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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 4
Lehrwesen
Arbeiten mit der „Mind
Lehrarbeit darf sich nicht auf antiquierte Methoden beschränken. In der aktuellen Erwachsenenbildung
den Lernprozess eingebunden werden. Wie das geht, erklärt Günther Thielking im DFB-Lehrbrief Nr. 54.
N
ach einer schweren Verlet-
zung ging Sven Brockmann
den Schritt vom Fußballspieler
zum Schiedsrichter und stieg
nach wenigen Jahren in die Lan-
desliga auf. Er betreut die Jung-
Schiedsrichter im Kreis, sein
Obmann sieht ihn schon als
zukünftigen Lehrwart. Doch Sven
winkt ab: „Als Informatiker fehlen
mir jegliche pädagogische Kennt-
nisse. Und mein Wissen vom
Unterricht aus der eigenen Schul-
zeit reicht kaum aus, um darauf
eine eigene Lehrtätigkeit aufzu-
bauen.“
Zugegeben - die Person Sven Brock-
mann ist erfunden, seine Geschichte
hingegen nicht. In zahlreichen
Schiedsrichter-Gruppen des DFB
gibt es engagierte Unparteiische,
die von ihrer Persönlichkeit her
einen guten Ausbilder abgeben
würden – denen es aber an der
didaktisch-methodischen Kompe-
tenz fehlt.
Oft genug haben sie Lehrarbeit in
ihren Fußballkreisen in einer eintö-
nigen und langweiligen Form erlebt.
Die erschöpfte sich darin, dass am
Lehrabend stets Videoszenen ana-
lysiert wurden oder dass der Lehr-
wart Vorträge zu den Spielregeln
hielt.
Aus diesem Grund gibt es seit eini-
gen Jahren Weiterbildungen des
DFB speziell für Lehrwarte. Moderne
und zugleich interaktive Lehrfor-
men und das handlungsorientierte
Lernen stehen dabei im Mittel-
punkt. Der Lehrwart soll als Lern-
organisator tätig werden.
Wolfgang Möbius, der Abteilungs-
leiter für Qualifizierung beim DFB,
erklärt in diesem Zusammen-
hang, dass solche Bildungsmaß-
nahmen für Schiedsrichter-Lehr-
warte auch in diesem Jahr wieder
auf der Agenda stehen.
Ausgehend von dem Wunsch nach
einer Lehrwarte-Lizenz und nach
konkreten Weiterbildungsmöglich-
keiten wird der DFB ab 2015 ein
DFB-Ausbilder-Zertifikat“ anbie-
ten. Dieses hat die Abteilung Qua-
lifizierung gemeinsam mit Lutz
Wagner und Bernhard Gutowski
entwickelt.
Unabhängig davon bekommen
die Schiedsrichter-Ausbilder in
den Kreisen, Bezirken und Verbän-
den mit dem aktuellen DFB-Lehr-
brief Nr. 54 erneut methodische
Hilfestellungen für ihre Lehrtätig-
keit.
In der aktuellen Ausgabe greifen
die Verfasser mit der Arbeit an
einer „Mind-Map“ eine Lehrme-
thode auf, die eine hohe Motiva-
tion bei den Teilnehmern bewirkt.
Sie erfordert eine aktive, intensi-
ve Mitarbeit der Teilnehmer und
bringt in der Regel sehr gute
Lernerfolge.
In der Darstellung gibt es dabei
unterschiedliche Formen: So kann
das fertige Bild einer „Mind-Map“
aus einfachen Begriffen bestehen.
Es kann jedoch auch eine Collage
entstehen, bei der die Begriffe
durch Bilder dargestellt werden.
Bei dem exemplarischen Beispiel
des aktuellen Lehrbriefs erhält die
Schiedsrichter-Gruppe einen
Arbeitsauftrag zur Regel 12: Die
Unparteiischen sollen in einer
Mind-Map“ sämtliche Faktoren
erfassen, die in den Spielregeln
unter der Überschrift „Verbotenes
Spiel und unsportliches Betragen“
zu beachten sind.
Sie haben dabei die Möglichkeit,
durch ein handelndes, eigenver-
antwortliches Lernen ihr Wissen
aufzufrischen, zu erweitern und zu
An einer Mind-Map erarbeiten sich Schiedsrichter im Fußballkreis Cuxhaven die Inhalte der Regel 12.