde die körperliche Verfas-
sung jedes Schiedsrichters regel-
mäßig überprüft.
Für den deutschen Unparteiischen
sind solche Fitness-Tests kein
Problem. Schiedsrichter-Chef
Herbert Fandel sieht in dem sport-
lichen Auftritt sogar eine Stärke
von Felix Brych: „Er ist körperlich
topfit und nimmt auf dem Platz die
Spieler mit. Er verständigt sich mit
ihnen sehr geschickt und auf
Augenhöhe. Selbst in der ‚Hitze
eines Gefechts’ ist er noch in der
Lage, mit den Spielern zu kommu-
nizieren.“
Brychs „moderne und kommunika-
tive Linie“ lobt auch Lutz Michael
Fröhlich, der Abteilungsleiter
Schiedsrichter beim DFB. Hinzu
käme außerdem die notwendige
Konsequenz bei seinen Entschei-
dungen, die den Erfolg des Unpar-
teiischen ausmache.
„
Felix hat sehr intensiv an seiner
Weiterentwicklung gearbeitet, um
sein Ziel – als Schiedsrichter für
ein WM-Turnier nominiert zu wer-
den – zu erreichen. Er lebt sehr
konsequent für seine Schiedsrich-
ter-Tätigkeit und hatte auch den
Mut, seine Lebensplanung darauf
auszurichten“, sagt Fröhlich.
Ein starkes Team: WM-Schiedsrichter Felix Brych mit seinen
Assistenten Mark Borsch (links) und Stefan Lupp.
Mentale Stärke: Nur wenige
Tage nach dem „Phantom-
tor“ in Hoffenheim...
...
zeigte Felix Brych im Duell
AC Mailand gegen den
FC Barcelona eine exzellente
Leistung.