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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 4
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Map“
müssen die Teilnehmer in
festigen. Gleichzeitig verbessern sie
ihre Kompetenzen, um das Erlernte
auf dem Spielfeld umzusetzen.
Die Verfasser des Lehrbriefs wei-
sen darauf hin, dass sich die Ent-
scheidungen zur Regel 12 nach
unterschiedlichen Vergehen wie
ein roter Faden durch die Spiellei-
tung ziehen und zu den häufigsten
Eingriffen eines Schiedsrichters im
Verlauf eines Spiels gehören.
Auch in den ersten Einheiten einer
Ausbildung von Schiedsrichter-
Anwärtern sprechen viele Lehrwarte
häufig zunächst diese Regel an –
berührt sie doch zugleich mehrere
Bereiche anderer Regeln (zum Bei-
spiel: „Der Schiedsrichter“, „Ball in
und aus dem Spiel“, „Strafstoß“,
Freistoß“).
Im Lehrbrief werden an der folgen-
den konkreten Fragestellung die
Grundlagen aus dem Regelwerk
deutlich:
Zu Beginn der zweiten Halbzeit
wird ein Angreifer auf der Straf-
raumlinie von einem Abwehrspie-
ler klar erkennbar regelwidrig und
unsportlich zu Fall gebracht. Der
Abwehrspieler hatte nicht die Mög-
lichkeit, den Ball zu spielen. Eine
eindeutige Torchance lag nicht
vor, denn es befanden sich noch
mehrere Spieler beider Mann-
schaften in Spielnähe. Welche Ent-
scheidungen muss der Schieds-
richter treffen?
In der theoretischen Arbeit wird
eine solche Frage keine Probleme
bereiten. Sie ist selbst in einer
Anwärter-Prüfung ohne Schwierig-
keiten zu lösen. Die Antwort lautet:
Verwarnung gegen den Abwehr-
spieler, Strafstoß für den Angrei-
fer.
Wie kommt es aber trotzdem in der
Praxis dazu, dass – selbst in höheren
Spielklassen – in solchen Situatio-
nen Fehler gemacht werden?
Warum unterbleiben notwendige
Persönliche Strafen? Wieso kommt
es zu falschen Spielfortsetzungen?
Hängen solche Fehler von der Ver-
fassung des Schiedsrichters ab,
von seiner fehlerhaften, subjekti-
ven Wahrnehmung, vom fehlenden
Mut?
Anhand dieser Fragen wird deut-
lich, dass die Tätigkeit eines
Schiedsrichters mehr ist als ein
ausschließlich formales Umsetzen
des Regelwerks auf dem Spielfeld.
Dass es eben nicht ausreicht,
Regelfragen beantworten zu kön-
nen.
Deutlich wird nämlich, dass aus der
einfach zu lösenden Regelfrage auf
dem Spielfeld ein komplexer Vor-
gang entsteht, bei dem der Unpar-
teiische innerhalb von Sekunden
eine Vielzahl von Faktoren beach-
ten muss, um die richtige Entschei-
dung zu treffen.
Über die Spielstrafe hinaus werden
in der Spielregel die persönlichen
Sanktionsmöglichkeiten angespro-
chen. Diese können für den Spiel-
verlauf und das abschließende Re-
sultat von großer Bedeutung sein.
Zur Arbeit an diesem Thema mit
einer „Mind-Map“ werden daher im
Lehrbrief folgende Unterthemen
angeboten:
1.
Das verbotene Spiel (Voraus-
setzungen, Beispiele, Folgen,
Besonderheiten)
2.
Das unsportliche Betragen
(
Voraussetzungen, Beispiele,
Folgen, Besonderheiten)
3.
Die Persönlichen Strafen (Vor-
aussetzungen, Beispiele, Fol-
gen, Besonderheiten)
4.
Weitere Vergehen in Regel 12
und ihre Konsequenzen
In der Diskussion zum Thema und
bei der Erarbeitung der „Mind-
Map“ erfahren die Teilnehmer
durch ihre eigenen Beiträge und
ihre Mitarbeit, wie sie auf dem
Spielfeld in der Fußball-Wirklichkeit
die Bestimmungen zur Regel 12
anwenden und umsetzen müssen.
Der Lehrwart beschreitet zugleich
mit seinen Schiedsrichtern einen
methodischen Weg, in dem das
handlungsorientierte Lernen im
Mittelpunkt der gemeinsamen
Arbeit steht.
Auch im Anwärter-Lehrgang sollte das handlungsorientierte Lernen im Vordergrund stehen.